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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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Ferienwohnung lag, zu der Zeit für Renovierungsarbeiten eingerüstet war. Außerdem tobte ein schlimmer Herbststurm. Eine Windböe hatte einen Teil des Gerüsts losgerissen.«
    Stiegen Edith gerade Tränen in die Augen?
    »Bernold meinte, sein Vater hätte keine Chance gehabt. Woher er das wusste, ist mir ein Rätsel, schließlich war er ja nicht dabei. Benno fuhr immer allein an die See – um abzuschalten von seinen vielen Aufgaben. Und kaum war sein Vater tot, was tat Bernold?«
    »Keine Ahnung. Eine Beerdigung organisieren?«
    »Ja, natürlich, aber ich meine hier im Verlag. Einen Tag nach dem Tod seines eigenen Vaters stellte er sich vor die versammelte Belegschaft und übernahm alle Geschäfte.«
    »Na ja, hatte er eine andere Wahl? Es musste doch weitergehen. Sonst hättet ihr doch womöglich eure Arbeit verloren, oder?«
    »Ja, das schon, aber er zeigte augenblicklich fertige Organigramme und übernahm mit sofortiger Wirkung alle wichtigen Funktionen selbst.«
    »Das nennt man führungsstark«, antwortete ich und ahnte, dass Edith meine Meinung nicht teilte.
    »Ach was, Bernold hatte keinen blassen Schimmer von der Verlagsarbeit. Hast du mal eines seiner Vorworte gelesen? Stümperhaft. So ein Geschwafel hätte Benno niemals geduldet.«
    Plötzlich bemerkte Edith, wie sehr sie sich echauffierte, und schaute sich um.
    »Trixi, das behältst du aber alles für dich, o. k.?«
    »Kein Problem. Aber sag mal, war Benno denn wirklich so ein Multitalent? Hat er damals im Verlag alles selbst gemacht?«
    »Genau das hat er, Trixi. Als ich nach meinem Studium hier anfing, ist mir sofort aufgefallen, dass er von allen Bereichen eine unglaubliche Ahnung hatte. Das war zutiefst beeindruckend.«
    Ist ja gut, Edith.

Würgegriff
    Nach diesem ausführlichen Interview war Edith der Appetit auf das Mittagessen vergangen. Außerdem hatte sie zu viel Zeit verplaudert und wollte ihr Arbeitspensum schaffen.
    Ich dagegen war mordshungrig. Mein Magen rumorte, und ich beschloss, allein in die Kantine zu gehen. Ich wollte nur noch essen und mir ein Herz fassen.
    Nach einem großen Schollenfilet mit Kartoffelpüree war es so weit. Wenn ich früh ins Wochenende starten wollte, musste ich es gleich hinter mich bringen. Gestärkt und wagemutig schritt ich durch die dunklen Gänge, stieg die ausgetretenen Stufen hinauf und erreichte mit klopfendem Herzen die Chefetage. Eine gezwungene Entschuldigung auszusprechen und eine kleine Aufgabe mitzunehmen, war das Ziel meines Besuchs bei Yvonne Strowe.
    Ich klopfte und wartete höflich. Keine Antwort.
    Dann eben nicht, dachte ich erleichtert. Guten Willen hatte ich gezeigt, die Aufgabe konnte gern bis Montag warten.
    »Da ist ja unsere große Aushilfstippse!«
    Ich drehte mich um, und Miss Piggy stand in voller Breite vor mir.
    »Dachte schon, dass Sie gar nicht mehr kommen. Dann hätten Sie Montag auch nicht mehr im Büro erscheinen müssen. Schade.«
    »Also, Frau Strowe, das –«
    »Frau Strowe, Frau Strowe«, äffte sie mich nach.
    Für einen kurzen Moment bereute ich, dass ich beim Ausparken nicht mehr Gas gegeben oder die Stoßstange des Jaguars kein serienmäßiges Bolzenschussgerät aufzuweisen hatte.
    »Kommen Sie rein und halten Sie einfach die Klappe. Ich bin stinksauer!«
    Und stinkzickig, dachte ich trotzig.
    »Sie haben Glück. Alan hat mich überredet, Sie nicht anzuzeigen. Dafür hat er zu gegebener Zeit noch etwas bei mir gutzumachen.«
    Mit einem süffisanten Lächeln ließ sie sich in ihren Bürosessel fallen. Ihr Rock war so kurz, dass ich darunter Strümpfe mit Strumpfhaltern erkennen konnte. Selbst bei Pippi Langstrumpf sah so ein Ensemble eleganter aus als bei dieser zeternden Hormonschleuder.
    »Noch mehr Stress kann ich im Moment wirklich nicht gebrauchen. Normalerweise bin ich nicht so großzügig, aber … ach was, ich will und kann meine Zeit mit Ihnen einfach nicht vergeuden.«
    Meine Nasenflügel bebten. Ich hatte Mühe, meinen Selbstverteidigungstrieb zu unterdrücken. Während sie in einem Stapel Unterlagen blätterte, stellte ich mir vor, wie umständlich sie mit den Strapsen hantieren musste, wenn sie auf die Toilette ging.
    »So, da ist es, Fräulein Trixi.«
    Das wurde ja immer schöner.
    Fräulein Yvonne stand auf und drückte mir einen fetten Ordner in die Hand.
    »Das sind Produktinformationen zu allen neuen Buchtiteln, die in diesem Herbst erscheinen. Ich möchte für jedes Buch eine fertige Pressemitteilung und einen knackigen Werbetext für unsere

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