Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
würde Hanna nach ihm rufen und er wurde starr. Begann in der Luft zu wittern. Nichts. Er hatte sich getäuscht. Das ging ihm in letzter Zeit ständig so. Besonders nachts glaubte er sie wahrzunehmen, sie zu schmecken in der kühlen Luft. Ihre Abwesenheit und die Ungewissheit darüber, ob sie wirklich in Sicherheit war, machten ihn fast wahnsinnig.
Die Wächter des Zeitwandler-Rates traten ein und forderten Olivia und ihn stumm auf, ihnen zu folgen.
Während sie ihnen nach liefen, musterte Lennox die schwarzen tätowierten Symbole der bulligen Männer, die sich vom Hals über ihre rasierten Schädel zogen. Zügig schritten sie einen schmalen Gang entlang, von dem eiserne Türen nach jeder Seite abgingen, was dem alten Gemäuer etwas Erdrückendes verlieh.
Die k uttenartigen Gewänder der Männer vor ihnen rauschten bei jedem Schritt in dieser dunklen Stille, während sie eine steinerne Treppe hinabstiegen und in einen dunkleren Saal einbogen. Unruhig flackerte das Licht der vereinzelten Neonröhren über ihnen. Olivias Gesicht wirkte blasser als sonst und ihre Lippen waren zu einer schmalen Linie verzogen. Lennox wollte sie gerne aufmuntern, fühlte sich aber selbst, als hätte eine eiserne Faust sein Herz umklammert und warte nur darauf zuzudrücken.
Als er die Stimme von Dominik Dawn hörte, die aus einem vor ihnen liegenden Raum zu dringen schien, vergaß er alles um sich herum. Beinahe nahm er nicht einmal das Aufstöhnen von Olivia an seiner Seite wahr, der sich just in diesem Moment unverhofft Handschellen um die Gelenke legten. Fast zeitgleich legten sich die kühlen Eisen auch um seine.
»Was zum Teufel!«, stieß er aus. Er fühlte den Dämon in seinem Inneren rebellieren , aber sein Überlebensinstinkt ließ ihn ruhiger werden. Hinter ihnen waren weitere Gerichtsdiener aufgetaucht und führten die beiden jetzt in einen von Stahlwänden umschlossenen Raum. Wortlos wurden sie auf die Stühle vor einem wuchtigen Schreibtisch geschoben. Alles in diesem fensterlosen Raum schien kalt. Das weiße Licht von der Zimmerdecke, die kahlen Wände, an denen kein Bild, hing und der graue Linoleumboden.
Olivia ächzte neben ihm und nickt e unauffällig in die Richtung einer weiteren Tür am Ende des Raumes. Lennox wurde ganz leise und in seinem Magen fing es an zu summen. Durch den Spalt konnte man eine stählerne Kammer erkennen. Ein Vernichtungsraum! Eine Feuerkammer für die Hinrichtung gesetzloser Zeitwandler.
Nun hörte er Schritte hinter sich und die schwere Tür, wie sie sich schloss.
»Lennox Merryweather! Ich bin wirklich froh, Sie wohlauf zu sehen, mein Freund.« Dominik Dawn reichte ihm die Hand, die Lennox, gefesselt von den Handschellen, nicht ergreifen konnte. Schon zog Dawn sie auch wieder zurück, während er an ihm vorbeieilte auf dem Weg zu seinem schweren Stahlschreibtisch.
Lennox versuchte sich zu erheben, wurde aber umgehend von dem Wächter hinter sich auf den Stuhl zurückgedrückt.
Dawn nickte Olivia zu , bevor er sich auf seinen weißen Ledersessel setzte, seine Miene undurchdringlich, wie es nicht ungewöhnlich war für Zeitwandler.
Lennox sammelte sich und suchte vergeblich die kleinste Regung, die sich auf dem Gesicht des Ratsoberhauptes abspielen könnte.
»Ich danke Ihnen für Ihr Bemühen, meine Tochter zu mir zu bringen.«
Lennox öffnete den Mund , wurde aber, noch bevor er etwas sagen konnte, mit nur einem Blick gestoppt.
Dawns Augen glommen in dem spärlichen Licht des Raumes und in ihnen lag eine unausgesprochene Drohung. Olivia wurde unwillkürlich kleiner neben ihm und Lennox gab sich Mühe, die Augenbrauen nicht spöttisch zu heben.
»Sie haben Ihre Arbeit wirklich gut gemacht. Und ich bedauere es zutiefst, dass unsere Verbindung so lange abgerissen war. Wir hatten mit einigen Unannehmlichkeiten zu kämpfen.«
Lennox unterdrückte ein Seufzen und bemühte sich , seinen Unmut nicht durch seine Körperhaltung zu verraten. Was verdammt noch mal war bloß los mit ihm? Warum hatte er sich so wenig unter Kontrolle? Warum diese Flut an Emotionen, die sonst doch keine Rolle spielten? Lennox versuchte ein kühles Lächeln.
»Ich habe nur ansatzweise erfahren, um welche Art Komplikationen es sich handelte. Ich würde aber gerne meine Wissenslücken füllen«, warf er ruhig ein.
Jetzt straffte Dawn sich und beugte sich zu ihnen vor. »Sie werden, sobald die Zeit reif ist, über alles unterrichtet, mein Freund. Im Augenblick benötigen Sie keine weiteren Informationen.«
»Wie
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