Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
im Schlupfwinkel des Hexenmeisters – sie war nur noch ein Ding ohne Sinn und Verstand, jeglichen freien Gedankens beraubt.«
Ich erschauderte unwillkürlich.
»Der Hexenmeister übt ein gewisses Maß an Kontrolle über den Schutzgeist aus«, sagte Malik. »Sie werden praktisch zu Nutztieren. Hirnlos, ohne eigenen Willen.«
Obwohl ein Teil von mir begeistert von der Vorstellung war, dass Ethan zurückgebracht werden konnte, zerschlugen sich meine Hoffnungen bei dem Gedanken, dass Mallory versuchte, ihn als hirnlosen Zombie zu erwecken. Mit einem Mal war mir ihr Stress herzlich egal – aber ihre Katze tat mir leid.
»Die Hexenmeisterin, die dieses Verbrechen begangen hatte, wurde entdeckt, und das Haus Navarre hat sich um sie gekümmert. Als das erledigt war, haben die Vampire dem Orden verboten, in Chicago zu arbeiten.«
Das erklärte, warum der Orden von dem Gedanken, dass Catcher Chicago aufsuchen wollte, nicht sonderlich begeistert gewesen war und warum sie ihn hinausgeworfen hatten, als er darauf bestand. Es sagte auch eine Menge über Ethan aus – dass er bereit gewesen war, Catcher aufzunehmen, trotz des grausamen Verbrechens der Hexenmeister.
»Wenn ein Hexenmeister das schon mal versucht hat«, fragte Luc, »warum haben wir dann nicht dieselben Dinge erlebt? Die Naturkatastrophen?«
»Haben wir ja«, sagte Malik mit Bestimmtheit. »Wir haben den Großen Brand erlebt.«
Der Große Brand im Jahr 1871 hatte große Teile der Stadt zerstört.
»Der Orden behauptete, es sei reiner Zufall gewesen«, sagte Malik, »aber nachdem wir erlebt haben, was in der letzten Woche geschehen ist, ist das ein ziemlich guter Hinweis darauf, dass sie sich schon damals geweigert haben, den Tatsachen ins Auge zu blicken.«
»Aber du sprichst davon, einen lebenden Vampir in einen Schutzgeist zu verwandeln. Ethan ist nicht mehr unter uns«, sagte Luc leise. »Nichts ist mehr von ihm übrig als Asche. Wie könnte sie das denn hinbekommen?«
»Wenn er nur ein Mensch wäre, dann könnte sie das vermutlich nicht«, sagte Malik. »Aber Vampire unterscheiden sich von den Menschen. Genetisch. Physiologisch. Die Seele ist anders an uns gebunden – deswegen zerfällt unser Körper auf der Stelle zu Asche.«
»Es geschieht also wirklich«, sagte Luc nach einem Augenblick des Schweigens und bekreuzigte sich anschließend. Es war eine seltsame Geste für einen Vampir, aber es gab keinen Zweifel an seiner Aufrichtigkeit.
Malik stand auf und schob seinen Stuhl zurück. »Ich werde den Orden darüber informieren, dass eine Hexenmeisterin möglicherweise einen Schutzgeist zu erschaffen versucht, und das mit der Asche eines Meistervampirs. Ich werde ihn auch darüber informieren, dass sie dafür vermutlich das Maleficium verwendet und dass ihre Bestrebungen durchaus in der Lage sind, das gesamte Gleichgewicht unserer Welt durcheinanderzubringen. Ist das so korrekt?«
Meine Schuldgefühle belasteten mich, aber ich nickte.
Er sah mich an. »Ich weiß, dass sie für dich praktisch ein Teil deiner Familie ist. Aber das ist ein Verbrechen, das das Greenwich Presidium nicht ungestraft geschehen lassen kann.«
Ich nickte zum Zeichen, dass ich verstanden hatte, und hoffte insgeheim, dass ich nicht der Grund für ihren Untergang sein würde.
Ich wartete in der verdunkelten Cafeteria auf einen Anruf. Ich hatte weder Jonah noch Catcher erreicht, bei beiden aber panische Nachrichten auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.
Und nun … wartete ich.
Natürlich musste ich sie aufhalten. Ich musste sie daran hindern, das zu Ende zu bringen, was sie mit ihren magischen Experimenten zu erreichen hoffte. Ich musste die Stadt schützen, und ich hatte keinen Zweifel daran, dass Ethan das Leben als willenloser Schutzgeist unter Mallorys Kontrolle niemals führen wollte. Er war zu unabhängig, um sich jemand anderem unterzuordnen, schon gar nicht einer Frau, die für das Erreichen ihrer magischen Ziele bereit war, eine ganze Stadt zu opfern.
Wie hatte Catcher das nur übersehen können? Wie hatte er nicht bemerken können, was sie tat und wie sie sich verwandelt hatte? Warum hatte er sie nicht aufgehalten, bevor es aus dem Ruder zu laufen begann … und ich dazu gezwungen war, alles in Ordnung zu bringen?
Ich nahm meinen Kopf zwischen die Hände, stellte meine Ellbogen auf dem Tisch auf und bedauerte mich selbst. Wir waren in einer Zwickmühle, nur hatte ich den Finger am Abzug.
Mein Telefon klingelte, und ich warf einen Blick auf das Display.
Es war
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