Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
dieser Dinger lösen sogar einen Alarm aus, wie dieser hier.« Henry musterte Lennox’ angespanntes Gesicht und trat auf mich zu. Ben tauchte plötzlich hinter mir auf und zog mich ruckartig zurück durch die Wohnzimmertür. Ich stolperte ihm hinterher.
Dann geschah alles ganz schnell. Lennox drehte sich für den Bruchteil einer Sekunde zu mir um und unsere Blicke trafen sich. Panisch schrie ich auf, als ich sah, wie das eine Monster sein Schwert auf Lennox niedersausen ließ. Lennox hob blitzschnell einen Rucksack, der im Flur in Reichweite stand, parierte den Angriff damit und tauchte unter dem Angreifer hindurch. Der zweite zog ein Messer und hob den Arm, um es in Lennox’ Rücken zu versenken. Der wich geschickt aus und trat dem Angreifer mit einem gezielten Tritt in den Bauch. Er flog einige Meter zurück zur Haustür und rappelte sich viel zu schnell wieder auf.
» Lauf! «, schrie Lennox mir gehetzt zu. Ben packte meine Hand, wir liefen in das kleine Wohnzimmer. Louisa zog gerade das Fenster auf, als ich ein viel zu lautes Klicken in meinen Ohren wahrnahm. Zitternd atmete ich aus und drehte mich zu Henry um. Ich sah in den Lauf der Pistole, die abwechselnd auf mich und Ben gerichtet war. Ben hielt mich noch immer fest und wollte mich schützend an sich ziehen, doch ich versteifte mich. Louisa sah wie versteinert auf Henry und rührte sich genauso wenig.
»Eine falsche Entscheidung, Hexer, und ich drücke ab, noch ehe du irgendeinen Zauber anwenden kannst.« Henrys Stimme klang schneidend. Tränen traten mir in die Augen und meine Unterlippe bebte.
»Wenn du nicht machst, was ich dir sage, Hanna, werde ich erst den Hexer und dann das Mädchen erschießen.«
Ich konnte es nicht fassen, was er da sagte, aber ich glaubte ihm jedes verdammte Wort und trat mit gehobenen Händen auf meinen Onkel zu. Leise wimmerte Louisa vor sich hin. Bens Hand zuckte hinter mir nur ganz leicht einmal in meine Richtung. Im selben Moment drückte Henry ab. Der Schuss hallte laut in mir wider und zerriss mich innerlich. Hart packte mich Henry am Arm. Ich warf mich zurück, sah zu Ben, der mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden sank. Er hielt sich eine blutende Wunde an der Schulter und wurde bleich, trotzdem löste er seinen Blick nicht von mir. Louisa sprang zu ihm, um ihn zu stützen. Henry riss hart an mir und zog mich unbeirrt weiter.
»Henry! Wie kannst du nur, ich habe dir vertraut . Du bist … warst mein Zuhause .« Meine Worte klangen zittrig und schwach. »Ich versuche nur, dich zu schützen, Hanna. Das ist alles zu deinem Besten. Du musst jetzt einfach mit mir mitkommen.« Henry sah mich gehetzt an und zog mich mit sich, völlig unbeeindruckt von den Tränen und meiner Angst. Schweißperlen standen auf seiner Stirn und seine Brille war leicht beschlagen.
» Henry, das bist doch nicht du! Tu das nicht! « Noch einmal stemmte ich mich gegen seinen Griff, als er mich aus dem Zimmer zog. Ich schrie auf, als wir den Flur erreichten.
Lennox lag auf dem Boden. Er krümmte sich vor Schmerzen, während einer der Zeitwandler grinsend sein Schwert in Lennox’ Bauch versenkte und ihn niederhielt. Überall sah ich sein Blut, wie es sich ausbreitete. Ich versuchte, mich loszureißen und kreischte panisch, meinte, mein Kopf müsse explodieren. Es tat so weh, ihn so zu sehen, seinen Schmerz. Meine Welt drehte sich immer schneller. Ich schrie abermals auf und riss mich dann mit einem Ruck aus Henrys Griff los, tauchte unter den nachgreifenden Händen hindurch und stürzte zu Lennox. Das Monster zog das Schwert mit einem widerlichen Schmatzen aus der Wunde und trat einen Schritt zurück.
Lennox wand sich mit schmerzverzerrtem Gesicht und krümmte sich auf die Seite. Meine zitternden Hände glitten sanft über sein Haar, ich schluchzte tief auf und Tränen verschleierten meine Sicht. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Lennox griff meine Hand und sah zu mir auf. Lauf! , formten seine farblosen Lippen, als ich auch schon brutal nach oben gerissen wurde. Brüllend vor innerlicher Qual sah ich in das bösartige Gesicht des Mannes, der Lennox das angetan hatte. Hass auf dieses Monster brannte mir in der Kehle. Seine Raubkatzenaugen funkelten in seinem bläulichen Gesicht, das mit Narben nur so übersäht war. Ich trat um mich und bohrte meine Fingernägel in seinen Arm, bis Blut hervorquoll. Er lachte. Verzweifelt riss ich an seiner Lederkluft und trat um mich, bevor er mich mit einem Ruck an die nächste Wand schleuderte. Mir war
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