Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
es einem siedend heiß einfiel. Es war Bens Gefühl, das ich für den allerkürzesten Augenblick erhascht hatte, bevor er es sorgfältig und blitzschnell wegschloss.
» Ich werde dich jetzt nach oben bringen, du brauchst ein paar trockene Kleidungsstücke«, antwortete er und ich öffnete meinen Mund. Wollte ihn fragen, ob er mich nicht verstanden hatte.
Schnell stand er auf, sah sich gehetzt um und nahm meine Hand, um mich von dem Sessel zu ziehen. Louisa blieb stumm sitzen und Ben zog mich hinter sich her, raus aus dem Salon. Ich verlor beinahe meine Decke, unter der ich so gut wie nackt war, und folgte ihm irritiert. Wir durchmaßen den großen Flur mit den prunkvollen Lüstern an den Decken und traten auf die Treppe, rannten beinahe die Stufen mit dem roten Teppich hinauf. Was hatte er auf einmal? Sein Griff um meine Hand verstärkte sich, als ich versuchte mich loszumachen, während sein Blick mich ermahnte nichts zu sagen.
Als wir die Tür meines Zimmers hinter uns schlossen , schob er mich zu meinem Bett und drückte mich nieder, während er sich vor mich hockte. Mein Mund wurde trocken, als er mich so eindringlich ansah.
»Hör mir gut zu. Ich werde das nicht wiederholen. Und dieses Gespräch hat nie stattgefunden«, stellte er unmissverständlich klar.
Ich nickte, seine Hände schlossen sic h grob um meine Handgelenke. Er war mir so nah, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte.
»Deine Mutter war besonders. Wie du. In ihr schlummerte womöglich die Gabe Valeries. Es gab Gerüchte über die Möglichkeit, dass die Hierarchie zwischen Zeitwandlern und den ihnen untergeordneten Hexen in Gefahr geraten könnte, sobald sie ihre Macht erlangte. Es heißt, der Hexer-Orden des Blutmondes wollte Alice Cherryblossom, deine Mutter, an ihrer Seite sehen und für sich nutzen. Da fürchteten einige der alten Zeitwandler, dass ihre Ära vorübergehen könnte. Dass sie ihre Stellung im Machtgefüge verlieren könnten.«
Meine Lippen bewegten sich. Die Frage, ob man sie deshalb töten wollte , schoss mir in den Sinn.
Ben legte seinen Finger an meinen Mund und verschloss ihn. »Es heißt, als dein Vater sich in sie verliebte und beschloss, sie zur Frau zu nehmen, begann das Bündnis zwischen Hexenwesen und Zeitwandlern zu bröckeln.«
»Er hat sie wirklich geliebt?«, flüsterte ich ungläubig und wurde erneut zum Schweigen gebracht.
»Du bist ein sensibles Thema in dieser Welt, Hanna. Dein Vater ist bestrebt dich zu schützen, aber er muss auch vorsichtig sein und das Gefüge der Macht im Gleichgewicht halten. Ich habe noch nicht verstanden, um was es genau hier geht.« Nachdenklich ging sein Blick ins Leere.
»Dort auf dem See hatte ich eine Art Vision, oder Erinnerung. Ich weiß es nicht. Ich sah , wie jemand versuchte meine Mutter zu ertränken«, sprudelte es aus mir heraus.
Ben zog seine dunklen Augenbrauen zusammen. »Ich habe gehört, dass es hier auf dem Anwesen von Mister Gray einen gefährlichen Zwischenfall gegeben haben soll, damals. Soweit ich weiß, war sie mit dir und deiner Zwillingsschwester schwanger.«
Erneut liefen die Bilder vor meine m inneren Augen ab. Ihr runder Leib, der tief in das Wasser eintauchte. Ihre Arme, die hilflos nach Halt suchten, verzweifelt bemüht, nicht tiefer zu sinken. Die vor Panik weit aufgerissenen Augen. Beinahe unsichtbare Hände, die sie niederdrückten. Die Luftblasen, die aus ihren Lungen entwichen und nach oben an die Oberfläche schnellten.
»Man sagt , jemand belegte den See mit einem Zauber, der die Cherryblossomhexe ertränken sollte.« Jetzt lachte Ben hart auf. »Dabei war sie ja noch gar keine Hexe. Sie war nicht einmal erweckt worden.«
Ein kurzes Beben erfasste mich. »Also war es ein Hexer? Oder eine Hexe , die sie umbringen wollte?«
»Das weiß ich nicht. Es kann sein.«
Ben verzog seinen Mund und fasste härter zu. »Kannst du dir vorstellen, wie das eben auf deinen Vater gewirkt hat, als er dich aus diesem Wasser zog, wie damals deine Mutter?« Bens schrägstehende Augen sprühten vor Intensität.
»Wer war es wohl gewesen?« Mir war mit einem Mal so furchtbar bewusst, dass ich selbst hier, bei meinem Vater, nicht sicher war.
»Es ist bis heute nicht geklärt. Wahrscheinlich jemand von außen.«
Jetzt versuchte ich mich aus seinem Griff zu befreien. »Also hätte es jeder sein können? Und der Zauber könnte bis heute auf diesem See liegen? Was ist, wenn mich das ins Wasser hat springen lassen?«
»Das ist es, was ich
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