Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
akzeptieren, die Pflichten der Hexenwesen, ebenso die Pflichten gegenüber meinem angetrauten Ehegatten wahrzunehmen, bis der Vertrag zur Gänze erfüllt ist.
Ich bin mir darüber im Klaren, dass ein Verstoß gegen diesen Vertrag dem Hochverrat gleichgesetzt wird und dies mit einem hohen Strafmaß bis hin zur Hinrichtung geahndet wird.
Ich bin hinreichend über die Rechte und Pflichten dieser Vereinigung aufgeklärt worden und stimme ihr bewusst zu.
Hanna Cherryblossom
Ich hatte dieses absurdeste der absurden Schriftstücke tatsächlich unterschrieben und wog es nun in meinen Händen. Das Papier war so leicht und die Worte darauf so unendlich schwer, dass es mich in den Boden zu drücken schien.
Es waren drei Wochen vergangen , seit ich hier auf dem Landsitz von Mister Gray weilte und mir darüber den Kopf zerbrach, wie ich verdammt noch mal aus dieser Nummer wieder herauskommen sollte. Mein Vater ließ partout nicht mit sich verhandeln. Ben buhlte nach wie vor um meine Gunst und ich hatte versucht, den Begegnungen mit ihm zu entgehen, indem ich mich krank stellte und mich in mein Zimmer verkroch. Leider nahm mir die angebliche Erkrankung niemand ab, denn auch junge Zeitwandler waren immun gegen beinahe jede Form von Schwäche. Es sei denn wir ernährten uns schlecht. Was in unserem Fall bedeutete, dass wir unsere Energie nicht regelmäßig stahlen. Die Kraft von anderen Menschen nicht nahmen und unseren Dämon damit speisten. Bei Nymphen, wie ich eine war, hielt sich das zum Glück in Grenzen. Ich brauchte nur etwa einmal die Woche den Kontakt zu einem willigen oder auch unwilligen Opfer, dem ich über eine Berührung oder einen Kuss etwas von seiner Lebenskraft nahm. Meistens waren es willige Opfer.
Ich war zu einer Nymphe gereift, deren Zauber darin bestand , in einer Komposition aus Verführung und unwirklicher Anmut das Opfer so einzunehmen, dass es nicht mehr wusste, wo oben noch unten war.
Im Grunde hatte ich selbst keine Ahnung, wie der Dämon in mir das anstellte. Ich wusste nur, dass sich mein Äußeres sehr verändert hatte und wenn ich hungrig wurde, begann sich etwas in mir zu regen, das ich vorher nie wahrgenommen hatte. Die Selbstverständlichkeit einer Sirene auf den Meeresklippen, die ohne Bedauern einen Seefahrer in den Tod locken würde, nur um zu bekommen was sie wollte. Oft versuchte ich dagegen anzukämpfen. Es dem Dämon zu untersagen, mich zu so einem gierigen Geschöpf zu machen. Nicht immer erfolgreich. Meine Trainerin erzählte mir, ihr wäre es anfangs auch nicht leicht gefallen und dass man lernen würde, es zu steuern. Schonend mit dem Menschen umzugehen. Sie war es auch, die mich ermahnte, mich nicht weiter in Selbstmitleid zu verkriechen.
Bedauerlicher weise starben wir Nymphen nicht an gebrochenen Herzen oder an sonst irgendwelchen Gebrechen. Es sei denn wir verliefen uns in einem Feuer, was bei mir allerdings auch nicht sicher war, denn ich hatte eine besondere Beziehung zu Flammen. Seitdem ich zur Hexe erweckt worden war, konnte ich sie rufen. Das Feuer in mir aufnehmen und als Waffe verwenden. So hatte ich den schlimmsten Tag meines Lebens überlebt. Den Tag, an dem mein Onkel Henry mich an die Occulus Videns verraten hatte und gestorben war. Der Tag, an dem ich Lennox verloren hatte! Lennox spukte unaufhörlich in meinen Gedanken herum. Angeblich hatte man immer noch keine Spur von ihm und Olivia. Aber auch keinen offiziellen Beweis ihres Todes.
Zuerst schmerzte die Ungewissheit über Lennox’ Schicksal jede tickende Sekunde, die verstrich, wie das Pulsieren einer offenen Wunde. Nach einiger Zeit wurde der Schmerz überlagert von Tatendrang, der in mir heranwuchs. Ich wollte selbst nach ihm suchen. Als ich mein Anliegen hervorbrachte, teilte mein Vater mir ungehalten und unbarmherzig mit, dass seine Geduld am Ende sei und drückte mir dieses Schriftstück in die Hand. Außerdem verkündete er, dass meine Ausbildung nächste Woche beginnen würde, und ich nach meiner Hochzeit sofort mit Ben nach Schottland reisen würde, auf die Insel Skye. Dort wurden offenbar junge Zeitwandler und Hexenwesen im Geheimen ausgebildet, demzufolge auch ich.
Der Abgrund , an dessen Schlund ich mich befand, kam spürbar immer näher, ich fühlte das Bröckeln des festen Bodens unter meinen Füßen.
Ich drückte meine Stirn an das kühle Glas der Fensterscheibe und atmete schwer aus. Draußen war es Anfang N ovember und schon eiskalt, mein Atem gefror zu kleinen feinen Eisblumen
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