Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
Maleficium nicht hat, dann arbeitet er vielleicht mit Hilfe von jemand anderem. Hat er irgendwelche Besucher gehabt?«
»Du bist die Einzige, die ich zu ihm reingelassen habe.«
So viel zu dieser Theorie. »Meiner Einschätzung nach sieht die Lage also wie folgt für uns aus: Er sagt, dass er seine Finger nicht im Spiel hat, und ich neige dazu, ihm zu glauben. Als wir uns das letzte Mal unterhalten haben, hast du das genauso gesehen.« Ich wappnete mich für meine nächsten Worte. »Wenn es nicht Tate ist, das Maleficium dabei eine Rolle spielt und der Orden es sicher verwahrt …« Ich ließ ihn in Gedanken meinen Satz beenden.
»Ich bin es nicht. Mallory auch nicht.«
»Ich weiß. Dann bleibt nur noch eine Person übrig. Simon ist die einzige Person in Chicago, die in offizieller Funktion den Orden in der Stadt vertritt. Wäre er damit nicht auch die einzige Person in Chicago, die Zugriff auf das Maleficium hat?«
Catcher antwortete nicht.
»Was ist zwischen dir und Simon vorgefallen?«, fragte ich.
Catcher bremste abrupt, was Kies und kleine Steine aufwirbelte, und kam quietschend vor dem Tor zum Stehen. »Zwischen uns ist nichts vorgefallen«, sagte er.
»Persönliche Rachefeldzüge können wir uns jetzt nicht mehr erlauben.«
»Es ist aber kein beschissener Rachefeldzug!«, brüllte Catcher und schlug mit der Faust auf das Plastikarmaturenbrett. »Ich wollte sie davor beschützen. Ich wollte nicht, dass sie in diese Ordensscheiße hineingerät, sich mit Ordenspolitik und diesen Ordenslakaien auseinandersetzen muss. Sie rastet gerade völlig aus, und wir sind beide erschöpft, und er ist jeden Tag bei ihr – da unten bei ihr. Weiß Gott, was er ihr den lieben langen Tag für eine Scheiße erzählt.«
»Mallory würde niemals fremdgehen«, sagte ich leise.
»Und damit unsere Beziehung riskieren? Nein, das würde sie nicht«, stimmte er mir zu. »Aber es gibt eine Menge Möglichkeiten, wie man einen Menschen gegen einen anderen aufbringen kann, Merit. Wenn jemand, den du liebst, offensichtlich eine Gehirnwäsche erhält, was würdest du dagegen tun?«
»Eine Gehirnwäsche? Meinst du nicht, dass du jetzt ein bisschen übertreibst?«
»Kommt sie dir noch wie der Mensch vor, den du früher mal gekannt hast?«
Ehrlich gesagt, nicht. Die Veränderung hatte an dem Tag begonnen, als Simon in ihr Leben getreten war, und das war ein weiteres Argument für meine Theorie, dass er irgendetwas damit zu tun hatte.
»So oder so ist Simon der Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte. Wenn du es nicht ertragen kannst, mit ihm zu reden, dann arrangiere ein Treffen für mich.«
»Simon wird sich nicht mit einem Mitglied eines Hauses treffen. Der Orden erlaubt das nicht. Es gibt eine festgelegte Prozedur allein für eine solche Anfrage, und die werden sie dir nicht zugestehen.«
»Ich habe schon mit ihm gesprochen.«
»Nur im Vorbeigehen. Du redest aber jetzt davon, dass er sich gegenüber Vampiren für seine Handlungen rechtfertigen soll. Das ist was völlig anderes.«
Meine Geduld mit Hexenmeistern – und das schloss Catcher ein – war langsam am Ende. Ich stieg aus dem Wagen und sah zu ihm zurück. »Wenn ich mich nicht mit ihm treffen kann, dann musst du das tun.«
Catchers Haltung straffte sich merklich. Er tippte mit den Fingern auf sein Lenkrad, was für mich der Hinweis war zu gehen.
Wenigstens konnte ich einer Person einen Gefallen tun.
Da ich wieder nicht vorangekommen war – ich würde Simon ganz bestimmt nicht ohne Catchers Unterstützung in die Mangel nehmen –, rief ich Kelley an und brachte sie auf den neuesten Stand. Ich berichtete ihr vom Maleficium und unserer neuen Theorie, dass eine Vermischung von Gut und Böse für die Probleme in der Stadt sorgte.
Ich rief außerdem Lindsey an, die mir sogleich bestätigte, dass der Bruce-Campbell-Filmmarathon gestartet war. Eigentlich hatte ich keine Zeit für einen Film, aber ich stand unter hohem Druck, war müde und brauchte dringend was Vernünftiges zu essen. Wenn beim Essen ein Film lief, dann war mir das egal. Da ich nur noch an Essen denken konnte, hielt ich auf dem Rückweg nach Hyde Park an einem Imbisswagen an und kaufte so viele Tacos, wie ich in eine einzelne Tüte quetschen konnte. Ich nahm deswegen nur eine Tüte, weil ich davon ausging, auf diese Art Franks Zorn halbwegs zu entgehen, sollte ich beim Schmuggeln von Fast Food erwischt werden.
Nachdem ich vor dem Haus geparkt hatte, ging ich an lauthals im Chor skandierenden Demonstranten
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