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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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röstete, wenn irgendjemand versuchte, das Implantat vorzeitig zu entfernen. Außerdem würde ich den Jägern eigene Implantate geben, die ähnlich schwer zu entfernen wären, und ich würde es so einrichten, dass beide Implantat-Typen – das für den Jäger und das für den Gejagten – ein codiertes Signal aussendeten, das der andere kannte. Sobald die beiden Parteien sich aufeinander zu bewegten und eine vorher festgelegte Entfernung – die nächste Querstraße zum Beispiel – unterschritten, sollten beide Implantate die Träger über die vorher angelegten neuralen Tiefenverbindungen von der Nähe des Gegners informieren. Die sensationslüsternen Zuschauer würde ich aus dieser Schleife ganz heraus nehmen; sie mochten selbst zusehen, wie sie das Spiel verfolgen konnten. Das Ganze müsste zur Privatsache werden. Man sollte die Zahl der Jäger auf einen schönen runden Wert begrenzen, zum Beispiel Eins. Dadurch würde das Spiel sehr viel persönlicher. Und warum die Jagd auf lediglich fünfzig Stunden beschränken? In einer Stadt dieser Größe könnte sie leicht zwanzig, dreißig Tage oder noch länger dauern, vorausgesetzt, man ließ dem Opfer genügend Vorsprung, um sich im Labyrinth des Mulch zu verstecken. Übrigens sah ich auch keinen Grund, das Spielgelände nur auf den Mulch oder auch auf Chasm City zu reduzieren. Warum nicht jede Siedlung auf dem Planeten mit einbeziehen? Das wäre eine echte Herausforderung.
    Aber darauf würden sie natürlich nicht eingehen. Sie wollten einen schnellen Abschuss; ein nächtliches Gemetzel mit möglichst wenig Kosten, Gefahren und persönlichem Engagement.
    »Alles klar«, sagte Dominika und drückte eine sterile Kompresse gegen meine Schläfe. »Du fertig, Mister Mirabel.« Sie hielt mir das Implantat mit zwei Fingern vor die Nase. Es blitzte wie ein kleiner grauer Edelstein. »Und wenn das kein Jagd-Implantat, dann Dominika dünnste Frau in Chasm City.«
    »Wer weiß?«, sagte ich. »Wunder gibt es immer wieder.«
    »Nicht bei Dominika.« Sie half mir von der Liege. Mir war etwas schwindlig, aber als ich die Kopfwunde betastete, stellte ich beruhigt fest, dass sie sehr klein war und keinerlei Anzeichen von Infektion oder Narbenbildung aufwies. »Du nix neugierig?«, fragte sie, als ich trotz der feuchten Hitze wieder in Vadims Mantel schlüpfte, weil ich die Anonymität, die er mir verlieh, sehr schätzte.
    »Nix neugierig – ich meine, nicht neugierig – worauf?«
    »Ich sagen, ich dir stellen Fragen nach Freund.«
    »Reivich? Das hatten wir doch erledigt.«
    Sie packte ihre Fingerhüte ein. »Mein. Mister Quirrenbach. Andere Freund, der gestern mit dir hier.«
    »Eigentlich war Mister Quirrenbach kein richtiger Freund, sondern nur ein Bekannter.«
    »Er mir bezahlen gutes Geld, damit ich dir nicht sagen. Also ich sage nichts. Aber du jetzt reicher Mann, Mister Mirabel. Daneben Mister Quirrenbach armer Schlucker. Du verstehen, was Dominika meinen?«
    »Sie wollen sagen, Quirrenbach hätte für Ihr Schweigen bezahlt, aber wenn ich ihn überbiete, könnte ich die Information kaufen?«
    »Kluges Köpfchen, Mister Mirabel. Dominikas Operation dir machen keinen Hirnschaden.«
    »Ich bin entzückt, das zu hören.« Mit einem tiefen Seufzer griff ich abermals in meine Taschen und bat sie, mir zu sagen, was Quirrenbach vor mir hatte verheimlichen wollen. Ich wusste nicht genau, was ich erwartete – vielleicht gar nicht viel, denn ich hatte mich eigentlich noch nicht mit dem Gedanken vertraut gemacht, dass Quirrenbach überhaupt etwas zu verbergen haben könnte.
    »Er mit dir zu mir kommen«, sagte Dominika. »Angezogen wie du, Eisbettlerkleidung. Verlangen von nur, Implantate entfernen.«
    »Sagen Sie mir etwas, das ich noch nicht weiß.«
    Dominikas Lächeln triefte vor Wollust. Was immer sie mir gleich ins Gesicht schleudern würde, sie würde es mit Genuss tun.
    »Er haben gar keine Implantate, Mister Mirabel.«
    »Was soll das heißen? Ich habe ihn auf Ihrer Liege gesehen. Sie waren dabei, ihn zu operieren. Sie hatten ihm schon den Schädel rasiert.«
    »Er sagen, soll gut aussehen. Dominika stellen keine Fragen. Nur tun, was Kunde wollen. Kunde haben immer Recht. Besonders, wenn gut bezahlen, wie Mister Quirrenbach. Kunde sagen, Operation vortäuschen. Haare rasieren, so tun als ob. Aber ich seinen Schädel nicht öffnen. Nicht nötig. Trotzdem ich ihn scannen – nix drin. Er schon sauber.«
    »Warum, zum Teufel, sollte er dann…«
    Und plötzlich fügte sich alles

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