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Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition)

Titel: Chiara Fontana - Das Möbiusband (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Bergmann
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verschwieg er. Er versuchte gar nicht erst, ihre Rolle zu verbergen – irgendwer hatte ihn schließlich gefilmt. Also gab es einen zweiten Eingeweihten. Er ersetzte lediglich ihren Namen durch den Marias. Marias Kammer war es doch gewesen. Ihr drohte keine Gefahr mehr. Er redete, bis er nichts mehr zu sagen hatte. Dann saß er da wie zerbrochen und deshalb glaubten sie ihm. Aber wie kamen sie jetzt an den A-Grav? Der Lange schwor, Maria habe ihn, aber er wisse nicht, wo Maria sich im Moment aufhielt. Wenn er doch log? Zumindest in diesem Punkt?
    Antonio bekam mit, wie einer der Männer hastig seine Geschichte wiederholte, immer wieder von Pausen unterbrochen. Ein Telefonat. Mit wem? Es war ihm gleichgültig. Er würde immer der Mann bleiben, der nachts in einer Bar einen unglaublich günstigen Ferrari kauft, ohne ihn gesehen zu haben. Sofern er diesen Tag überlebte. Auch das erschien ihm gleichgültig. Nur die Sorge um Chiara hielt ihn noch aufrecht im Sessel. Die drei Kidnapper flüsterten aufgeregt, dann sprach Adnan wieder ins Handy. Bestimmt sollten sie herausfinden, wo sich Maria befand. Sie würden ihn zwingen, sie zu ihr zu führen. Was sollte er tun? Der Nebel um ihn herum ballte sich dicker als je zuvor. Sie hatten ihn nicht einmal gefesselt. Das zeigte am besten, wie sie ihn einschätzten. Er könnte aufspringen und davon laufen. Ein guter Läufer war er ja, wenn auch nicht sehr ausdauernd.
    Doch ehe Antonio seinen schwachen Vorsatz ausführte – ohne etwas von den hohen Mauern rund um das Grundstück zu ahnen – geschah etwas Seltsames. Ein tadellos gekleideter Mann trat in den Schuppen. Heller Anzug, helle Schuhe, heller Mantel. Er trug sogar helle Lederhandschuhe und einen schwarz glänzenden Spazierstock mit Silberknauf! Wie aus einem Modemagazin für Dandys. Und alles makellos, in einem Gartenschuppen wie diesem. Er lächelte freundlich, musterte Antonio mit Interesse und einer gewissen Anteilnahme, danach die drei Maskierten, die ihn ihrerseits wie erstarrt betrachteten. Einige Sekunden lang herrschte absolute Stille, dann wurde sie von einem unspektakulärem Geräusch unterbrochen. Adnans Handy entglitt seinen Fingern und fiel auf den Boden. Der Fremde bückte sich und hob es auf. Er achtete dabei nicht auf den zentimeterhohen Schmutz. Als er wieder aufrecht stand, sah Antonio, dass seine Handschuhe immer noch makellos glänzten. Der Fremde lauschte offenbar amüsiert den nervösen Fragen, die aus dem Hörer drangen, antwortete aber nicht, sondern unterbrach mit einem nonchalanten Schulterzucken die Verbindung. Mit angenehmer, sehr sanfter Stimme fragte er Adnan: „Sie erlauben?“
    Dann schleuderte er das Handy mit einem lockeren Schlenker seines Handgelenks nach oben. Der schmerzende Lärm berstenden Metalls riss Antonio aus seiner Lethargie. Ein morgendlicher Sonnenstrahl drang durch das neu entstandene Loch im Blechdach des Schuppens. Der Fremde lächelte. Die drei Maskierten standen regungslos seit seinem Eintreten. Es war nicht nur die Überraschung, sie hatten jede Kontrolle über sich selbst verloren oder vielmehr abgeben müssen.
    „Bitte, meine Herren“, sagte der Besucher höflich. „Das Dach würde Ihnen nur unnötige Schmerzen verursachen. Kommen Sie doch ins Freie.“
    Antonio wusste, dass die Aufforderung nicht ihm galt. Die drei Kidnapper folgten ohne Widerspruch. Wie willenlose Marionetten. Man merkte ihnen nicht an, wie gerne sie sich gewehrt hätten. Dass sie fast barsten vor Angst, Wut und Trauer, aber nicht einmal die Lippen bewegen konnten, um ein Wort zu sprechen. Marik hätte um Gnade gefleht, seiner Familie wegen. Es ging nicht. Sie standen auf der Wiese. Ohne dass der Fremde ein hörbares Kommando gab, nahmen sie eine höchst ungewöhnliche Formation ein. Sie stellten sich rücklings Schulter an Schulter, bildeten ein Dreieck, hakten ihre Ellenbogen unter, pressten Fersen und Hinterköpfe aneinander. Mit den schwarzen Strümpfen und deren Zipfeln, die von ihren Köpfen hingen, erinnerten sie Antonio an eine lustige Figur aus seiner Kindheit. An eine dreiköpfige Puppe, die eine Tante ihm geschenkt hatte.
    Warum imitierten sie diese schräge Puppe? Warum unternahmen sie nichts? Sie waren doch zu dritt. Aber sie standen vollkommen bewegungslos, wie eine aus einem Block gehauene Statue. Dann schnarrte einer von ihnen mit grotesk verzerrter Donald-Duck-Stimme, „Der Countdown läuft. 10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 1, Zero.“
    Der Fremde lächelte zufrieden, trat an die

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