Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
Manipulator gewesen. Außerdem hatte er das Drehbuch für jenes Drama geschrieben, das sich vor zwei Monaten in seinem Büro abgespielt hatte.
In meinem Innern fand eine erbitterte Schlacht statt – zwischen Angst und Zorn. Ich war durchaus intelligent genug, um vor Tate und dem, was er tun könnte, Angst zu haben. Seine Absichten waren unklar, aber mit Sicherheit rein eigennütziger Natur, und ich hatte keinen Zweifel daran, dass er mich aus purem Spaß an der Freude beseitigen würde, wenn ihm danach wäre. Dieser Gedanke ließ mich wirklich nervös werden.
Doch unter meiner oberflächlichen Angst schwelte ein Flächenbrand unbändigen Zorns.
Flammen des Hasses loderten in mir auf, weil mir Ethan genommen worden war, weil Tate irgendein kindisches Spiel spielen musste. Flammen des Hasses, weil Ethan nicht mehr da war, Tate aber noch lebte, wenn auch in diesem unzeitgemäßen Gefängnis. Flammen des Hasses, weil ich Tates Machenschaften nicht vor seinem letzten Spielzug ein Ende hatte setzen können und weil er selbst jetzt noch in der Lage war, meine Stellung im Haus zu untergraben.
Aber ich war kein Kind, und ich war nicht Celina. Ich würde ihn nicht aus Rache töten, nicht, um Ethans Tod zu rächen oder weil ich sauer war, weil er mir etwas genommen hatte. Welchen Zweck hätte solche Gewalt, außer den, die Menschen, die mir lieb und teuer waren, in erhebliche Schwierigkeiten zu bringen?
Nein. Tate hatte genügend Chaos angerichtet, und ich würde ihm nicht die Befriedigung verschaffen, mich zu einem Angriff zu verleiten. Heute Nacht würden wir über das Greenwich Presidium und die krummen Dinger reden, die er gerade drehte. So Gott wollte, würde ich durch diese Tür schreiten, in seine Augen sehen – zum ersten Mal seit der Nacht, in der Ethan gestorben war – und dabei nicht vergessen, worüber ich gerade in aller Ruhe und Vernunft nachgedacht hatte.
»Ja, es muss sein«, sagte ich zu meinem Großvater. »Tate würde das Greenwich Presidium nicht ohne Hintergedanken anlügen, und ich will herausfinden, was er vorhat. Das letzte Mal waren wir zu spät. Ich werde mich von ihm nicht noch einmal täuschen lassen. Ich komme zurecht«, fügte ich hinzu und kreuzte meine Finger hinter dem Rücken.
Er zog mit einem mitfühlenden Lächeln ein Päckchen aus indigofarbener Seide aus seiner Westentasche. »Das könnte vielleicht helfen«, sagte er und löste die Seide von dem Päckchen.
Bei dieser Präsentation – dem vorsichtigen Auspacken und dem Seidenfutter – hätte ich einen ausgefalleneren Gegenstand erwartet. Auf dem Seidenkissen lag ein knapp acht Zentimeter langes Rechteck aus stark gemasertem Holz, das so lange bearbeitet worden war, bis es glänzte. Eine Holzhälfte war dunkler als die andere, als ob man zwei unterschiedliche Stücke zusammengeführt und die Ränder so lange vorsichtig bearbeitet hätte, bis es eine völlig natürliche Form ohne Übergänge angenommen hatte.
»Was ist das?«, fragte ich.
»Wir nennen es ›Plagenholz‹«, sagte mein Großvater. »Es blockiert auf gewisse Weise Magie. Wir sind nicht sicher, welche Magie Tate zum Einsatz bringen kann, aber zusammen mit deiner Immunität vor Verzauberungen sollte es dich vor allem schützen, was er da drin abziehen könnte.«
»Auch die Feen haben es bei sich«, sagte Catcher.
Mein Großvater streckte seine Hand aus, und ich nahm das Plagenholz aus seinem seidenen Nest. Es fühlte sich wärmer an, als ich gedacht hatte, und es war sehr weich. Man hatte das Holz sorgfältig abgeschmirgelt und die Maserung gerade noch so grob belassen, dass es sich wie Holz anfühlte und nicht wie Plastik. Es passte perfekt in meine Handinnenfläche, und mein Daumen legte sich entspannt um eine der abgerundeten Kanten.
Es verströmte auf seltsame Weise ein beruhigendes Gefühl, ähnlich wie es vermutlich eine Gebetskette vermochte. Ich steckte das Holz in meine Tasche, denn ich hielt es für angebracht, seine Existenz Tate so lange wie möglich zu verheimlichen.
Mein Großvater nickte, als er mich diese Geste machen sah, faltete das Seidenquadrat wieder zusammen und steckte es ein. Er legte mir seine Hand auf den Rücken und begleitete mich bis zur Tür, wo die Fee mich misstrauisch betrachtete.
»Wir sind hier draußen, wenn du uns brauchst«, betonte mein Großvater.
»Okay«, sagte ich und atmete tief durch. »Ich bin bereit.«
Nur der erste Schritt wird scheiße sein, ermahnte ich mich und ging hinein.
Es gab eine Menge gut aussehende
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