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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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war es eine Frau. Ich spähte ins Halbdunkel. Ein größeres, weiblich aussehendes Schwein suchte sich vorsichtig einen Weg durch das Trümmerfeld, das mein Absturz hinterlassen hatte. Ihr Gesichtsausdruck verriet nichts, sie benahm sich, als erlebte sie so etwas jeden Tag. Als sie den Mann erreichte, fasste sie ihn am Arm. »Ich habe von solchen Leuten gehört. Sie nennen sich Sabs. Saboteure. Wie sieht er aus, Lorant?«
    Das erste Schwein – Lorant – riss sich die Brille vom Kopf und reichte sie der Frau, die auf ihre Weise recht hübsch war – ein Puppengesicht mit Schweineschnauze, umrahmt von menschlichem Haar, das in fettigen Strähnen herunter hing. Sie hielt sich kurz die Brille vor die Augen und nickte. »Sieht nicht nach Baldachin aus. Vor allem ist er ein Mensch – so wie ihr Gott sie geschaffen hat. Bis auf seine Augen, aber das könnte an der Beleuchtung liegen.«
    »Das hat nichts mit Beleuchtung zu tun«, sagte Lorant. »Er kann uns ohne Brille sehen. Das ist mir eben aufgefallen. Als du gekommen bist, hat er dich sofort fixiert.« Er nahm der Schweinefrau die Brille wieder ab und wandte sich an mich: »Vielleicht ist einiges, was Sie uns erzählen, die Wahrheit, Tanner Mirabel. Aber ganz sicher nicht alles, möchte ich wetten.«
    Die Wette würdest du nicht verlieren, dachte ich und hätte es fast ausgesprochen. »Ich komme nicht in böser Absicht«, sagte ich und legte mit großer Geste die Waffe nur so weit vor mir auf den Bambusboden, dass ich sie vermutlich wieder an mich nehmen konnte, falls das Schwein mit dem Hackebeil auf mich losgehen sollte. »Ich stecke bis zum Hals in Schwierigkeiten, und die Leute vom Baldachin werden schon bald zurückkommen, um mich zu erledigen. Außerdem kann ich nicht ausschließen, dass ich mir auch die Saboteure zu Feinden gemacht habe, denn ich habe sie bestohlen.« Ich ging davon aus, dass es mir in Lorants Augen nicht schaden konnte, einen Diebstahl im Baldachin zuzugeben. Vielleicht half es mir sogar weiter. »Da ist noch etwas. Ich weiß nichts über Ihresgleichen – weder Böses noch Gutes.«
    »Aber Sie wissen, dass wir Schweine sind?«
    »Das ist wohl kaum zu übersehen?«
    »Genau wie unsere Küche. Die haben Sie auch nicht übersehen, wie?«
    »Ich werde dafür bezahlen«, sagte ich. »Ich habe Geld bei mir.« Ich griff in die geräumigen Taschen von Vadims Mantel und holte eine Rolle Scheine heraus. »Es ist nicht viel«, sagte ich. »Aber einen Teil Ihrer Kosten könnte es decken.«
    »Nur ist die Küche nicht unser Eigentum«, sagte Lorant und betrachtete meine ausgestreckte Hand. Um das Geld entgegenzunehmen, hätte er vortreten müssen, und im Moment waren wir beide noch nicht bereit, einander einen solchen Vertrauensvorschuss zu geben. »Der Mann, dem sie gehört, besucht gerade den Schrein seines Bruders im Denkmal für die Achtzig. Er kommt nicht vor Sonnenuntergang zurück. Er ist ein aufbrausender und sehr nachtragender Mann. Wenn ich ihm melde, welchen Schaden Sie angerichtet haben, wird sich sein Zorn natürlich gegen mich richten.«
    Ich bot ihm die Hälfte eines weiteren Bündels an, obwohl damit die Reserven, die ich mir von Zebra geholt hatte, dramatisch schwanden. »Hier sind noch einmal neunzig oder hundert Ferris-Mark, Lorant. Vielleicht genügt das als kleines Trostpflaster. Andernfalls könnte sich mir der Verdacht aufdrängen, Sie wollten mich schröpfen.«
    Vielleicht lächelte er in diesem Moment; ich konnte es nicht genau sehen. »Ich kann Sie nicht verstecken, Tanner Mirabel. Die Gefahr ist zu groß.«
    »Was er damit sagen will«, schaltete sich die Schweinefrau ein, »ist, dass Sie vermutlich ein Implantat im Kopf haben. Die Leute vom Baldachin wissen selbst in diesem Moment, wo Sie sich aufhalten. Und wenn Sie ihren Zorn erregt haben, bringt uns das alle in Gefahr.«
    »Über das Implantat weiß ich Bescheid«, sagte ich. »Und dafür brauche ich Ihre Hilfe.«
    »Wir sollen Ihnen helfen, es zu entfernen?«
    »Nein«, sagte ich. »Ich kenne jemanden, der das für mich erledigen kann. Sie heißt Madame Dominika. Aber ich habe keine Ahnung, wie ich zu ihr komme. Könnten Sie mich hinbringen?«
    »Haben Sie wenigstens eine Ahnung, wo sie ist?«
    »Im Grand Central Terminal«, sagte ich.
    Die Schweinefrau betrachtete die Trümmer ihrer Küche. »Nun ja, zum Kochen komme ich heute wohl ohnehin nicht mehr, Tanner Mirabel.«
 
    Sie waren Flüchtlinge aus dem Rostgürtel.
    Zuvor waren sie schon einmal geflohen – aus der

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