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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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kann ich ohne weiteres die Pistole verstecken und sie auf sie richten, ohne dass es so aussieht, als würde mich Ihr Anblick in unangemessene Begeisterung versetzen.«
    »Sie meinen das tatsächlich ernst? Sie wollen mit mir durch den Markt gehen und dabei von hinten mit einer Waffe auf mich zielen?«
    »Es sähe ziemlich albern aus, wenn ich von vorne zielen wollte. Dann müsste einer von uns rückwärts gehen, und das wäre nicht sinnvoll. Womöglich würden wir noch mit einem von Ihren Freunden zusammenstoßen.«

Siebenundzwanzig
    Die Landung hätte nicht einfacher sein können.
    Chanterelle hatte die Gondel auf einem flachen Metallsims aufgesetzt, das seitlich aus dem Escher-Turm hervor ragte und noch Platz für ein Dutzend weiterer Fahrzeuge bot. Die meisten waren Gondeln, aber auch zwei Volantoren mit Stummelflügeln waren darunter. Wie bei allen anderen Flugmaschinen, die ich in der Stadt gesehen hatte, verriet mir das glatte, hyperwindschnittige Design, dass sie vor der Seuche gebaut worden sein mussten. Es war sicher nicht leicht gewesen, damit durch das groteske Dickicht zu fliegen, zu dem die Stadt sich verformt hatte, aber vielleicht hatten es die Besitzer sogar als willkommene Herausforderung betrachtet, eine Art Risikosport.
    Bei den Fahrzeugen herrschte ein reges Kommen und Gehen. Einige waren Privatbesitz, andere waren mit Aufschriften und Schildern als Taxis gekennzeichnet. Eine Reihe von Leuten standen nur am Rand des Landefeldes und betrachteten durch Teleskope auf hohen Sockeln die Stadt. Sie trugen ohne Ausnahme exotische Kleidung, wallende Umhänge oder Mäntel und betont verrückte Kopfbedeckungen, alles in grellen Farben und phantasievollen Mustern gehalten, neben denen selbst die Gebäude ringsum vergleichsweise dezent wirkten. Die Gesichter wurden hinter Masken, schillernden Schleiern, eleganten Fächern oder Sonnenschirmen verborgen. Biotechnisch veränderte Haustiere wurden an der Leine geführt, Tiere wie Katzen mit einem Echsenkamm am Rücken, die keiner bekannten Art zuzuordnen waren. Dennoch waren sie oft längst nicht so bizarr wie ihre Halter. Von denen waren manche zu Zentauren mit vier voll ausgebildeten Beinen geworden. Andere waren zwar in den Grundzügen noch menschenähnlich, aber ihr Körper war so sehr verdreht und in die Länge gezogen, dass sie wie futuristische Statuen aussahen. Eine Frau hatte ihren Schädel so stark verlängern lassen, dass er an den Schnabel eines tropischen Nashornvogels erinnerte. Ein Mann mutete wie der mythische Prototyp eines Extraterrestriers aus grauer Vorzeit an, er hatte einen unnatürlich langen, dünnen Körper und mandelförmige schwarze Schlitzaugen.
    Chanterelle erzählte mir, solche Veränderungen ließen sich innerhalb von Tagen, allenfalls von Wochen bewirken. Mit genügend Entschlossenheit könne man sein Körperbild ein Dutzend Mal im Jahr umgestalten; etwa so häufig, wie ich mir im Allgemeinen die Haare schneiden ließ.
    Und in einer solchen Umgebung wollte ich Reivich finden?
    »An Ihrer Stelle«, sagte Chanterelle, »würde ich nicht den ganzen Tag herumstehen und die Augen aufreißen. Oder wollen Sie die Leute mit der Nase darauf stoßen, dass Sie nicht von hier sind?«
    Ich tastete in meiner Tasche nach der Eisschrotpistole und hoffte, dass Chanterelle sah, wie mein Arm sich spannte, als ich sie fand. »Gehen Sie einfach weiter. Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich gute Ratschläge brauche.« Chanterelle gehorchte ohne Widerspruch, aber ich bekam nach ein paar Schritten Gewissensbisse, weil ich so schroff gewesen war. »Tut mir Leid; ich weiß ja, dass Sie mir nur helfen wollten.«
    »Das liegt schließlich in meinem eigenen Interesse«, zischte sie, ohne die Lippen zu bewegen. »Wenn Sie sich so auffällig benehmen, dass jemand auf Sie losgeht, gerate ich womöglich noch in die Schusslinie.«
    »Schön, dass Sie so besorgt um mich sind.«
    »Reine Selbsterhaltung. Wieso soll ich mir um jemanden Sorgen machen, der eben meine Freunde angeschossen hat, und von dem ich noch nicht einmal weiß, wie er heißt?«
    »Ihre Freunde kommen schon durch«, sagte ich. »Morgen um diese Zeit werden sie nicht einmal mehr humpeln oder höchstens dann, wenn sie mit ihren Verletzungen prahlen wollen. Und sie haben in Jägerkreisen eine wirklich gute Geschichte zu erzählen.«
    »Dann sagen Sie mir wenigstens Ihren Namen.«
    »Sie können mich Tanner nennen«, sagte ich und trieb sie weiter.
    Ein warmer, feuchter Wind blies uns entgegen, als wir

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