Charons Klaue
diese dunklen Zeiten erinnerte.
Und doch hielt der Ärger nicht lange an, wenn sie ihren stillen Gefährten betrachtete. Entreri machte ihr Angst, und zwar zu Recht, so dass Dahlia unablässig vor ihm auf der Hut war.
Sie konnte jedoch nicht abstreiten, dass er sie auf einer sehr tiefen, sehr persönlichen Ebene auch faszinierte.
Er wusste es.
Er wusste es und hatte sich nicht von ihr abgewandt.
Er wusste es, und anstatt sie zu verachten, war er auf sie zugekommen.
Wollte sie das? Hatte sie das verdient?
Dahlia konnte ihre widersprüchlichen Gedanken und Gefühle nicht begreifen.
Sie wollte ihn töten.
Sie wollte ihn umarmen und lieben.
Beides erschien so verlockend.
Drizzts Hand griff nach dem kleinen Käfig, aber er umfasste nur Luft, als das Bild der Frau in der schwach erleuchteten Höhle verblasste. Er fuhr herum, suchte alles ab und entdeckte sie auf der anderen Seite.
»Was ist das für ein Trick?«
»Das ist kein Trick«, antwortete sie. »Ich halte einen magischen Käfig in der Hand, und darin ist die Freundin, an der du am meisten hängst.«
»Gib sie her!«, verlangte Drizzt, doch als er auf die Frau zutrat, verschwand sie erneut, nur um weiter hinten im Gang wieder aufzutauchen.
»Der Panther ist mit Fürst Alegni durch das Schattentor getreten«, erklärte sie. »Fürst Alegni weiß noch nicht, dass wir die Katze haben, aber er wird schon dafür sorgen, dass sie für die Narben an seinem Körper teuer bezahlt.«
Drizzt war so auf Guen fixiert, dass er erst nach einer Weile registrierte, dass Erzgo Alegni anscheinend doch nicht tot war. Fragend starrte er die Frau oder ihre letzte Erscheinung an.
»Alegni ist tot.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Eigentlich müsste er es sein«, sagte sie. »Wäre er auch, wenn er nicht in die guten Hände der Kleriker geraten wäre.«
Drizzt schwieg.
»Du wirst vermutlich bald merken, dass ich die Wahrheit sage«, fügte die Frau hinzu. »Wenn du bei deinen Gefährten bleibst, wird er dich finden. Oder dachtest du, der Kampf im Wald wäre reiner Zufall gewesen?«
»Warum bist du hier? Warum erzählst du mir das? Bist du Alegnis Feindin?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin weder Feind noch Freund. Ich stehe nur im Dienst eines anderen.«
»Eines Nesserers?«
Sie lächelte, als läge das auf der Hand.
»Wer hat dich geschickt, um mich zu verhöhnen?«
»Verhöhnen? Nichts läge mir ferner.«
»Du lockst mich mit dem, was ich mir am meisten wünsche.«
»Eine solche Gefährtin ist wahrlich wünschenswert, nicht nur für dich.«
»Ich habe die Figur«, entgegnete der Drow. »Du kannst sie nicht haben. Du kannst sie nicht beherrschen! Selbst wenn du mich tötest und mir die Statue abnimmst, mit der ich Guenhwyvar rufe, würde sie dir nicht dienen.«
»Die Nesserer sind in der Magie durchaus bewandert, auch in der alten Magie und im Reisen zwischen den Ebenen«, erwiderte sie. »Wir brauchen dein magisches Ding nicht, um Guenhwyvar zu rufen, und aus dem Käfig, den wir für sie gebaut haben, kannst du sie nicht an deine Seite holen. So viel steht fest.«
»Also verhöhnst du mich.«
»Nein.«
»Aber du hältst sie mir vor die Nase, ohne dass ich sie befreien kann?«
»Nicht? Oh, du kannst sie haben, Drizzt Do’Urden.«
Diesmal schluckte Drizzt. »Was willst du?«
»Das ist ganz einfach«, antwortete sie, und der Drow war nicht überrascht, als sie hinzufügte: »Wie schon gesagt, du hast etwas, das uns gehört.«
Drizzt fuhr sich mit der Hand übers Gesicht.
»Gib mir das Schwert, und ich befreie deine Katze«, versprach die Frau. »Ein fairer Handel mit einer ehrlichen Unterhändlerin.«
»Sagst du!«
»Warum sollte ich lügen? Für uns ist die Katze nutzlos, so schön sie auch ist. Sie wird uns niemals dienen. Ihr Herz gehört dir. Also nimm sie zurück und gib uns – mir – das Nesser-Schwert auf deinem Rücken.«
»Damit du mich damit tötest?«, fuhr er auf, obwohl ihm diese Worte selbst lächerlich vorkamen. Er saß in der Falle.
»Dem Nesser-Reich bist du gleichgültig, Drizzt Do’Urden.«
»Da wäre Erzgo Alegni wohl anderer Ansicht.«
Sie zuckte erneut mit den Schultern. »Du warst nur eine Schachfigur im großen Spiel. Halte dich nicht für so wichtig, ob für ihn oder für uns.« Sie winkte ihn mit der freien Hand zu sich. »Gib mir das Schwert und nimm deine Katze, und dann verschwinde von hier. Das hier geht dich nichts an.«
Drizzt leckte sich die Lippen, während er den Käfig anstarrte, dessen schimmernde
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