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Charons Klaue

Charons Klaue

Titel: Charons Klaue Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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mehr!«
    »Vidrinath«, sagte Gol’fanin und nickte zu der Waffe, die Tiago hielt, dem Schwert mit den Smaragdaugen. Dann sah er den Schild an. »Orbbcress.«
    Tiago drehte Vidrinath einmal und sprach seinen Namen aus. Das war das Drow-Wort für die Lieder, die den jungen Studenten an der Akademie von den Priesterinnen vorgesungen wurden, wenn sie sich zu ihrer Andacht zurückzogen. Da verstand er die Macht dieser Klinge und sagte ihren Namen noch einmal: »Wiegenlied.«
    Und der Schild hieß »Spinnennetz«.
    Er überlegte, was das bedeutete, und sann darüber nach, worauf diese beiden Namen anspielen mochten. Schließlich wurden Namen mit Bedacht verliehen. »Erzählt mir mehr«, bat er Gol’fanin oder wollte es zumindest, denn seine Worte gingen in einem Grollen tief im Fels der Höhle und in einem lauten, metallischen Hämmern unter.
    Tiago warf dem Schmied einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur mit den Schultern. Beide wandten sich der großen Schmiede zu, in deren Ofen die Flammen tanzten, wütende Grimassen schnitten und Funken nach ihnen spuckten.
    Der junge Baenre fragte sich kurz, ob das wohl Absicht war, aber Gol’fanins Miene besagte das Gegenteil. »Was ist das?«, fragte er.
    Weiter unten in der linken Reihe stand die dunkle Esse, die letzte, die noch nicht repariert und neu in Betrieb genommen war. Aus diesem Ofen drang ein gewaltiger hohler Knall, und plötzlich erschien darin ein brodelndes Feuer, das einen gefährlichen orangeroten Schein auf die Steine warf. Die anderen Dunkelelfen schrien warnend auf. Die Goblins fielen übereinander, so eilig hatten sie es, von dort zu verschwinden. Tiago und Gol’fanin suchten hinter dem größten Ofen Schutz.
    Da explodierte der defekte Ofen, und ein riesiger Feuerball raste durch die Höhle. Aus dem zerstörten Ofen schossen Lava und Feuerströme heraus, und inmitten der Trümmer, die von dem Ofen noch geblieben waren, stand ein mächtiger Feuerelementar, der brüllend mit seinen Fackelarmen um sich schlug.
    Jetzt begannen auch andere Öfen, in denen das Feuer aus der Tiefe sich staute, lodernd weiße Flammen zu sprühen, aus denen noch mehr Elementare sprangen, kleinere, die im Schwarm den Goblins nachsetzten, sie bissen und niederrangen, ihre Kleider und Haare in Brand setzten und die blassgrüne Haut verschrumpeln ließen.
    In das Brüllen der Flammen mischten sich gellende Schreie und das anhaltende, kehlige Grollen im Gestein. In diesem Wahnsinn war Tiago nicht zu hören, schrie aber trotzdem: »Flieht! Flieht!«, denn der Raum war verloren und der Kampf vorüber, noch ehe er begonnen hatte. Gegen die entfesselte Macht des Urelementars konnten sie nichts ausrichten.
    Sie konnten nur brennen.
    Aus dem Hauptofen drangen jetzt prasselndes Feuer und Lava, welche die Bleche und den unvollendeten Schild und alles andere umwarfen: das Werkzeug, die Spruchrollen, die Flasche mit dem Dschinn.
    Tiago riss entsetzt die Augen auf und rannte los. »Orbbcress«, flüsterte er, als ginge es um sein Kind. Gol’fanin wollte ihn noch zurückhalten, aber er riss sich los und stürzte sich in die Flammen, ohne die sengende Hitze zu beachten. Diese Dinge würde er nicht verlieren, und wenn es ihn das Leben kostete.
    Er kam aus dem Steuerraum, ohne den Feuersturm zu fürchten, der die Schmiede erfasst hatte. Dort ergossen sich Flammenströme, und die Elementare hüpften hin und her, während sie sich am Fleisch derer labten, die der Verwüstung nicht entgangen waren, ob Goblin oder Drow.
    Brack’thal scherte das nicht. Alles stank nach verbranntem Fleisch, aber das hieß nur, dass sein göttliches Ungeheuer heute satt werden würde. Von seinem Zauberring geschützt, trat er mitten durch das Feuer und vernahm dabei das Lied der Elementare, die ihre Freiheit genossen und ihren Befreier priesen.
    Er sah sich als der Erwählte dieses Urelementars. Hatten die alten Halbgötter nicht derartige Sendboten gehabt? Er konnte der Erste sein, ein Wesen von großer Macht, das über tödliches Feuer gebieten und seine Feinde zerschmettern konnte.
    Oder seinen Bruder einschmelzen.
    Er ging weiter, immer auf den kleinen Tunnel zu, der zur Lavagrube führte. Der Urelementar schien ihn zu rufen. Bestimmt wollte er ihm gratulieren.
    Brack’thal wurde langsamer, als sich die Stimme des Feuergotts erhob und der Raum erneut vor urtümlicher Macht zu beben begann.
    Die Schmiede von Gauntlgrym war nicht nur Zwergenkunst, nicht nur ein exaktes Uhrwerk aus Hebeln, Zahnrädern und

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