Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
bedacht, sie auch vor mir zu kontrollieren. Als wüsste er, dass ich sie las. Vielleicht lag es aber auch nur an dem ständigen Umgang mit Zeitwandler-Dämonen. Diese Welt war kalt und kalkuliert. Gefühle waren hinderlich und man tat gut daran, sofern man welche hatte, sie zu verstecken.
I ch beeilte mich, die Decke fest mit der anderen Hand zu fixieren und sah ihn an. Louisa setzte sich auf ein Chaiselongue und betrachtete uns aus sicherer Entfernung.
» Ich wollte nur ein wenig schwimmen gehen«, witzelte ich müde. In meinem Gesicht zuckte ein betont irres Lächeln, und ich stand auf. Ben stützte mich und sah mir ungeduldig in die Augen.
» Im November? Bei Frost? Und dein Vater hat bei dem Anblick gleich auch Lust bekommen?« Missbilligend schüttelte er den Kopf und ließ nachdenklich seine Finger über seinen Mund streichen. Seine Lippen, sie fesselten für einen Moment meine Aufmerksamkeit. Mein Dämon brach an die Oberfläche. Ich hatte Hunger! Verdammt! Mein Dämon hatte sehr viel Kraft verbraucht, um mich vom Sterben abzuhalten.
Bens braune, sonst so weiche Augen verhärteten sich und er trat einen Schritt zurück.
»Fang an dich zu kontrollieren, Hanna. Deine Schonfrist ist bald abgelaufen. Dann erwartet dich ein ernsthaftes Problem, wenn du dich nicht zusamm ennimmst und dich in den Griff bekommst.« Er war sichtlich sauer.
» Nein, im Ernst. Ich wollte nur ein wenig auf den See rudern. Den Kopf frei kriegen.« Ich war bemüht, versöhnlich zu klingen und sah ihn forschend an.
» Wir sind hier gefangen, da ist eine unsichtbare Mauer … «, ich unterbrach mich, als ich seinen Gesichtsausdruck sah. »Du weißt davon?« Langsam ließ ich die angehaltene Luft aus meinen Lungen entweichen.
» Die Mauer ist zu unserem Schutz, Hanna. Keiner weiß, wann der nächste Angriff gegen uns stattfinden wird. Die Hexer haben dieses Kraftfeld geschaffen, um die Gefahren zumindest zu minimieren.« Er kam auf mich zu, drückte meine Hand und wartete auf eine Reaktion.
» Aber es kann auch keiner hinaus.« Meine Stimme gewann an Kraft.
» Sicher können wir raus. Das Problem ist nur, dass du nicht nur hier raus willst, aus diesem Haus. Oder weg von diesem Anwesen. Nicht wahr?« Er sah mich missmutig an und ein schlechtes Gewissen rollte über mich hinweg. Seine Hände machten sich auf den Weg zu meinem Nacken und ich ließ es zu, dass er mich an sich zog. Behutsam streichelte er mich, ich konnte seinen warmen Atem in meinem Nacken spüren und legte meinen Kopf an seine Brust, lauschte seinem Herzschlag.
»Es wird alles nicht so schlimm werden, wie du es dir vorstellst. «
Ich zuckte kurz zusammen . Was waren denn meine Vorstellungen?
»Du meinst die Heirat? Die Tatsache, dass du …« Ich wusste nicht weiter.
»Ich habe dir schon einmal gesagt, dass wir nichts in dieser Nacht tun werden, was du nicht willst.«
Umständlich machte ich mich von ihm los und sah ihn mit Misstrauen an. »Du weißt, wir werden mit einem Zauber belegt, der unsere Sinne benebelt. Fast wie ein Aphrodisiakum«, gab ich zu bedenken. Mein Gesicht verzog sich von ganz alleine, wenn auch zeitgleich die Vorstellung, mit Ben zu schlafen, mich mit einer seltsamen Aufregung erfüllte. Bemüht schnell suchte ich nach einem anderen Thema und machte mich von ihm los.
»Ich glaube , ich kann meinem Vater nicht trauen.« Ich ließ mich auf einen der großen Sessel fallen und vergrub meinen Kopf in den Händen.
Louisa tauchte hinter mir auf und kletterte auf die Lehne. »Doch, ich denke schon«, brachte sie bestimmt hervor und ich zog meine Brauen zusammen.
»W oher willst du das wissen, Louisa?«, fragte ich gereizt.
Sie zuckte die Achseln und ließ sich neben mich rutschen, sodass ich mir auf dem Sessel wie gefangen vorkam.
»Dein Vater wirkte ernsthaft betroffen, als ich ih m vorhin auf dem Flur begegnet bin. Das ist sonst nicht unbedingt seine Art«, gab Ben zu bedenken, ging vor mir in die Hocke und musterte für einen Augenblick abwesend seine schlanken Hände.
Mir fiel noch etwas ein, was diese Bestürzung ausgelöst haben konnte. Ich hatte ihn an ein Unglück erinnert. An den Tag, als meine Mutter hier beinahe auf dem Anwesen ertrunken wäre.
»Ben, was weißt du über meine Mutter? Wann hat sie hier gelebt? Weißt du ob … es jemand auf sie abgesehen hatte?«
Kaum hatte ich die Frage gestellt, traf mich für den winzigsten Moment das Gefühl eines Schreckens, wie man ihn bekommt, wenn man einen wichtigen Termin vergessen hat und
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