Charons Klaue
darüber«, sagte er.
»Ich mag dich lieber als Berellip, auch wenn das zugegebenermaßen keine große Hürde ist«, erwiderte Tiago.
»Und ich brauche den Hauptofen«, fügte Gol’fanin hinzu.
Bald darauf versammelten sich alle wieder im Schmiedesaal, über hundert Dunkelelfen und einige Drider.
Ravel nickte Gol’fanin zu, weil er beschlossen hatte, dem Schmied die Ehre zukommen zu lassen, obwohl kaum jemand die wahre Identität von Tiagos »Diener« kannte. Der alte Drow stieg tief geduckt in den Scheinofen und kletterte die Leiter hinunter.
Kurz darauf hallten mehrere laute Schläge und kleinere Explosionen durch den Saal, und man hörte, wie schwere Steine aneinander vorbeiglitten.
Neben Ravel keuchte jemand auf, worauf sein Blick zum Hauptofen wanderte, in dessen Tiefen es plötzlich aufglühte. Der Zauberspinner leckte sich die Lippen und rückte näher, als die Flammen darin emporzüngelten. Er beugte sich sogar vor, richtete sich aber überrascht wieder auf, als er einige kleine Kreaturen bemerkte, die wie Feuerteufelchen in der Schmiede herumtanzten.
Die Kreaturen wurden mehr und mehr, bis es vielleicht tausend waren, und alle Anwesenden holten hörbar Luft, weil so viel Licht und Wärme aus dem Ofen drangen, dass zahlreiche Drow ihre empfindlichen Augen dagegen abschirmen mussten. Und das war nicht nur eine Reaktion auf das Licht und die Hitze des Feuers, wie Ravel deutlich spürte. Das hier war magische Energie. Es war nicht nur ein Feuer ohne Brennstoff, ein heißeres Feuer, das jede Legierung schmelzen konnte. Dieses Feuer war anders. Es war wirklich lebendig, auf magische Weise, und tausend kleine Elementare standen bereit, um dem, was man darin erschaffen wollte, ihre magische Energie zu verleihen.
Da tauchte Tiago Baenre aus dem Steuerraum auf und stellte sich neben den faszinierten Zauberspinner, dicht gefolgt von Gol’fanin.
»Ist es das, was Ihr erwartet habt?«, brachte Ravel heraus.
»Weit mehr«, flüsterte der alte Schmied.
»Ganz Menzoberranzan wird mich um meine Waffen beneiden«, stellte Tiago fest, und Ravel warf erst ihm und dann Gol’fanin einen Blick zu, dessen ehrfürchtiges Gesicht verriet, dass er dieser Aussage nicht widersprechen würde.
Instinktiv sah Ravel auch zu Jearth hinüber, denn er fragte sich, welchen Preis ihn dieser Handel mit Tiago kosten würde.
»Es funktioniert bestimmungsgemäß.« Gol’fanins Bemerkung holte ihn zurück. »Ziemlich genial und beeindruckend in seiner Schlichtheit. Der Urelementar lechzt nach Freiheit, und deshalb nimmt er diese winzigen Kanäle, die ihm Freiheit versprechen, begierig an. Die Stückchen, die bis in die Schmiede gelangen, enthalten ein wenig von seinem Leben, und seht, wie sie tanzen!«
»Und die Sperren halten?«, fragte Ravel.
Gol’fanin zuckte mit den Schultern. »Die Ventile sind geöffnet, wenn auch nicht voll. Wenn der Urelementar sich losreißen könnte, würde er das tun – oder hätte es bereits getan.«
»Und nun die anderen Schmiedeöfen«, sagte Ravel. »Wir müssen auch sie befeuern.«
»Einer nach dem anderen, bis wir sicher sind, dass alles intakt ist«, sagte der Schmied.
»Kümmert Euch darum«, wies Ravel ihn an. Er winkte Jearth zu sich. Auch Brack’thal kam herüber, was Ravel nicht hinterfragte. Im Augenblick und angesichts dessen, was vor ihnen lag, hatte vielleicht auch sein dämlicher Bruder einen gewissen Wert.
»Erklärt Ihnen, was sie tun müssen, wenn einer der Öfen versagt«, sagte Ravel zu Tiago, obwohl beide wussten, dass er sich in Wahrheit an Gol’fanin wandte, der das, was hier vorging, besser zu verstehen schien als jeder andere.
Dann wurden die meisten Drow und alle Drider fortgeschickt, denn sie hatten in den anderen Höhlen zu tun, mussten alles erforschen, Geister und andere unerwünschte Wesen vertreiben und die Verteidigungsanlagen ausbessern, während die Schmiedeöfen von Gauntlgrym im Laufe dieses langen Tages einer nach dem anderen zum Leben erwachten. Nur einer der vierzig Öfen hatte anfangs Probleme, und dabei gelangte eine Schar winziger Elementare in den Raum, die für beträchtliche Unruhe sorgten, jeden, der ihnen zu nahe kam, mit schmerzhaften Feuerbällen anspuckten und beim Herumrennen blitzende Flammen hinter sich herzogen, die gelegentlich explodierten.
Aber das bekamen die Drow-Zauberer rasch in den Griff. Besonders Brack’thal, der einstige Meister in der Herrschaft über Elementare, tat sich dabei hervor. Während Tiago, Jearth und ihre
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