Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
unerträglich es für diejenigen unserer Truppe sein musste, die nicht von der Energie ihres Dämons zehren konnten. Unauffällig warf ich einen Blick auf Ben, Luca und Louisa.
Nach etwa hundert Metern standen wir plötzlich vor einem riesigen doppelflügeligen schmiedeeisernen Tor, das in eine hohe Mauer eingelassen war. Feiner Sprühregen setzte ein, durchnässte unsere Haare und stahl uns die Sicht. Louisa zog die Schultern hoch und ihre Zähne begannen zu klappern.
»Ist es geschlossen?«, presste sie zwischen zusammengepressten Kiefern hervor.
L ennox rüttelte an dem Tor und entdeckte dann eine faustgroße Glocke. Nachdem er sie betätigt hatte, nahm er mich in seinen Arm und strich mir eine regennasse Strähne aus dem Gesicht.
»Wir müssen abwarten.« Olivia murrte und stellte sich näher an Louisa, schützte sie ein wenig vor dem eisigen Wind. »Kannst du nicht einfach hinübersteigen und von innen aufmachen?«, fragte sie ungehalten.
»Das würde ich ihm nicht empfehlen«, erklang eine raue Stimme und ich schreckte zusammen. Hinter dem Tor trat eine gebückte Gestalt aus dem Nebel und gewann an Größe. Meine Nackenhaare richteten sich auf. Eine gespenstische Erscheinung beugte sich zu uns vor und hielt seine knochige Hand durch das Gitter.
»Geben Sie mir Ihre Hand, wertes Fräulein«, forderte er mich auf. Der Greis vor mir befeuchtete seine bläulichen aufgesprungenen Lippen und ich wich zurück.
»Ich?«, kreischte ich beinahe. Ich dachte nicht mal daran und unterdrückte eine Grimasse.
»Ja, du!« , erwiderte der Alte.
Lennox seufzte und ergriff zuerst die knorrige Hand des gebückten Alten, der ihn jetzt mit seinen glasigen Augen musterte. »Ich muss doch wissen, wem ich meine Tore öffne «, sagte der Greis jetzt vorwurfsvoll.
»Mein Name ist Lennox Merryweather, Dominikus schickt uns.«
Der Alte wand te seinen Kopf zur Seite und Ben schnaufte ungeduldig. »Es ist ein ziemlich schlimmes Wetter, mein Freund. Und wir haben einen beschwerlichen Weg hinter uns.«
Der Alte lachte. »Beschwerlich findet es der junge Herr Hexer, mit dem Wagen nach Skye zu kommen?«
Woher zum Teufel wusste er das? Ich runzelte die Stirn und hielt ihm jetzt meine vor Kälte gerötete Hand entgegen, nach der er angelte. Schnell griff er zu und seine Finger glitten fast durch mich hindurch. Ich erschrak.
Lennox legte seine Hand auf meine Schulter und beruhigte mich. »Er ist ein Geist, er wird dir nichts tun.«
Ungläubig sah ich ihn an und bemerkte jetzt erst das Flackern seiner Gestalt. Einer nach dem anderen reichte ihm die Hand und er nickte zustimmend. Knarrend öffnete sich das Tor und wir traten ein.
»Ich bin Old Mac Loyd, bitte tretet ein , ihr Boten einer neuen Zeit«, keckerte er dabei vor sich hin.
Ich betrachtete ihn genauer. Seine gelblich grauen Haare hatte er zu einem Zopf in seinem Nacken gebunden und er trug eine alte löchrige schottische Kluft. Die vergilbten Karos erkannte man beinahe nicht mehr. Der Alte lachte leise in sich hinein, während er voranging. Seine Füße schienen die Erde nicht zu berühren und wir folgten ihm über den felsigen Boden. Ich dachte darüber nach, wie es wohl dazu kam, dass er noch auf Erden wandelte, als Gespenst. War er eine verdammte Seele?
»Ihr werdet bereits erwartet , meine Herrschaften.« Er sah zurück. Sein Blick blieb an mir hängen und wanderte dann zu Louisa. »Zwei Cherryblossoms? Wir haben nur mit einer gerechnet«, gab der Alte mit einer Mischung aus Unmut und Überraschung von sich. Louisa senkte den Blick, als hätte man sie geohrfeigt. Lennox runzelte die Stirn und sah fragend zu Ben und Olivia. Ben zuckte die Achseln, bemühte sich, auf dem glatten Grund nicht auszurutschen, und wich Pfützen aus.
Old Mac Loyd grinste und in seinen Augen glomm ein Licht. Ich konnte plötzlich den Schädel unter seiner dünnen Haut erahnen und schauderte. »Ich bin dein erster Geist, wie mir scheint?« Er erhellte sein Gesicht mit einem erneuten Glimmen und lachte jetzt lauter.
»Old Mac. Ich bitte Sie, sich ein wenig in Zurückhaltung zu üben«, maßregelte Lennox und legte schützend seinen Arm um meine Schultern.
»Ich bin kein Narr. Ich weiß , wie ich mich zu benehmen habe, Sir Merryweather.« Er spuckte eine kleine gelbe Flamme vor Lennoxʼ Füße, die sich schnell wieder verflüchtigte.
Lennox stoppte und senkte seine Stimme. »Nichts für ungut, mein Bester. Aber Sie tun gut daran, sich zusammenzunehmen. «
»Was? Soll das eine Drohung sein? Ich
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