Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
euch zu schützen. Das verspreche ich.«
»Na, dann gilt es aber, sich ein wenig mehr ins Zeug zu legen«, warf Luca mit vollem Mund sarkastisch ein und Ben klappte fast die Kinnlade herunter.
Die Aura m eines Vaters flackerte in einem tiefdunklen Violett. Lennox neben mir wurde ganz ruhig.
Als ein großer Mann i n einer Art Mönchskutte hereinkam, verflüchtigte sich die gereizte Stimmung.
»Dies sind also die Hexen und das Mischwesen, denen wir diesen ganzen Aufruhr zu verdanken haben?«
Mein Vater ging auf den Mann zu, der sich seine Kapuze etwas aus dem Gesicht schob und in die Runde sah. Er wirkte wie ein Mensch, oder wie ein Hexer. Ich war mir nicht sicher.
»Bruder Theodor, das ist meine … das sind meine Töchter Hanna und Louisa.« Er forderte uns auf, uns zu erheben. Bruder Theodor kam zu uns. Lennox und Ben erhoben sich ebenfalls. Nur Luca blieb sitzen und ignorierte ihn.
»Ich bin Bruder des Ordens des Blutmondes.« Es ließ sich schwer sagen, was für eine Augenfarbe er hatte, oder wie seine Aura aussah. Es schien, als würde er seine eigenen Farben absorbieren. Er sah aus, als würde er im Mondlicht stehen und nicht hier im warmen Gelb des Kaminfeuers oder des Kronleuchters. Jetzt sah er zu Luca, die ihre Suppe hypnotisierte.
»Lucia di Carpo?«
Sie seufzte leise und stand auf. » Wenn Sie so wollen? Ich bevorzuge allerdings van der Host.« Sie wirkte hart und ihre sonst so frechen Augen verloren an Glanz.
»Wie passend , dich hier zu sehen.« Die Stimme des Bruders war seltsam monoton. »Wie geht es deinem Mann?« Er faltete die Hände über seinem Bauch.
»Tot«, erwiderte sie leichthin und lauerte. Ich konnte nicht sagen, was sich in dem Gesicht des Bruders abspielte, es lag im Schatten. »Gut«, sagte er und ich glaubte, nicht richtig verstanden zu haben.
»Wir sprechen später«, sagte er und wandte sich mit der Andeutung eines Lächelns uns zu.
»Kommt mit mir, ich werde euch etwas zeigen.« Er machte kehrt, der greise Geist tauchte neben ihm auf und flackerte unruhig. Ehrfürchtig blickte er ihn an und verblasste schnell wieder. Ich schüttelte mich.
Wir folgten ihm durch einen langen kahlen Gang , gesäumt von schwarzen Säulen. Eine Tür schwang auf, ohne dass sie jemand berührte. Ich erkannte Mister Gray in diesem fensterlosen Raum, dessen Wände aus weißem Marmor bestanden, und suchte nach Magnus. Mister Gray stand vor einem langen weißen Tisch, auf dem Hunderte Phiolen unbekannten Inhalts standen und beriet sich mit einer schlanken Frau. In drei offenen Regalen lagen einige Bücher und Glasbehälter mit grünlich schimmernden Flüssigkeiten.
Mister Gray drehte sich zu uns um und sein bärtiges Gesicht erhellte sich. Schnell kam er auf mich zu und schloss mich flinker in die Arme als mir lieb war. »Och, ihr seid da. Bin ich erleichtert.« Er stand jetzt vor mir mit einer Art väterlichem Stolz im Gesicht. »Ich wusste du schaffst es«, verkündete er und klopfte Lennox überschwänglich auf den Rücken. Dann runzelte er die Stirn und legte den Kopf ein wenig schief. »Wisst ihr eigentlich schon, dass mein Haus nicht mehr steht?« Er schüttelte den Kopf, als könne er es selbst nicht glauben.
»Das ist ja furchtbar«, sagte ich zerknirscht.
»Ja …« Jetzt wirkte er kurz abwesend.
»Hanna, wir haben einige Details deiner Geschichte übersehen«, fuhr er unvermittelt und eifrig fort.
»Es gibt einen Zusammenhang zwischen dir und einigen anderen jungen Hexen deiner Zeit. Beziehungsweise der damaligen Zeit, in der Valerie und Isabelle Cherryblossom lebten. Eine alte Prophezeiung, die von einem kleinen Zirkel von Zeitwandlern geheim gehalten wurde.«
Ich nickte und trat an seiner Seite in den großen Raum hinein.
»Es geht darum, das Unabhängigwerden …«
Ich unterbrach ihn : »… der Hexenwelt von den Zeitwandler-Dämonen zu verhindern.«
Er blieb stehen und sah mich an. »Genau. Ihr wisst es also. Und …«, jetzt wandte er sich an Luca, »oh, die junge Hexe, die zur Rettung eilte.« Er streckte ihr die Hand entgegen, lächelte gewinnend und küsste ihren Handrücken.
Luca suchte meinen Blick. Sie war sich vielleicht nicht ganz sicher, wie zurechnungsfähig er war. Mister Gray wirkte sichtlich zerstreut und jetzt erkannte ich die Kopfverletzung nahe der linken Schläfe. Ich sog scharf die Luft ein.
»Dad, wo ist Magnus?«, flüsterte ich neben ihm.
Er verzog seinen Mund zu einem schmalen Strich. Ich hörte Magnusʼ Stimme in meinem Kopf als er sagte: »Alles
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