Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
Wand. Die Müdigkeit war mit einem Schlag von mir gewichen, was definitiv nichts mit dem Bersten des Stuhles zu tun hatte.
Bevor ich auch nur nach Luft schnappen konnte , stürzte er sich auf mich, packte mich und warf mich aufs Bett. Schwer atmend vor Schreck lag ich da, mit über dem Kopf gehaltenen Armen. Lennox’ Atem ging stoßweise, er drückte mich mit seinem Gewicht nieder und blickt mich in stummer Verzweiflung an. »Es tut mir leid«, flüsterte er eindringlich, sein schönes Gesicht direkt über mir. Ich sah einen erbitterten Kampf in ihm toben, als ein leises Knurren aus seiner Kehle erklang. Der Griff um meine Arme verstärkte sich beinahe schmerzhaft und mir entwich ein leises Wimmern. Unbeeindruckt dessen schnellte er vor und senkte seine heißen Lippen auf meine , bettete sein ganzes Gewicht auf mir . Sein Kuss war nicht zärtlich, in seiner Wildheit lag eine unbekannte Mischung aus Verzweiflung und Zerrissenheit. Hitze wallte in mir auf und ich begann, diesen Kuss zu erwidern, mich ihm auszuliefern. Meine Gegenwehr erstarb vollends, es war unerträglich – unerträglich schön. Sein Winterduft hüllte mich ein und ich drückte mich ihm entgegen. Jede Faser meines Körpers erwachte zum Leben.
Mein Puls flog und ich wollte ihn , nur ihn. Meine Wut verraucht e , und was blieb, war ein tiefes Verlangen.
Er löste sich kurz von mir, um mich höher aufs Bett zu schieben. Sein Blick lief über meinen Körper, hungrig und ungestüm. Neben mir liegend, schob er seine Hand an meine Taille und zog mich fester an sich heran.
Zitternd seufzte ich auf und bog mich ihm entgegen. Seine Lippen trafen wieder auf meine, zarter diesmal. Seine Hand wanderte hoch, über meine Hüfte, meine Taille hinauf über den Arm. Behutsam streichelte er meine Schulter und ließ die Hand wieder tiefergleiten.
Ich erschauderte. Er schlang mein Bein um seine Hüfte und rollte sich über mich. Mein Herz raste und meine Wangen glühten, als er begann, seine Lippen heftiger auf meinen zu bewegen. Er zwang sie auseinander, als unsere Zungen sich berührten, löste die elektrisierende Spannung zwischen uns ein tiefes Ziehen in mir aus. Ich konnte nicht glauben, wie gut unsere Körper zusammenpassten und wie unglaublich gut sich das alles anfühlte.
Ich bewegte mich sacht unter ihm, er drückte mich tiefer in die Kissen, ein Aufkeuchen unterdrückend. Ein Prickeln durchlief mich bis in die Fingerspitzen. Meine Hände wurden heiß an seinem Rücken.
Als ich die Energiewelle über mich hereinbrechen sah, war es bereits zu spät. Sie explodierte in tausenden Farben vor meinen Augen. In weniger als drei Sekunden flackerten unzählige Bilder vor mir auf. Mir krampfte sich alles zusammen und ich presste mich tief in die Kissen. Eine altertümliche Stadt, die Gerüche von Unrat und verfaultem Gemüse, ein Mann, der einen Stock auf mich niederfahren lässt, ölverschmierte Hände, eine graue alte Fabrikhalle, eine Gerberei vielleicht, beißender Gestank, Kinder, die mit Tüchern vor dem Mund in stinkenden Flüssigkeiten mit einem Haken herumrührten. Die Eindrücke entluden sich und wirbelten ungebremst durch meinen Kopf. Das Bild einer toten Ratte, die von Maden zerfressen in einer Ecke lag. Gefühle, die nicht meine waren, brachen über mich herein. Angst, Übelkeit, Hunger, Schmerz.
Lennox riss sich keuchend von mir los und sah mich geschockt an. »Hanna, alles in Ordnung?«, fragte er panisch, eine Hand zur Faust geballt, die andere hilflos nach mir ausgestreckt. Ich blinzelte verwirrt und schnappte nach Luft. » Es tut mir leid …«, stammelte ich heiser.
Doch er zog mich an sich und strich mir liebevoll über den Rücken. Er zitterte leicht. »Es tut mir leid. Ich kann nicht fassen, dass ich das getan habe. Ich habe dein Leben riskiert. Es wird nie wieder so weit kommen«, sagte er bitter. Ich wusste nicht, was er damit meinte, aber seine Worte machten mich unglücklich. Schwermütig sah er mich an. »Es ist nichts passiert«, hauchte ich, immer noch außer Atem.
»Es hätte nicht so weit kommen sollen. Und es ist schon was passiert. Du hast mich bestohlen, und hast nicht nur mein Herz genommen .« Er sah mich traurig an und legte seine Stirn an meine. Ich hatte sein Herz ? Der Satz hallte sanft in mir nach und ein warmes Gefühl ließ mich ganz weich werden.
»Ich habe dir Energie genommen, nicht wahr?« Benommen versuchte ich, die Eindrücke zu sortieren. »Ich habe Bilder gesehen, aus einer anderen Zeit, eine Fabrik oder
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