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Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)

Titel: Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chloe Neill
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Menschen, die große Erfolge hatten feiern können – Schauspieler, Rockstars, Models. Aber es gab mindestens genauso viele, die ihre genetischen Geschenke an Drogen, Verbrechen, Wollust, Völlerei und andere Todsünden verschwendet hatten.
    Bedauerlicherweise gehörte Tate in die letzte Kategorie.
    Er hatte die politische Karriereleiter mit schnellen Zügen erklommen, und sein gutes, zuweilen grüblerisches Aussehen hatte ihm sehr dabei geholfen, in Chicago Wählerstimmen für sich zu gewinnen. Doch war er mit einem kometenhaften politischen Aufstieg nicht zufrieden gewesen. Er hatte all das gegen die Chance eingetauscht, die Vampire der Stadt zu kontrollieren, und das hatte ihm Gefangenenkleidung eingebracht, die im Vergleich zu seinen bisherigen Armani-Anzügen doch eher schlecht abschnitt.
    Und trotz alledem sah Seth Tate immer noch gut aus.
    Er saß an einem Aluminiumtisch, hatte die Beine übereinandergeschlagen und den Ellbogen auf die Stuhllehne gelegt. Er sah sich wachsam und aufmerksam um … und sah mich an, als ich hereinkam.
    Er wirkte ein wenig schlanker, seit ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, und seine Wangenknochen traten noch kantiger hervor. Seine Haare waren aber immer noch dunkel und perfekt frisiert, seine blauen Augen ermöglichten ihm immer noch diesen stechenden Blick, und sein ganzer Körper strahlte Sinnlichkeit aus. Seth Tate sah so gut aus, dass niemand davon unberührt blieb, und es war geradezu eine Schande, dass diese Schönheit in einem so verlassenen Teil der Stadt versauerte.
    Wenn man mal davon absah, dass er ein blutrünstiger Bastard war.
    Es lag sogar ein Hauch von Zitrone und Zucker in der Luft; eine Note, die Tate immer zu begleiten schien. Der Duft war nicht unangenehm – im Gegenteil. Es war nur einer, den man von einem so kaltblütigen Kerl wie Tate nicht erwartete.
    Die knisternde Magie in der Luft war aber durchaus passend. Das war erst das zweite Mal, dass ich in der Lage war, Tates Zauberkraft zu spüren; zuvor hatte er sie bestens zu verbergen gewusst. Ich hasste, wie sie sich anfühlte: ölig, schwer und alt, wie der Weihrauch, den man im Altarraum einer gotischen Kirche vorfand.
    »Ballerina«, sagte Tate.
    Ich hatte getanzt, als ich noch klein war, und Tate hatte mich in Tutu und Spitzenschuhen gesehen. Er hatte mir daher den Spitznamen »Ballerina« gegeben. Da es sich bei ihm um den Mann handelte, der für den Tod meines Geliebten und Meisters verantwortlich war, war ich natürlich wenig begeistert davon, dass er eine so vertrauliche Form der Anrede wählte.
    »Ich bevorzuge Merit«, sagte ich und setzte mich ihm gegenüber. Der Aluminiumstuhl war kalt, und ich verschränkte die Arme vor der Brust – nicht nur, um mich vor der Kälte zu schützen, sondern auch vor der Magie, die in der Luft lag.
    Als ich Platz nahm, schlug hinter mir mit einem dumpfen, dröhnenden Knall die Stahltür zu. Mein nervöser Magen meldete sich zurück.
    Wir saßen kurz schweigend da, während Tate mich aufmerksam beobachtete.
    Plötzlich veränderte sich der Druck im Raum, und der Duft wurde stärker, sowohl süßer als auch bitterer, sodass mir das Wasser im Munde zusammenlief. Der Raum schien ins Schwanken zu geraten. Es war nicht wie die Magie, die ich zuvor verspürt hatte. Das war die Zauberkraft eines ganz anderen Kalibers oder vielleicht aus einer anderen Zeit, aus einer längst vergangenen Zeit.
    Ich legte eine Hand auf den Stuhl, um nicht umzukippen, und die andere auf das Plagenholz in meiner Tasche. Ich hielt meinen Blick auf Tate gerichtet, so wie eine Ballerina während einer Pirouette blickt, damit ihr nicht schwindlig wird, und drückte das Holz so fest, dass ich fürchtete, es würde zwischen meinen Fingern zersplittern.
    Wenige Sekunden später hörte das Schwanken auf, und der Raum beruhigte sich wieder.
    Tate lehnte sich tief durchatmend im Stuhl zurück und sah mich verwirrt an. Erst dann begriff ich, was er probiert hatte. »Haben Sie gerade versucht, mich zu verzaubern?«
    »Ohne Erfolg, wie es scheint. Plagenholz?«
    Ich lächelte schüchtern und konzentrierte mich darauf, die Ruhe zu bewahren. Ich war nicht sicher, ob es am Holz oder meiner natürlichen Immunität gegen Verzauberungen gelegen hatte, aber das würde ich ihm sicherlich nicht auf die Nase binden. Ich nahm die Hand aus meiner Tasche. »Eine Dame verrät niemals ihre Geheimnisse.«
    »Hm«, sagte er und rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Er verschränkte die Arme vor der Brust und

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