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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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wieder ließ ich die Luft zischend in meine Lungen fahren. Konzentriert rappelte ich mich mühsam auf meine tauben Beine. Ich bebte am ganzen Körper und kam schwankend zum Stehen. Das Pulsieren in meinen Schläfen wurde stärker, ein Rauschen setzte in meinem Körper ein. Eisschwarz und kalt hüllte es mich ein. Kraft durchströmte mich unkontrollierbar, ich öffnete mich ihr und gab meinen Körper frei, ließ es von diesem Gift in Besitz nehmen. Die Stärke tief in mir brüllte. Ich war nicht mehr ich , nicht länger allein! Da war sie , die Präsenz in mir, die mir zuflüsterte und sich uneins war mit der anderen Kraft. Es war ein wenig, als würden sie noch verhandeln, sich vorsichtig abtasten, um einen Pakt einzugehen. Ich gab mich frei. Mein Körper erhob sich, meine Fußspitzen schabten nur noch leicht über den Boden. Mein silbriges Haar wog in peitschenden Bewegungen um meinen Kopf. Meine Augen brannten und schmerzten wie Höllenfeuer. Sie brannten sich in die Flammen und in die Blicke der anderen, die jetzt entsetzt und erstarrt zu mir herübersahen. Die Kraft brach sich einen Weg frei, die Präsenz in mir jubelte.
    Ben lag keuchend auf dem Boden, sah in den Lauf der Waffe, die Frau Hagedorn auf ihn richtete. Die Zeitwandler zogen sich Schritt für Schritt zurück, mich nicht aus den Augen lassend, und die anderen Männer blieben wie angewurzelt stehen. Einer bekreuzigte sich.
    Dann hob ein anderer seine Waffe in meine Richtung. Ein Schuss löste sich, die Kugel raste auf mich zu. Ich sah das Geschoss direkt vor mir, wie es immer langsamer wurde und glühend zu Boden sackte. Ich schmeckte Asche auf meiner Zunge. Da geschah es: Ich fiel immer weiter, tiefer in diese namenlose Kraft, die ich kaum auszuhalten vermochte. Ich ergab mich ihr und ließ meinen Kopf in den Nacken fallen, ließ sie brennend durch meinen Körper jagen, durch mein ganzes S ein. Mein Kopf ruckte zum brennenden Haus. Das Feuer loderte hoch auf und raste auf mich zu, hüllte mich wütend ein, tobte und nagte an mir, brüllte und schrie in mich hinein. Keuchend holte ich Luft und riss die Arme hoch. Ich begann mich zu drehen, erst langsam um die eigene Achse, dann wilder.
    Ergeben schloss ich die Augen, ließ mein Haar wie züngelnde Flammen um meinen Kopf wehen. Sollte geschehen, was geschehen sollte! Die Kraft brach mit aller Gewalt aus meiner Mitte und stürmte heraus. Das Feuer löste sich widerstrebend von mir und raste auf Frau Hagedorn zu, die versuchte, panisch schreiend die Flammen abzuwehren. Sie schlug wie wild um sich, hatte keine Chance, ihnen zu entkommen. Die lodernde Hitze fraß sie bei lebendigem Leibe. Sie schoss mit ihrer Waffe wie eine laufende Fackel wild um sich und traf einen ihrer Partner dabei mitten zwischen die Augen.
    Ben sprang auf und rannte zur Seite, als erneut eine Feuerwalze sich ihren unaufhaltsamen Weg über die restlichen Leute und Autos bahnte. Die Menschen und Fahrzeuge wurden wie Spielsachen einfach weggefegt und von dem Feuerschwall verzehrt.
    Ich spürte das pulsierende todbringende Gift in meinem Blut und versuchte, es langsam wieder zurückzuzwingen. Ben stand nicht mehr als drei Meter von mir entfernt. Geduckt versuchte er , sich mit einem Schutzschild aus Energie vor der lodernden Hitze, die von mir ausging, zu schützen. Er stemmte sich fest in den Boden, um von der wogenden Gewalt nicht davongerissen zu werden. Beschwörend sah er zu mir auf . Mein brennender Blick glitt zum rauchenden und schwelenden Haus, zu den verkohlten Leichen und zerstörten Fahrzeugen, die noch immer lichterloh brannten. Ich musste aufhören!
    Eis bahnte sich den Weg durch mein Herz, wurde durch meine Venen getragen. Meine Brust zog sich rhythmisch schmerzhaft mit jedem Herzschlag zusammen. Schweißperlen liefen mir an den Schläfen herunter, als die Wucht urplötzlich abebbte und ich haltlos auf den Boden stürzte. Ich kam auf meinem fast verheilten Handgelenk auf und hörte es ein zweites Mal mit einem stumpfen Knacken brechen. Schreien konnte ich nicht mehr. Ich war wie betäubt, nur die Angst um Lennox brannte noch in mir. Eilige Schritte, die näherkamen.
    Ben ließ sich neben mir auf die Knie fallen , nahm mich unter den Armen und stemmte sich mit mir hoch.
    Ich musste mich konzentrieren, um aus diesem Albtraum herauszufinden, und zwang mich auf meine gefühllosen Beine. Allmählich kam der Schmerz der abgrundtiefen Erschöpfung, die meine Glieder überfiel. Dunkelheit griff nach mir und ich nahm alles wie durch

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