Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
organisiert – er hat irgendein altes städtisches Gebäude als Lagerhalle besorgt, sich jemand gesucht, der die Chemikalien zusammenrührt, und das Vertriebsnetz aufgebaut.«
Tate seufzte schwer. »Machen Sie sich doch nicht lächerlich, Mr Cermak!« Er sah meinen Großvater mitfühlend an. »Er muss sein eigenes Zeug genommen haben.«
»Hältst du mich für bescheuert?«, fragte Cermak und blickte wild um sich. »Ich habe Aufzeichnungen, du Arschloch. Ich habe jedes unserer Gespräche aufgezeichnet, weil ich es schon geahnt habe – weil ich wusste, wenn es hart auf hart kommt, wirst du mich den Wölfen zum Fraß vorwerfen wollen.«
Tate erbleichte, und alle Anwesenden erstarrten, denn das hatte niemand erwartet.
»Sie haben Aufzeichnungen, Mr Cermak?«, sagte mein Großvater.
»Dutzende«, sagte er süffisant. »Alle in einem Bankschließfach. Der Schlüssel hängt um meinen Hals.«
Einer der Streifenpolizisten griff unter Cermaks Hemd und zog einen kleinen, flachen Schlüssel an einer Kette hervor. »Hab ihn«, sagte er und hielt ihn hoch.
Und damit hatten wir die benötigten Beweise.
Alle Blicke richteten sich auf Tate.
Er rückte seinen Kragen zurecht. »Ich bin sicher, dass sich das alles aufklären lässt.«
Mein Großvater nickte Catcher zu, und sie traten beide an Tate heran. »Warum besprechen wir das nicht auf dem Revier?«
Vier weitere Polizisten erschienen an der Bürotür. Tate betrachtete sie und nickte dann meinem Großvater zu.
»Gern«, sagte er höflich und verließ mit entschlossenen Schritten das Zimmer. Ein Hexenmeister, ein Ombudsmann und vier Polizisten des CPD folgten ihm.
Zwei weitere führten Paulie ab.
Schweigen senkte sich wieder über den Raum.
Es waren wohl nur wenige Minuten vergangen, seit ich den Pflock geworfen hatte, aber diese Minuten fühlten sich wie Stunden an, wie Tage. Die Zeit war zu einem schemenhaften Schatten geworden, der mich umgab, während ich regungslos in seiner Mitte stand.
Ich kniete auf dem weichen Teppich, meine Arme hingen kraftlos herab. Hilflos starrte ich auf die Überreste zweier Vampire. Ganz von ferne war ich mir der Trauer und des Hasses bewusst, die durch mich hindurchbrandeten wie Wellen aus Feuer, doch der Schock überdeckte sie wie eine kühlende Schneeschicht und sorgte dafür, dass ich nicht zerbrach.
»Merit.« Diese Stimme war kräftiger. Rauer. Ihr Klang – der tiefe, verzweifelte, hoffnungslose Klang von Maliks Stimme – drang zu mir durch und ließ mich ihn ansehen. Tränen standen ihm in den Augen; sein Kummer und seine Verzweiflung waren offenkundig.
»Er ist weg«, sagte ich untröstlich. »Er ist weg.«
Malik hielt mich in seinen Armen, als die Asche meiner Feindin und meines Geliebten in schwarzen Urnen verwahrt wurde, die man versiegelte und vorsichtig aus Tates Büro hinausbrachte.
Er hielt mich in den Armen, bis der Raum wieder leer war.
»Merit. Wir müssen jetzt gehen. Du kannst hier nichts mehr tun.«
Ich brauchte einen Moment, um mich daran zu erinnern, warum er hier war. Warum Malik auf dem Boden neben mir kniete und darauf wartete, mich nach Hause bringen zu können.
Er war Ethans Nummer Eins gewesen.
Er war nicht mehr die Nummer Eins.
Denn Ethan war nicht mehr.
Trauer und Zorn drohten mich zu übermannen. Ich wäre zu Boden gestürzt, wenn Malik mich nicht festgehalten hätte.
»Ethan!«
Tränen liefen mir die Wangen hinab. Ich wehrte mich, versuchte mich aus seinem Griff zu befreien.
»Lass mich los! Lass mich los! Lass mich los!«, wimmerte ich, weinte ich, und gab Geräusche von mir, die mehr zu einem Raubtier passten als zu der Frau, die ich war. Ich schlug auf ihn ein, und wo seine Hände mich festhielten, brannte meine Haut wie Feuer. »Lass mich los!«
»Merit, hör auf. Ruhig«, sagte er, der neue Meister. Aber alles, was ich hörte, war Ethans Stimme.
KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG
LOSLASSEN
In dieser Nacht trauerten wir öffentlich um Ethan: Acht riesige japanische Taiko-Trommeln waren auf dem Bürgersteig vor dem Haus aufgestellt worden und stimmten ein Klagelied an, als seine Asche ins Haus gebracht wurde.
Ich betrachtete die Prozession von der Eingangshalle aus. Um Ethans Reise ins Jenseits zu beschützen und ihm die letzte Ehre zu erweisen, gingen Scott und Morgan vorneweg, gefolgt von Malik, dem neuen Meister, der seine erste offizielle Funktion erfüllte: die Überreste seines Vorgängers in eine gut geschützte Kammer im Untergeschoss des Hauses Cadogan zu überführen.
Als die
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