Chicagoland Vampires: Ein Biss zu viel (German Edition)
uns nur unterhalten.
»Ihr habt euch nur unterhalten?«
»Das war’s. Sie war auch schwach und wurde schwächer, und sie hat abgestritten, irgendetwas mit der Veränderung des Sees zu tun gehabt zu haben. Und ich muss sagen, dass ich ihr glaube.«
»Was kurz gesagt bedeutet, dass du nicht damit zufrieden bist, dass wieder alles normal läuft?«
Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich seine Frage als Kompliment oder als Beleidigung auffassen sollte, aber er hatte auf jeden Fall recht. »Damit liegst du richtig. Ich werde meinen Großvater besuchen, um mit ihm ein paar Fragen durchzugehen. Schaust du vorbei?«
»Kann leider nicht. Ich muss dringend etwas erledigen. Wollen wir uns später treffen, um uns auf den neuesten Stand zu bringen?«
»Hört sich gut an. Ich ruf dich an, wenn ich fertig bin.«
»Ich bring auch Popcorn mit«, versprach er und legte auf.
Während der gesamten Fahrt zum Büro meines Großvaters auf der South Side knabberte ich an meiner Unterlippe, und ich biss dabei so fest zu, dass ich schließlich die metallische Note meines Bluts schmecken konnte. Das Dasein des Sees als riesiger, magischer Staubsauger mochte vielleicht vorbei sein, aber ich war davon überzeugt, dass das nicht das Ende vom Lied war. Sollte ich recht behalten und die Rückkehr zur Normalität war nur ein Zufall, so hatten wir eine weitere unbekannte Macht, die in der Windy City mächtige Zauber wirkte. Ich hatte das dumme Gefühl, dass wir schon bald herausfinden würden, welchen Zug Tate als Nächstes machte.
Es herrschte wenig Verkehr, wodurch die Fahrt zur South Side recht kurz war. Das Büro des Ombudsmanns befand sich in einem niedrigen Ziegelsteingebäude in einer Arbeiterwohngegend. Ich parkte auf der Straße und ging zur Eingangstür, wo ich den Türsummer drückte, um Jeff, Catcher, meinen Großvater oder Marjorie, seine Sekretärin, wissen zu lassen, dass ich da war.
Marjorie war eine äußerst effiziente Frau, und sie öffnete mir die Tür genauso, wie sie einen Anruf entgegennahm – sie reichte mich so schnell wie möglich an jemand anders weiter.
»Guten Abend«, sagte ich zu ihr, nachdem sie die Tür mithilfe des Sicherheitscodes entriegelt und sie mir aufgehalten hatte, doch kaum hatte ich die beiden Worte ausgesprochen, hatte sie die Tür bereits wieder verriegelt und war auf dem Weg in ihr Büro. Vielleicht führten die Feinheiten übernatürlicher Diplomatie einfach dazu, dass sie unheimlich viel Schreibkram zu erledigen hatte.
Die Innendekoration des Gebäudes trug deutliche Spuren der Siebziger, und Catcher und Jeff teilten sich nur wenige Schritte den Flur entlang ein entsprechend hässliches Büro. Der kleine Raum war mit Metallschreibtischen vollgestellt, die vermutlich von einer Versteigerung städtischer Lagerbestände stammten, und Flussnymphenposter bedeckten die Wände.
Ich fand Jeff und Catcher an ihren Schreibtischen, aber sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie mich nicht hereinkommen hörten.
»Ihre Haare sind viel dunkler«, sagte Jeff gerade, während er auf eine der zahlreichen Tastaturen tippte, die seinen Schreibtisch bedeckten. »Also bin ich mir ziemlich sicher, dass unsere Kinder auch dunklere Haare haben werden.«
»Das muss nicht unbedingt sein«, widersprach ihm Catcher. Er faltete gerade eine Haftnotiz zu einer kleinen Origamifigur. »Sie könnten ja deine Gene abbekommen. Und deine Haare sind heller. Außerdem bist du größer als Fallon.«
»Stimmt, stimmt«, sagte Jeff.
Geschah das wirklich? Redeten diese beiden magisch überbegabten, zupackenden und durchsetzungsfähigen Jungs wirklich darüber, wie ihre Kinder aussehen würden?
Jeff beugte sich vor und bot Catcher einen Beutel mit Pistazien an. Catcher lächelte freundlich, ließ seinen Origamiversuch fallen und nahm sich ein paar heraus, ohne Jeffs Worte weiter zu kommentieren. Jeff knackte eine und aß sie.
»Hast du je darüber nachgedacht, so was wie Baseballtrainer zu sein, wenn du mit Mallory Kinder hast? Du weißt schon, diese ganze ›Mein Papa weiß alles über Fußball‹-Geschichte?«
Catcher warf eine Pistazie in die Luft und fing sie mit seinem Mund wieder auf. »Während ich die ganze Zeit hoffe, dass sie nicht direkt bei der Geburt anfangen, das Universum in Flammen aufgehen zu lassen? Ja, auf den Gedanken bin ich auch schon gekommen.« Er richtete sich auf und sah Jeff an. »Kannst du dir ein kleines Mädchen mit Mallorys Haaren vorstellen? Ich meine, in Blond.«
»Sie wird alle
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