Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
Gedanken zu verbinden schienen. Ich wollte hier weg. Mit Tränen in den Augen sah ich meine Spiegelung in der Fensterscheibe, die nur schwach vom Kerzenschein erhellt wurde.
»Was soll ich nur machen?« Meine Lippen bewegten sich kaum merklich und mein e Haut schimmerte unwirklich in diesem perlmuttfarbenen Schein, den ich seit dem Tag meiner Hexenerweckung besaß. All diese Tage, die ich hier zugebracht hatte und ich wusste immer noch nicht, wie ich den Weg zu meiner Selbstbestimmung finden sollte. Jetzt spürte ich den Dämon, wie er an die Oberfläche kam und hielt den Atem an.
Meine Haare begannen zu glitzern, als wären sie mit Diamantenstaub bedeckt und als ich das flüssige Bernstein in meinen Augen entdeckte, streckte ich meine Finger an das Glas. Das war jetzt wirklich ich? Für einen Herzschlag sah ich in die Nacht hinaus, in die treibenden Schneeflocken und begann mich von Neuem zu betrachten.
Ich hieß den Dämon willkommen, lockte ihn hervor. Ich lächelte, als mein Haar begann sich leicht um mein Haupt zu bewegen. Meine Erscheinung war wirklich wundersam und … schön. Noch nie hatte ich mich so gerne angesehen. Eine Kraft, die mich mitriss, pulsierte durch meine Venen, erfüllte mein Herz. Ich senkte in meinem Spiegelbild gefährlich den Blick, bemerkte das Blitzen in meinen Augen, die mir so neu waren, und wandte mich ab.
Eilig verließ ich mein Zimmer. Ich schwebte beinahe über den Flur. Mit einer schnellen Bewegung griff ich in die Vase auf einem Sockel am Rande der Treppe und zog drei rote Rosen heraus. Ein Dorn schnitt mir in die Handfläche. Ich verfolgte den roten Tropfen frischen Blutes, der bis zu meinem Handgelenk floss, dort innehielt und auf den Boden fiel. Die Wunde auf meiner Haut schloss sich, schimmerte für einen Moment. In mir summte mein Dämon zufrieden und füllt mich erneut mit einem Gefühl von Euphorie. Meine Hände rissen die Köpfe der Rosen ab und ließen die dornigen Stiele achtlos auf die Treppenstufen fallen, während ich sie mit schnellen Schritten erklomm. Oben angekommen schloss ich für einen Moment die Augen und spürte die Energie der Menschen, die hier oben ruhten.
Ich folgte einer besonders kraftvollen und gesunden Emotion. Mein Puls begann zu fliegen, ich drückte eine Tür auf und sah in das Gesicht eines unserer Bediensteten, der sich wissend von seinem Schreibtisch erhob. Meine Finger zerdrückten die Rosenblüten in meiner Faust und gaben sie mit einem Ruck frei. Ließen sie hoch in die Luft jagen, wo sie mit einem Schwirren hängen blieben.
Der Mann vor mir erstarrte in seiner Bewegung und ich trat auf ihn zu. Ich hatte ihn oft im Park gesehen. Er stutzte die Bäume, den Rasen, war aber auch Bote für die Herrschaften, für Mister Gray. In ihm pulsierte ganz schwach die Hexenkraft. Er war nicht stark mit ihr gesegnet worden. Gesegnet? Oder verflucht? Ich dachte an meine Hexenkräfte, an das Feuer, der Grund, warum ich meines Lebens nicht sicher sein konnte, und mein Dämon knurrte zornig auf.
Mein Blick flog durch den Raum. Die Schneeflocken vor dem Fenster waren im Flug eingefroren. Absolute Stille umgab mich, bis auf den Tumult, der aus meinem Inneren zu dringen schien. Meine Hand legte sich auf die warme Wange des Menschen, spürte den Unebenheiten nach. Zeichnete die Konturen, strich über die Bartstoppeln und teilte sie. Die Energie prickelte in meinen schmerzenden Fingern und ich stöhnte leise auf. Sie schmeckte und mein Dämon jubilierte in mir.
Ich wollte mehr. Ich wollte, dass er mich begehrt e. Mir schenkte, was ich mir jetzt raubte. Ich war eine Nymphe. Es schien in diesem Moment alles so klar. Die Bedürfnisse, die mit meinem Sein in Verbindung standen. Der Tanz, den ich innerlich wie äußerlich vollführte. Die Schneeflocken setzten sich in Bewegung, die Rosenblüten regneten auf den mit Teppich ausgelegten Boden. Ich nahm etwas Abstand zu dem jungen Mann, legte den Kopf schief, wartete. Er runzelte nur für eine Millisekunde die Stirn, bevor ich ihn gefangen nahm. Ihn begann zu verzaubern. Meine Hüften bewegten sich wie von selbst in einer aufreizenden Art und Weise und noch ehe ich meinen Arm um ihn legte, ergab er sich mir, lächelte verzückt. Er schloss die Umarmung für uns beide und ließ zu, dass ich meine Finger liebevoll und zugleich gierig in seinen Nacken legte.
»Sei mein«, flüsterte ich mit einer Verführung in der Stimme, die ich an mir nicht kannte, die mich aber nur kurz störte. Er vergrub sein markantes Gesicht
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