Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
der Wand schienen mich mit ihren Augen zu verfolgen, als die Beunruhigung mich wieder packte und auch etwas anderes. Erregung. Mein Unterleib zog sich zusammen und mein Atem wurde schneller. Jetzt hörte ich gedämpfte Laute von unten.
Ich beschleunigte meine Schritte bis zur Treppe und lauschte. Im oberen Trakt, wo die Bediensteten ihre Räume hatten, war alles still. Dort lebten hauptsächlich Hexenwesen, die vermutlich alle tief und fest schliefen. Auf meiner Etage konnte ich auch nichts hören, aber von unten kamen eindeutig Geräusche.
Ich schob mich voran, die Treppe hinab. Aus dem großen Saal drang gedämpftes Licht, ich ging weiter durch die Empfangshalle, vorbei an dem Büro meines Vaters. Jetzt hörte ich sie. Die Stimme der Frau, die mein Vater in Empfang genommen hatte. Vivian a. Die Kokotte.
Ich zuckte zusammen, als irgendwas zerbrach. Ein Schaudern erfasste mich, als ihre Emotionen zu mir überflossen und ich ein kehliges Stöhnen hörte. Mein Gott, was muss te ich alles ertragen? Jetzt treiben die es auch noch?
Ich rümpfte die Nase und wollte gerade zurück zur Treppe, als mich ein tiefes Entsetzen traf, das nicht meins war. Meine B eine wurden weich, das Licht in meiner Hand erlosch. Panik! Dann füllte ein durchdringender Schrei das Haus. Zerriss die Stille und zerriss etwas in mir. Ein unmenschliches Knurren erklang zeitgleich und der Aufschrei brach ab. Ich erkannte meinen Vater in diesem tierischen Laut. Dann ein dumpfes Krachen, als würde etwas auf dem Marmorboden zerschmettert.
Mein Atem stockte. Nein! Ich stürzte zu Boden und sah zu der Tür , unter der Licht durchschimmerte und flackerte, als wäre es das Lebenslicht dieser Frau. Dann blieb es ruhig, gleichmäßig erhellte das schwache Leuchten den Flur.
Das Freudenmädchen war weg. Keine Empfindung war von ihr mehr übrig. Ich wusste nicht, wie lange ich mit angehaltenem Atem dort schon stand. Alles in mir war eine unerträgliche Zeit lang taub.
Nach einer Ewigkeit kam wieder Bewegung in den Raum hinter der wuchtigen Eichentür.
Das Licht , das unter dem Spalt zu mir herüberschien, wurde dann und wann von Schatten unterbrochen. Schritte waren zu hören, von mehreren Personen. Gedämpfte Stimmen und undeutliche Empfindungen. Hexenwesen. Bedienstete? Ohne mein Zutun ging ich auf die Tür zu und drückte die Klinke. In Sekunden nahm ich die Umgebung in mich auf.
Der große Raum wurde von zahllosen Kerzen erhellt. Wild flackernd ließen sie Fratzen an den mit Ornamenten versehenen Wänden und den hohen Decken tanzen. Ein Vorhang wehte, getrieben von der kalten Schneeluft, in den Raum hinein. Ein riesiges Bett, von dem seidige weiße Laken wie Wasserfälle hinabflossen, stand in der rechten Hälfte des Raumes und hielt meinen Blick. Ein unordentliches Muster aus dunklem glänzendem Rot zog sich über einen Teil der Kissen und legte eine Spur über das weiße Bettgestell hin zum Marmorboden. Meine Augen tränten. Eines der Laken verdeckte eine Gestalt. Ich besah die Konturen der menschlichen Umrisse und entdeckte ein anderes Rot. Die Farbe der lackierten Fingernägel einer fein manikürten Hand, die haltsuchend nach vorn ausgestreckt lag. Viviana.
Ein erstickter Laut entrann meiner Kehle und mein Vater tauchte mit gesenktem Blick hinter der wehenden Gardine am Fenster auf. Mit nacktem Oberkörper, der mit blutigen Sprenkeln überzogen war, stand er vor mir. Seine Aura flackerte stark und unbändig um seinen Körper. Ohne ein Wort hob er beschwichtigend die Hände.
In mir begann etwas zu summen. Die Tür zu einem Nebenraum wurde geschlossen. Zwei der Bediensteten brachten eine Trage herein und sahen sich fragend an, als sie mich entdeckten.
»Sollen die hier deine Sauerei aufräumen?« , fragte ich und hielt seinem Blick stand. Meine Stimme war kalt und ich ballte die Fäuste an der Seite meines Nachthemdes. Der Geruch von Kupfer in diesem Raum ließ mich schlucken. »Wie konntest du nur …?« Ich verstummte und trat einen Schritt zurück, als er einen auf mich zu tat.
»Hanna, es musste sei n. Ich brauche die Kraft, um …«
»Du bist ein Wendigo?« , krächzte ich halblaut, als die Erkenntnis mich traf. »Du nährst dich von Blut und Todesangst?« Ich vergrub die Hände in meinen Haaren.
»Nei n. Ich bin vieles. Ich kann meine Energie beziehen wie ich will. Ich töte nicht zum Spaß …«
»Warum hast du es getan?«
Das Gesicht meines Vaters wurde hart. Seine Augen wirkten beinahe schwarz und ich konnte den Dämon in ihm nur
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