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Chiffren im Schnee

Chiffren im Schnee

Titel: Chiffren im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Berlinger
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einer Erziehung in Harrow und Cambridge genoss. Es tut mir leid, Cecil – ich hatte gehofft, du würdest die Morgenstunden auf dem Eisfeld verbringen. Das hätte uns beiden viele Unannehmlichkeiten erspart. So verlockend die Aussicht ist, dir eine Kugel zu verpassen, würde ich eine zivilisierte Lösung unseres gegenwärtigen Dilemmas vorziehen – nicht nur um Georgianas willen. Dafür möchte ich aber dein Wort, dass du nicht um Hilfe schreien wirst.»
    Cecil hatte sich mannhaft aufgerichtet. «Selbstverständlich – und es ist das Wort eines Gentlemans. Des Einzigen in diesem Raum, wenn ich das anfügen darf. Dass ein Deutscher in dieser Angelegenheit als dein Verbündeter agiert, ist nur ein weiteres trauriges Indiz dafür, wie tief du gesunken bist.»
    Henning hatte während dieses Austausches leichte Anzeichen von Ungeduld gezeigt. Christian wandte sich nun ihm zu. «Es wäre ausgesprochen wünschenswert, Mister Seymour würde für ein paar Stunden ausser Gefecht gesetzt. Vorzugsweise aber nicht mit roher Gewalt. Leider habe ich keine geistigen Getränke zur Hand, darauf reagiert er nämlich ausgesprochen gut. Denken Sie, es wäre Ihnen möglich, ihn mit etwas aus dem Bestand Ihrer Bar zu versorgen?»
    «Selbstverständlich, aber sollte ich ihn nicht zuerst fesseln? Er hat Ihnen nur sein Wort gegeben, nicht zu schreien.»
    «Eine ausgezeichnete Idee, am besten verwenden Sie dazu die Vorhangschnur.» Christian zeigte auf die dicke Kordel, mit der die schweren kupferfarbenen Vorhänge zurückgebunden waren.
    Unter seiner fachkundigen Anleitung fesselte Henning Cecil die Hände auf den Rücken und verankerte ihn noch gleich an der Stuhllehne. Dann machte er sich auf den Weg in die Bar.
    Christian legte die Waffe zur Seite, widmete sich seinem Frühstück und überliess Cecil dem heroischen Schweigen, in das dieser verfallen war. Er war ihm dafür dankbar, denn er musste nachdenken.
    Henning war bald zurück, er stellte ein Flasche und ein Glas auf den Tisch.
    «Darf ich fragen, was Sie da gebracht haben?» Christian hatte Whiskey oder Cognac erwartet, doch die Flüssigkeit in der Flasche war klar wie Wasser.
    «Enzianschnaps», war die überraschende Antwort des Barkeepers.
    Sie tauschten einen langen Blick aus, aber keiner sagte etwas. Henning schenkte ein Glas ein. Natürlich weigerte sich der Gentleman zu kooperieren; Henning hielt ihm die Nase zu und flösste ihm den Schnaps so ein. Wie nicht anders zu erwarten, begann Cecil zu husten, und seine Augen tränten.
    «Ich nehme an, das braucht ein bisschen Zeit», meinte Christian und trank den letzten Schluck Kaffee. «Sie werden ihm wohl kaum die ganze Flasche auf einen Schlag verabreichen können.»
    «Nein, das wäre wohl nicht ratsam. Wollen Sie das übernehmen, oder soll ich weitermachen?»
    «Wie schon gesagt, ich wäre um etwas Hilfe froh. Ich habe noch viel zu tun, und Mister Seymours Anwesenheit stellt eine nicht unerhebliche Komplikation meiner Pläne dar.»
    «Was haben Sie denn vor, dass Sie ihn so gründlich ausser Gefecht setzen müssen?» Anscheinend hatte sich Henning auch so seine Gedanken gemacht.
    «Nun, ich gedenke, all die Herrschaften, die Miss Staufer und Ihnen solchen Kummer bereitet haben, dazu zu bringen, die Karten auf den Tisch zu legen, und dann davon zu überzeugen, dass ihre Mission hier zum Scheitern verurteilt ist. Danach sollte im Haus wieder Ruhe herrschen.»
    «Sofern alles gut geht», meinte Henning, «das klingt gefährlich. Wissen Sie denn, wer für Josts Tod verantwortlich ist?»
    «Sagen wir einmal so, ich habe einen starken Verdacht. Aber ich fürchte, er wird sich nicht beweisen lassen. Wie ich schon zu Miss Staufer sagte, das Beste, was ich tun kann, ist, dafür zu sorgen, dass nicht noch mehr Unschuldige zu Schaden kommen. Und das gelingt am ehesten, wenn ich diverse Herrschaften zur Abreise überreden kann.»
    Er erhob sich, holte eine Schachtel beschriebener Blätter von seinem Pult und setzte sich damit wieder an den Tisch. Der Barkeeper räumte geschickt das Geschirr zur Seite und beobachtete fasziniert, was Christian mit den Papierbögen anstellte.
    «Ich hätte nicht gedacht, dass das zu den Kenntnissen gehört, die ein Agent haben muss», meinte er grinsend.
    Christian hielt ihm einen Bogen hin. «Man kann in diesem Metier nie wissen, was eines Tages von Nutzen sein wird. Wollen Sie mir vielleicht helfen? Holen Sie sich einen Stuhl aus dem Schlafzimmer.»
    «Oh gerne, nur einen Moment noch.» Henning

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