Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
etwas erzählen wollen . Sie rührte sich und brummte leise vor sich hin, drehte sich ihm zu und ihre kleine Hand fand ihn. Er stockte und hielt die Luft an. Murmelnd schob sie sich an ihn heran. Langsam schmiegte sich ihr heißer fiebriger Körper an ihn und ihre Hand wanderte über sein T-Shirt am Bauch hoch zu seiner Brust, wo sie nun ruhte. Sacht löste er seinen rechten Arm unter seinem Kopf und legte ihn instinktiv um ihre zarten Schultern, was sie mit einem zufriedenen Schnurren quittierte. Sie schob sich noch höher an ihn heran. Ihren Kopf auf seine Brust gebettet, wurde sie wieder ruhiger. Er wagte kaum zu atmen, so viel Nähe war er nicht gewohnt und es machte ihn für einen Moment unruhig. Unfreiwillig spannte er sich erneut kurz an, bevor ihr ruhiger Atem ihn einlullte. Ruhig und im Einklang mit diesem für ihn besonderen Mädchen schloss er die Augen. Er wurde schwer und sank tiefer in die Kissen, er spürte, wie sein Kopf langsam den von Hanna berührte und er gab sich der warmen Schwere des Schlafes hin.
Ich schwebte sacht mit den Schneeflocken umher, ließ mich treiben und sinken. Alles war weiß, weich und hell. Meine nackten Füße kamen auf dem Boden auf und tauchten in die glitzernde kalte Pracht. Menschenleer und friedlich lagen die Straßen vor mir. Ich sank hinunter und ließ mich rücklings in den wattigen Schnee fallen, schwang mit den Armen und Beinen wie mit Flügeln und machte einen Schneeengel. Dabei sah ich in den Himmel und verfolgte die Schneeflocken auf ihrem Weg nach unten. Entzückt schloss ich die Augen und öffnete meinen Mund. Die Schneeflocken schmolzen auf meiner Zunge und ich bekam Durst. Drängenden Durst. Der Schnee um mich herum wurde wärmer, unangenehm und ich spürte etwas Schweres auf meiner Brust lasten. Eine Bettdecke! Meine Augen öffneten sich vorsichtig und ich erkannte Olivias Schlafzimmer wieder. Keiner war bei mir, ich war allein. Meine Zunge klebte an meinem Gaumen und mein Haar an meinem Kopf. Ich brauchte dringend eine Dusche. Die Erinnerung begann schon, mich einzuholen und ich hielt inne, um sie in kleinen Dosen durch mein Hirn ziehen zu lassen. Meine Glieder fühlten sich steif an, aber mein Geist jagte jetzt davon, wirbelte umher, zeigte mir Bilder. Grauenvolle Bilder und Eindrücke. Vorsichtig tastete ich nach meiner Brust, wo der Einschuss hätte sein sollen. Und ich spürte nichts . Sollte ich mir alles nur eingebildet haben? Den Schmerz, das viele Blut, die Sorge in Lennox’ Blick? Ich war mir sicher, dass Lennox an meinem Bett gewesen war und sich um mich gekümmert hatte, so liebevoll, wie ich es nicht für möglich gehalten hätte. Ich musste hohes Fieber gehabt haben, es war alles so unwirklich erschienen. Wie durch Watte oder Milchglas hatte ich alles wahrgenommen. Vielleicht hatte ich mir das eine oder andere tatsächlich nur eingebildet.
Ich tastete bis zur Bettkante und setzte mich auf. Taumelnd stand ich auf, in meinem Kopf drehte sich für ein paar Sekunden alles, ich drückte mir die Hand an die Stirn und versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
Die Sternchen wurden wieder weniger und das Licht gewann wieder die Oberhand. Langsam schlich ich zur Tür und drückte lautlos die Klinke nach unten. Leise Stimmen drangen aus der Küche zu mir herüber. Ich wollte noch ein wenig die Lage sondieren und mich so unbemerkt wie möglich fortbewegen. Man könnte es auch lauschen nennen, aber ich meinte, es wäre eher so etwas wie nicht stören wollen .
Wie dem auch sei, als ich nahe genug gekommen war, horchte ich angestrengt auf die Stimmen.
Eine war mir unbekannt. Die Stimme eines Mannes, weich und freundlich. Olivia und Lennox erkannte ich sofort, sie schienen eine Meinungsverschiedenheit zu haben.
»Du hast was ? Mit Hanna geschlafen!? Warum rettest du sie erst, wenn du dann durch so etwas ihr Leben riskierst!?« Die fremde Stimme klang irritiert und unerfreut. Mir stockte der Atem. Hatte ich mit Lennox geschlafen? Was hatte ich noch alles vergessen? Ich wusste, dass er mit in meinem Bett gewesen war, bei dem Gedanken, dass dort mehr passiert sein könnte, durchlief mich ein aufgeregtes Kribbeln und ich schalt mich einen Dummkopf. Lennox stieß ein genervtes Stöhnen aus und Olivia ergriff erneut das Wort: »Nein, du Trottel, er hat geschlafen . Neben ihr, wie ein Baby. Der Nachtalb, der schläft. « Ein glockenklares Lachen drang zu mir herüber. Ich war verwirrt, ich war der Meinung, Zeitwandler schliefen nicht. Sie brauchten es nicht
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