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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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angehaltenem Atem blickte ich in Lennox’ etwas entrücktes Gesicht.
    »Du erregst zu viel Aufmerksamkeit«, hauchte er mir ins Ohr. Seine Hand spielte mit einer verirrten Strähne meines Ponys. Ich sah ihm wie hypnotisiert ins Gesicht. Nur mühsam drang mir seine Bitte, mich zu setzen und auf ihn zu warten, ins Bewusstsein.
    »Ich muss kurz fort, bin aber gleich wieder zurück.« Vom Tanzen und wohl auch vom Sekt etwas benommen ließ ich mich zu einem bequemen Sessel in einer Sitzgruppe schieben und hatte Mühe, mich auf seine Worte zu konzentrieren. Ein wenig unruhig setzte ich mich und lehnte mich in dem bequemen Sessel zurück.
    Die Zeit verging. Die schnellen Bässe wechselten zu langsameren Songs. Ich beobachtete ein Pärchen, das auf der Tanzfläche engumschlungen tanzte und ließ mich dabei tiefer in den Sessel sinken. Sie bewegten sich intim und vertraut im selben Rhythmus. Das Paar küsste sich immer wieder und sie waren so völlig ineinander versunken, dass ich dachte, nichts könnte sie aus diesem Zauber herausreißen, auch kein Weltuntergang.
    Ich seufzte, als ich die beiden gerade um ihre Normalität beneiden wollte, als mir auffiel, dass ich nichts über diese beiden wusste und mich fragte, ob sie überhaupt ein normales Leben führten. Ein Stuhl wurde vor mich zurechtgezogen und die Nymphe, die vorhin so lasziv getanzt hatte, setzte sich mir gegenüber. Sie lächelte mich neugierig an und bleckte dabei ihre viel zu weißen Zähne. Ich versteifte mich unwillkürlich und meine Nackenhärchen stellten sich unangenehm auf. Nach Luft schnappend versuchte ich, möglichst ungezwungen zurückzulächeln.
    Wo blieb Lennox bloß?
    »Ich hab dich schon mal hier gesehen.« Sie beugte sich zu mir und ihre Lippen umspielte ein hintergründiges Lächeln. »Ich weiß, was du bist.« Ich verkrampfte mich, meine Hand glitt unauffällig unter meinen Rock und legte sich an den kühlen Schaft des Messers, das Lennox mir gegeben hatte. Hatte er solche Situationen gemeint? Konnte das hier brenzlig werden?
    »Deine Lebensenergie ist so stark, es strömt unaufhörlich aus dir, wie Blut aus einer offenen Wunde. Jeder Zeitwandler sollte dich schon von Weitem wahrnehmen.« Sie schien mich abzuschätzen und grinste mich dabei an. Als sie sich eine ihrer schwarzen Haarsträhnen hinters Ohr schob und sich noch näher zu mir herüberlehnte, legte sie den Kopf schief, ohne mich aus den Augen zu lassen. Ihre Art hatte etwas von einem Raubtier an sich, wie sich mich fixierte. Mir wurde unangenehm warm und ich zog an dem Messer, es lag jetzt fest in meiner Hand.
    »Irina, schön, dich zu sehen.« Lennox war hinter mir aufgetaucht. Erleichterung durchflutete mich, ein dankbares Lächeln zuckte in meinen Mundwinkel und ich ließ die angestaute Luft zischend aus meinen Lungen weichen. Mein Messer ließ ich hastig zurück in das Heftchen gleiten.
    »Zu schade, dass du jetzt leider wegen mir den Platz räumen musst.« Seine Stimme klang freundlich, zumindest oberflächlich. Ich konnte allerdings die unterschwellige Drohung heraushören, die hart nachklang.
    »Ach, so ist das, sie ist dein«, sinnierte sie. »Was hast du denn mit ihr vor, Nachtalb? Lässt sie dich noch in ihre Träume, oder bist du schon Traum ihrer schlaflosen Nächte?« Sie machte eine anzügliche Geste und ich verzog mein Gesicht.
    »Vorsicht, Irina, ich habe heute keinen besonders guten Tag. Also verzieh dich, bevor ich meine Manieren vergesse.« Er lächelte sie kalt an und ihre Blicke duellierten sich für unendlich lange Sekunden. Als sie dann doch endlich aufstand, machte ich innerlich drei Kreuze. Sie warf mir einen Handkuss zu und trällerte: »Viel Glück, Kleines! Du wirst es brauchen. « In mir zog sich alles zusammen. Lennox verschränkte die Arme vor der Brust , sah ihr nach und die Frau verschwand in der tanzenden Menge.
    »Na, du kannst wirklich toll mit Frauen, hm?« Er ignorierte meinen Kommentar, nahm er meine Hand und zog mich vom Sessel hoch.
    »Wir müssen weg, unser Kontakt ist nicht erschienen.« Lennox’ Bewegungen gerieten fahrig und er zog mich nachdrücklich mit sich.
    »Was soll das heißen, der ist nicht gekommen?«
    »Das heißt, er ist nicht anwesend«, erwiderte er gereizt und zog unangenehm an mir .
    »Aber vielleicht kommt er ja noch?«
    »Wohl kaum«, raunte er mir ungehalten zu. Wir gingen in Richtung Ausgang, als Lennox plötzlich so abrupt stoppte, dass ich in ihn hineinlief. S charf sog er die Luft ein und drehte sich hektisch in alle

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