Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
weder Jonah noch Catcher.
Es war Mallory.
Mit zitternden Fingern klappte ich mein Handy auf. »Hallo?«
»Ich bin hinter dem Haus. Triff mich dort! Allein.«
Ich klappte mein Handy wieder zu, aber nicht ohne vorher eine SMS an Jonah zu schicken, in der ich ihm mitteilte, was ich gerade vorhatte. Ich steckte das Handy in meine Tasche, ging zum Zaun, quetschte mich durch einen weniger dichten Teil des Gebüschs und sprang hinüber. Diesmal landete ich mit mehr Anmut, auch wenn es nur eine halb wahnsinnige, extrem schlecht gelaunte Hexenmeisterin sehen konnte.
Sie stand vor Catchers Wagen, einer ziemlich hippen Limousine. Das Blau ihrer Haare war seit unserem letzten Treffen fast herausgewachsen, wodurch sie wieder beinahe komplett erblondet war. Ihre Augen waren blutunterlaufen und ihre zitternden Hände rissig. Sie sah wie eine Abhängige aus, die gerade auf einem verdammt schlechten Trip war.
Vielleicht stimmte das ja auch.
Auch wenn in mir die Wut hochkochte, musste ich mich ermahnen, dass sie immer noch dieselbe Person war, ob sie nun blaue oder blonde Haare hatte oder ob sie schwarze oder gute Magie wirkte.
Mallory stieß sich vom Wagen ab und kam auf mich zu. Eine ölartige Wolke aus Magie umgab sie. Ich wich keinen Zentimeter zurück. Ich hatte eigentlich erwartet, in diesem Moment Angst oder Bedauern zu verspüren, aber keine dieser Empfindungen war jetzt von Bedeutung. In diesem Augenblick war ich einfach nur wütend, dass sie in mein Haus eingebrochen war, um Dinge von unschätzbarem Wert zu stehlen und diese für ihre egoistischen Ziele zu missbrauchen.
»Was hast du getan?«
»Wirfst du mir schon wieder was vor, Vampirin?«
»Ich habe dir vertraut. Ich habe dich gebeten, bei mir zu bleiben, nachdem er gestorben war, weil ich dich gebraucht habe. Du hast dieses Vertrauen zweimal missbraucht.«
»Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
»Red keinen Scheiß! Du hast uns bestohlen, Mallory. Du hast mich bestohlen. Das Maleficium – und wo ist seine Asche?«
»Weg.«
Ich bekam weiche Knie, riss mich aber zusammen und bewahrte Haltung. »Du hast ihn also zum Schutzgeist gemacht?«
Sie wich meinem Blick aus, aber nicht schnell genug. Ihre Schuldgefühle waren allzu leicht zu erkennen. In diesem Augenblick wusste ich, dass sie all das im vollen Bewusstsein getan hatte, ungeachtet aller Konsequenzen.
»Die schwarze Magie ist nicht das, was wir uns erhofften«, sagte sie.
»Auf der ganzen Welt gibt es keine Ausrede, die du jetzt noch vorbringen könntest.«
»Das ist so unfair!«, schrie sie in die Nacht hinaus. »Hältst du es für richtig, dass es diese unglaubliche Menge an Magie gibt, die ich nicht nutzen soll? Die ich mir nicht zu eigen machen darf? Weißt du, wie sich das anfühlt? Falsch, Merit! Es fühlt sich falsch an, Magie zu kanalisieren, die nur halb richtig ist. Die nur zur Hälfte existiert. Das Gute und das Böse sollten Schulter an Schulter kämpfen. Wenn das ein Weg ist, ihnen das zu ermöglichen, dann werde ich es tun, bei Gott! Ich kann so nicht leben!«
»Verdammte Scheiße, natürlich kannst du das, wie jeder andere beschissene Hexenmeister in der Geschichte eures Ordens auch! Du kommst nicht einfach in mein Haus und stiehlst ein Buch des Bösen, und dann kehrst du zurück und stiehlst die Asche meines Meisters, um ihn in deinen Diener zu verwandeln!«
»Aber das würde ihn zu dir zurückbringen.«
Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich musste mir auf die Lippe beißen, um meine Tränen zurückzuhalten. »Ich will ihn nicht zurück. Nicht so. Das wäre nicht er . Und ich will dich deswegen nicht verlieren, Mallory. Du bist für mich wie eine Schwester, bei allem, was mir heilig ist.«
Sie schnaubte verächtlich. »Du hast mich gegen ihn ausgetauscht, und das weißt du genau.«
»Auch nicht mehr, als du mich gegen Catcher ausgetauscht hast.« Ich sprach sanfter weiter. »Keine von uns beiden hat die andere ausgetauscht. Wir sind erwachsen geworden, und wir haben begonnen, andere zu lieben. Aber so will ich ihn nicht, nicht auf diese Weise. Er würde das auch nicht wollen.« Ich sah sie an und fragte mich, ob das der Grund für all das war, was sie getan hatte. Sosehr ich sie auch liebte, ich konnte mir da nicht sicher sein.
»Das hast du nicht für mich getan«, sagte ich.
»Schwachsinn«, brüllte sie mir entgegen, aber es lag keine Kraft in ihrer Stimme. Ethan war nur einer von vielen Bauern in ihrem Spiel gewesen, eine Ausrede, um sich auf schwarze Magie einlassen zu
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