Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
zu deutlich spüren. »Warum tötest du!?«, schrie ich und bemerkte das Beben unter meinen Füßen erst gar nicht.
»Ich brauch e die Energie, die dabei freigesetzt wird. Es ist überlebenswichtig für uns alle. Du hast ja keine Ahnung.« Erschrocken riss mein Vater die Augen auf.
Das Kerzenlicht flackerte wie wild. Schwarzes Eis begann sich in mir auszubreiten. Mein Blick floh zu den zuckenden Flammen der Kerzen, bevor sie sich von ihrem Leben spendenden Docht lösten und auf mich zu schnellten. Ich wollte zurücktaumeln. Mein Blick raste durch den Raum.
»Nein! Hanna!«
Ich sah zu meinem Vater, der mich beschwor. Die kleinen Flammen rasten in mich hinein. Ich fühlte sie in mir tanzen, spürte, wie sie dicht unter meiner Haut zu züngeln schienen.
Mit einem Schlag war alles dunkel in diesem blutigen Raum. Und still. Alles hielt den Atem an. Die Bediensteten, mein Vater, ich. Selbst die Natur vor den Fenstern. Nur ich hörte das gequälte Aufheulen meines Dämons in mir.
»Hanna, hör damit auf. Du weißt nicht, wie sehr du mit dem Feuer spielst.« Für einen Moment entglitt mir ein irres Lachen. Dann spürte ich den harten Druck seiner Hände an meinen Oberarmen.
»Das darf niemand sehen.«
Meine Zähne schlugen aufeinander, als er begann mich zu schütteln. Ich blinzelte. Mein Vater zischte laut auf, sein Dämon griff fast auf mich über und hinterließ einen Schmerz in meinem Inneren, bevor er von mir abließ. Das Licht aller Kerzen flammte wieder auf und ich sah in die entgeisterten Gesichter zweier Hausangestellter und in das besorgte meines Vaters.
»Was glotzt ihr mich denn so an?«, fragte ich plötzlich ganz ruhig. »Der Anblick einer blutigen Leiche bringt euch nicht aus der Fassung, aber wenn jemand das Licht ausmacht , fangt ihr gleich an zu heulen, oder was?«
Tränen brannten hinter meinen Lidern. Mir war in jedem Fall zum Heulen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und stapfte außer mir vor Wut zur Tür. Mein Vater tauchte urplötzlich neben mir auf und schlug sie nur Millimeter vor meiner Nase zu.
» Einen Moment!« Seine Augen durchbohrten mich fast wie eisige Dolche. »Du darfst deine Fähigkeiten niemandem so offen zeigen, Hanna.«
Ich ließ mich von ihm an meiner Schulter umdrehen. Ich schluckte und brachte meine Sinne wieder unter Kontrolle. »Warum nicht, Paps?« Dabei schenkte ich ihm ein einstudiertes Lächeln und sah ihm aufmerksam ins Gesicht. Er wirkte unsicher.
»Wenn du ein wenig nachdenken würdest, würde dir aufgehen, dass die Gabe des Feuers nicht bei allen Zeitwandlern auf Gegenliebe stößt. Du hast eine Waffe, die vielen von uns missfällt. Wenn du so dumm bist, dass dir das bis jetzt nicht klar ist, dann kannst du unmöglich meine Tochter sein.«
Ich war immer noch zu betäubt , um diese Einschläge seiner gezischten Worte voll und ganz wahrzunehmen. »Und wenn du gewissen Zeitwandlern zeigst, wie viel du kannst, dann werden sie noch viel schneller versuchen uns zu töten. Was glaubst du, was der Auslöser für die Unruhen ist, Hanna?«
Ich schlug seinen Arm fort. »Ich weiß, dass ihr mich erschaffen habt und das s alles mit mir beginnt und mit mir enden kann«, fauchte ich und mir wurde klar, dass er sich genauso auf dünnem Eis bewegte, wie ich in dieser ganzen Farce, die sich mein Leben schimpfte.
Bei dem Wort erschaffen wurden seine Augen kaum merklich größer, bevor er weiter sprach. »Wenn das so ist, beginne das große Ganze zu betrachten und dich strategisch zu bewegen. Und hör auf, mich als deinen Feind zu sehen. Du hast keine Ahnung, was ich alles für dich tun würde.«
Ich sah ih m direkt in sein Gesicht. »So viel, wie du für meine Mutter getan hast?«
Seine Maske verrutschte. Ich hörte , wie ein Angestellter in der andere Ecke des Raumes scharf die Luft einsog.
»Ich war nicht in der Lage sie zu schützen, ich …« Er wirkte beinahe hilflos, wie er seine Arme seitlich vom Körper abwinkelte und einen weiteren Schritt auf mich zu tat. Für einen Moment wollte ich mich einfach in seinen Arm werfen, so wie ich es immer bei Henry getan hatte, wenn ich Angst hatte oder traurig war. Der Schmerz bei dem Gedanken an Henry ließ mich innerlich verhärten.
»Oder warst du nicht bereit sie zu schützen, weil du eine n Nachteil davon gehabt hättest?«, schoss ich hinterher.
In seinem Mundwinkel zuckte ein seltsames Lächeln und wich einer harten Miene. »Ich hatte keine Chance, Hanna. Es gibt Dinge, die …«
Ich hielt es nicht mehr aus und
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