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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mina Kamp
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herumlümmelten, sich küssten oder ich weiß nicht was taten. Verschiedener konnten diese Leute gar nicht aussehen. Von leger gekleideten, sportlich aussehenden Gästen über Ökohippies und Anzugträger war alles dabei.
    Ich leerte meinen Drink und sah mich mit großen Augen weiter um. Eine kleine pummelige Frau mit feuerroten Dreadlocks und kunterbuntem Hippiekleid flirtete mit einem großen schwarzen Mann im Anzug, der ihr immer wieder mit den Fingern an die Nase stupste und sie anschließend ansah, als wolle er sie fressen. Und ich meine das wörtlich, nicht im übertragenen Sinne. Ich konnte nur schwer einschätzen, wer hier welche Art von Zeitwandler darstellte. Es war grotesk. Auf dem Sofa saß eine Frau, die so durchscheinende Haut hatte, dass man fast ihr gesamtes Aderngeflecht durchschimmern sah, was wiederum einem gutaussehenden blassen Typen mit Glatze zu gefallen schien. Er stierte die meiste Zeit zu ihr herüber, ließ sie kaum eine Sekunde aus den Augen. Sie nahm die Aufmerksamkeit durchaus wahr und kokettierte damit. Dabei warf sie ihm immer mal wieder abwechselnd kühle und dann wieder herausfordernde Blicke zu. Dennoch konnte der Mann sich nicht dazu durchringen, zu ihr zu gehen, obwohl er es ganz sicher gerne tun wollte.
    An eine Wand gelehnt stand ein Mann, der sich die Augenpartie weiß geschminkt hatte. Es sah fast so aus, als hätte er eine weiße Augenbinde um. Seine strahlend blauen Augen leuchteten dadurch viel zu intensiv, harmonierten aber mit seinem blauen Anzug und lenkten von allem anderen ab. Auch von seiner Raubvogelnase.
    »Ich werde jetzt Magnus suchen, bleibt ihr hier unten. Es kann ein Weilchen dauern.« Ben zwinkerte uns zu, kehrte uns den Rücken und war sehr schnell in der Menge verschwunden. Ein neuer Song wurde angespielt, exotisch mit viel Drum’n’Bass. Olive bewegte sich in Richtung tanzender Massen und schnappte sich meine Hand. Mit einem überraschend echten Lächeln zog sie mich bestimmend mit in Richtung der Tanzfläche. Von ihrer plötzlichen Offenheit mir gegenüber viel zu überrumpelt vergaß ich, mich zu widersetzen und befand mich umgehend im Strom der tanzenden Leute. Olivia ließ sich leiten und riss mich mit ihrer Begeisterung mit. Zufriedenheit machte sich in mir breit und ich ließ los, ließ meinen Körper sich bewegen im Takt der euphorisierenden Musik.
    Lennox beobachtete uns schmunzelnd mit vor der Brust verschränkten Armen. Olive zog mich mit, umtanzte mich mit ihren weichen Bewegungen. Ich tat es ihr gleich und in wenigen Sekunden waren wir eine Einheit aus Bewegungen. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und schwang meine Hüfte zum Beat, spreizte die Arme ab, fühlte mich frei. Kurz dachte ich daran, was wohl in den Getränken so dringewesen sein mochte, als die Musik wechselte und etwas Ruhigeres angespielt wurde.
    Lennox trat hinter mich, ich hatte ihn gar nicht kommen sehen, und hauchte mir ins Ohr:
    »Darf ich?« Er drehte mich schwungvoll zu sich herum und fing meine Drehung sacht ab. Seine beinahe schwarzen Augen übten einen unwiderstehlichen Sog auf mich aus, dem ich mich nicht entziehen konnte und auch nicht wollte . Verträumt versank ich in diesem weichen glänzenden Schwarz. Aus den Augenwinkeln nahm ich das vielsagende Kopfschütteln von Olivia wahr, bevor sie sich absetzte. A b da galt meine Aufmerksamkeit nur noch ihm. Er nahm meine Hände, legte die eine um seine Hüfte, zog mich näher zu sich heran und nahm die andere Hand in seine.
    »Amüsierst du dich?«, raunte er an meinem Ohr. Mir fiel es schwer, auch nur einen Ton über die Lippen zu bekommen, deshalb nickte ich nur leicht und lächelte in mich hinein, sah über seine Schulter und brachte mich näher an ihn heran.
    Zärtlich drückte er mich an sich und tanzte mit mir ruhig im Gleichklang der Musik. Er ließ seine Lippen, zart wie die Berührung eines Schmetterlings, an meinem Hals entlanggleiten. Ein Kribbeln schoss wie ein Feuer durch meinen Körper und brachte mich aus der Fassung. Ich unterdrückte einen Seufzer. »Lennox …«, hauchte ich.
    »Ja?« Es war ein leises Flüstern direkt an meinem Ohr. Ich brachte ein wenig Abstand zwischen uns, um wieder etwas klarer denken zu können, und sortierte meine Worte. Mühsam sammelte ich mich, war mir der Blicke einiger Anwesender nur allzu bewusst. Besonders der missbilligende von Ben, den ich aufgefangen hatte, ließ nicht zu, dass ich mich weiter von Lennox und meinen mit ihm verbundenen Gefühlen davontragen lassen

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