Chicagoland Vampires: Drei Bisse frei (German Edition)
Catcher nachdenklich hinzu, »wäre es auch nicht unsere Aufgabe, Nachforschungen anzustellen. Dafür wäre die Chicagoer Polizei zuständig. In der Regel gibt er uns kurz Bescheid, damit wir die Häuser oder die Abtrünnigen informieren können.« Er schüttelte den Kopf. »Wir haben uns schon immer gedacht, dass Tate ein wenig zugeknöpft ist. Wir müssen uns meistens selber darum kümmern, auf dem Laufenden zu bleiben, selbst wenn wir angeblich eingeweiht sein sollen.«
»Wo wir gerade davon sprechen, dass ihr auf dem Laufenden sein müsst: Wie sieht es mit den Raves aus? Gibt es dazu irgendwas Neues?«
Er blickte finster drein. »Ich nehme an, du hast mit Malik oder Ethan gesprochen und weißt von den drei Fällen, die wir haben rückverfolgen können?«
»Bin im Bilde«, knurrte ich.
Catcher nickte mir zu, stand auf und ging zu einer Weißwandtafel am einen Ende des Büros hinüber, die erst vor Kurzem angebracht worden war. Er nahm sich einen grünen Stift und begann zu schreiben. Das Quietschen des Filzstifts begleitete die Zeichnung eines leicht schiefen, schlaffen Fischs.
»Was ist das?«
»Chicago«, sagte er ohne sich umzudrehen.
»Das ist nicht dein Ernst. So zeichnest du die Stadt, für die du arbeitest? Als Fisch?«
»Es sieht wirklich wie ein Fisch aus«, sagte Jeff aufgeregt. »Oh, vielleicht ist es ja ein Marmorkarpfen. Ist das eine Metapher auf die Raves und invasive Spezies?«
»Pfiffig«, sagte ich und lächelte Jeff zu.
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und grinste stolz. »Das haben mir Frauen schon häufiger gesagt.«
Ich verdrehte die Augen und wandte meine Aufmerksamkeit wieder Catcher zu, der uns beide über den Rand seiner Buddy-Holly-Brille böse anfunkelte. Ich musste mir auf die Zunge beißen, um nicht laut loszulachen.
»Wie ich bereits sagte«, fuhr er fort, bevor er auf der Karte an verschiedenen Punkten Sterne einzeichnete, »gab es unseres Wissens nach in den letzten zwei Monaten drei neue Raves.«
»Stammen die Angaben vom geheimnisvollen Vampir?«, fragte ich.
»Zu zwei der drei Raves, ja«, gab Catcher zu. »Der dritte wurde uns von Malik zugetragen. Alle Informationen sind aus zweiter oder dritter Hand.«
Okay, damit war meine Malik-ist-der-geheimnisvolle-Vampir-Theorie wohl reif für den Papierkorb.
»Außerdem wissen wir noch von dem Rave, den wir am Seeufer in Augenschein genommen haben«, fügte Catcher hinzu und zeichnete einen weiteren Stern auf die Tafel.
Von diesem Rave hatten wir ebenfalls nichts mitbekommen, bis er vorüber war und die Vampire bereits ihre Zelte abgebrochen hatten. Wir konnten daher nur grob schätzen, wie viele Teilnehmer der Rave gehabt und wer außer uns den Tatort untersucht hatte – die Rote Garde und ein Formwandler, der uns später erpresste.
»Außerdem gab es die Raves, von denen wir schon wussten, bevor wir diesen unter die Lupe nahmen. Und dann noch den, den Tate hat ausfindig machen können. Der fand in West Town statt.«
Catcher nickte, nahm einen blauen Stift und zeichnete die Sterne ein.
Ich betrachtete Catchers »Skizze« mit zusammengekniffenen Augen, konnte aber nach wie vor nichts darauf erkennen, außer dass es immer noch wie ein Fisch aussah. »Könntest du uns wenigstens einzeichnen, wo Navy Pier ist?«, bat ich ihn. »Ich habe keine Ahnung, wo oben oder unten sein soll.«
Catcher murrte, entsprach aber meiner Bitte und markierte ein kleines Rechteck, das an einer Fischseite hervorstand.
Jeff kicherte. »Soll das Navy Pier sein, oder freut sich Chicago einfach, mich zu sehen?«
Ich musste laut lachen, zumindest bis Catcher mit der Faust auf den nächsten Tisch schlug.
»Jetzt hör mal«, protestierte ich und drohte ihm mit dem Finger, »mein Meister könnte Ende der Woche schon hinter Schloss und Riegel sitzen, und das wäre nicht gerade gut für mich. Sarkasmus ist meine Art, mit solchem Stress umzugehen, und das weißt du genau, denn du hast mich und Mallory schon dabei erlebt.«
Dummerweise sorgte die Erwähnung des Gefängnisses dafür, dass ich noch nervöser wurde. Mein Magen zog sich zusammen. Aber Catchers Gesichtsausdruck wurde sanfter. Er warf einen Blick auf seine Zeichnung und konnte nicht verhindern, dass ein Mundwinkel zuckte. »Na ja, es sieht wirklich etwas lächerlich aus.«
»Aufgrund deines Eingeständnisses erteile ich dir hiermit die Erlaubnis fortzufahren«, sagte ich großmütig.
»Also sind die Raves«, sagte er, ohne sich etwas anmerken zu lassen, »quer über die Stadt
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