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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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Internetseite – bis Montag!«
    Ein maskenhaftes Lächeln zog tiefe Furchen in ihr Make-up. »Achtundzwanzig Titel sind ja nicht viel für eine schreibfreudige Journalistin wie Sie! Das machen Sie doch mit links.«
    Sie stöckelte zu ihrem Garderobenständer und schaffte es, demonstrativ ein Bein nachzuziehen. Dann zupfte sie ihren Trenchcoat vom Haken und warf grundlos ihre blonde Mähne hin und her.
    »Nach dieser bombastisch schlechten Woche habe ich mir ein bombastisch schönes Wochenende verdient. Und in Ihrer Nähe ist es mir sowieso zu gefährlich. Sie sollten lieber im Büro bleiben, anstatt Ihre Mitmenschen in Gefahr zu bringen.«
    Mit einem Ruck zog sie die Tür auf und zeigte mir den Weg hinaus.
    Im Treppenhaus bekam ich einen Schweißausbruch. Ich japste nach Luft. Wie ein praller Luftballon war ich kurz vorm Platzen. So konnte ich nicht an meinen Arbeitsplatz zurück, denn ich hätte meine Wut womöglich an der armen Edith ausgelassen oder den Ordner mit Miss Piggys Unterlagen angezündet und das ganze morsche Verlagshaus in Brand gesetzt.
    Zuerst übergab ich mich in die Toilette. Um meinem Zorn selbstmitleidig noch etwas mehr Nachdruck zu verleihen, drückte ich noch einige Tränen heraus. So fühlte es sich also an, wenn man jemanden zum Kotzen fand.
    Als nichts mehr kam, spülte ich ab und hockte mich erschöpft auf die Klobrille. Mit einem lauten Schluchzen tupfte ich meine Tränen trocken und fand nicht nur Yvonne Strowe zum Würgen. Ich hasste den Job, fühlte mich gefangen in diesem Verlies aus staubigen Büchern, verfluchte Betty und ihre neue Busenfreundin Sybille und vermisste meine Eltern. Und was war mit Alan? Wollte dieser Schönste aller Schönen mehr von mir? Unter normalen Umständen hätte ich nicht eine Sekunde gezögert, mich von diesem Mann erobern zu lassen, ach was, ich hätte den ersten Schritt gewagt und zwar mit vollem Körpereinsatz. Doch die Umstände waren nicht normal. Keine Freundschaft am Arbeitsplatz, eine sadistische Exfreundin, ein namenloser Telefonfreak und irgendjemand, der mir wegen Falschparkens einen Denkzettel verpassen wollte. Wie sollte ich weiterleben, und vor allem wovon?
    Ich wickelte eine halbe Rolle Toilettenpapier ab, um mich zu schnäuzen, als ich hörte, dass jemand zur Tür hereinkam und ausgerechnet die Toilettenkabine neben mir ansteuerte.
    Bloß nicht mehr schluchzen, zwang ich mich aus meinem sanitären Selbstmitleidssumpf und hielt mir das Papierknäuel vor den Mund.
    »So, heute warst du aber wirklich fleißig, meine Liebe. Da darfst du jetzt guten Gewissens austreten.«
    Kein Zweifel, Edith.
    Ich blieb still sitzen. Offenbar hatte sie nicht bemerkt, dass die Kabine neben ihr besetzt war.
    »Puuuh, den unangenehmen Geruch ausatmen und dann nicht nur das Chi fließen lassen.«
    Auf der einen Seite der Kabinenwand murmelte Edith leise vor sich hin, während auf der anderen Seite der Wand eine heulende Aushilfe hockte, die am liebsten lautlos durch das Abwassersystem von dieser Welt verschwunden wäre.
    Wie immer hatte die misstrauische Edith ihre Handtasche mit zur Toilette genommen und ließ diese mit einem Seufzer auf den Boden plumpsen. Ich kannte ihre Angewohnheit bereits, denn Edith witterte überall Gefahr. Sie hätte ihre Tasche niemals unbeaufsichtigt im Büro gelassen.
    Beim Plumpsen musste versehentlich ihre Tasche umgekippt sein, denn unter der Kabinenwand fielen ihr Lippenstift und ein paar Bons und Zettel heraus.
    »Igittigitt, meine Liebe«, schimpfte Edith mit sich selbst, »du bist ja so überarbeitet, dass du schon die Tasche fallen lässt und alles auf diesen bakterienverseuchten Boden fällt.«
    Wirklich, arme Edith. Ich schaute auf den Boden und überlegte. Sollte ich lieber anonym sitzen bleiben oder hilfsbereit ihre Utensilien unter der Wand zu ihr zurückschieben? Dann hätte sie bemerkt, dass jemand neben ihr war. Auch wenn sie gewusst hätte, dass ich es war, diese außerbürolichen Selbstgespräche waren ihr peinlich. Außerdem wollte ich nicht, dass sie mich beim Hinausgehen in meinem verheulten Zustand sah.
    Mit einer hektischen Handbewegung versuchte Edith, alle Ausreißer unter der Trennwand hindurch auf ihre Seite zu fischen.
    Ein Zettel war besonders weit in meine Kabine geflogen. Selbst wenn Edith Schimpansenarme hätte, konnte sie ihn nicht erreichen. Ich hob den Zettel auf, und bevor ich ihn für sie zum Greifen nah an die Kabinenwand legen konnte, schielte ich auf das Blatt. Mit krakeliger Schrift waren nur

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