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Chimären

Chimären

Titel: Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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nicht?“, fragte die Frau aufgeschreckt.
      „Den haben sie gestern nach Feierabend an unseren Zaun gebunden. Er muss untersucht und registriert werden. Das dauert. Außerdem, ich wäre ja froh, wenn ihn einer nähme, schauen sie sich bloß mal seinen Kopf an, wer weiß, was der hat.“
      „Sein Fell ist wie bei meinem seligen Benno, und ich glaube, er mag mich. Ich nehme ihn mit.“
      ‚… nehme ihn’, echote es in Lux’ Gehirn. Er stand auf und schaute erwartungsvoll. Er konnte nicht verhindern, dass seiner Kehle ein leises Winseln entfuhr.
      „Gute Frau, das geht nicht. Vorschriften sind Vorschriften.“
      „Wenn er doch noch gar nicht registriert ist. Er könnte mir doch zugelaufen sein. Können Sie nicht eine Ausnahme… So gut zu Fuß bin ich nicht mehr, habe extra ein Taxi…“
      Die Wärterin schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Ausgeschlossen“, betonte sie.
      „Und wenn ich…“, die Frau kramte in ihrer Handtasche und brachte einen knisternden Schein hervor. „Sie hatten sicher schon Auslagen. Wenigstens für die Kaffeekasse…“
      „Sie sind aber hartnäckig“, sagte die Wärterin. Sie zögerte, dann nahm sie den Schein und ließ ihn blitzschnell in ihrem Ausschnitt verschwinden. „Also gut, er ist Ihnen zugelaufen. Wenn’s Ärger gibt, ich weiß von gar nichts. Machen Sie schnell!“ Sie öffnete die Tür. „Friedlich ist er“, sagte sie. „Das Wachen müssen Sie ihm eben beibringen. Und für alle Fälle, Ihre Adresse.“
      „Nachtigall, Erlenweg siebzehn.
      Komm her, Benno.“ Sie entnahm ihrer Handtasche eine Leine, an der ein prächtiges Halsband hing. „Ich nenne dich einfach Benno. Irgendwie siehst du ihm ähnlich.“ Einen Augenblick schwang Traurigkeit in ihrer Stimme mit. Sie legte ein wenig zittrig Lux das Halsband um, was dieser geduldig geschehen ließ.
      Sie schritten den Gang entlang. Die in den Käfigen sprangen, winselten und kläfften als seien sie enttäuscht, nicht an Lux’ Stelle zu sein. Dieser aber trottete mit gemischten, aber guten Gefühlen zwischen den beiden Frauen.

    Z ur Inspektion der Schiffe kam es nicht.
      Am späten Vormittag des Folgetages meldete sich telefonisch ein Offizier der „Florenz“, nahm Bezug auf die Suchannonce in der Tageszeitung und berichtete, man habe am gestrigen Tag auf seinem Schiff einen herrenlosen Hund, auf den die Beschreibung passen könnte, aufgegriffen und noch am Abend dem Tierheim überstellt.
      Boris Remikow begab sich in Begleitung eines Mannes aus dem von Lehmann eingesetzten Suchtrupp unverzüglich dorthin und löste bei der Leiterin des Heimes Verwunderung aus. Ein derartiger Hund sei nicht angeliefert worden. Eine hinzugezogene Wärterin, die am Vortag Dienst hatte, bestätigte diese Aussage.
      Boris’ Enttäuschung hielt nicht lange an. Er rief die Zentrale der Schifffahrtsgesellschaft und erfuhr die Route sowie den nächsten Halt der „Florenz“. Es war keine Viertelstunde vergangen, als die beiden Männer sich eilig dorthin auf den Weg machten.
      Sie mussten zehn Minuten warten, bis die „Florenz“ anlegte. Noch bevor Passagiere aussteigen konnten, erzwang sich Remikow Zugang. Er brüskierte den Mann, der den Fahrschein sehen wollte, hastete zur Brükke und ging dort forsch auf einen Uniformträger zu, der sich mit Streifen am Ärmel als Chargierter auswies.
      Boris stellte sich knapp vor und fiel sofort mit der Tür ins Haus: „Sie haben uns angerufen und behaupteten, gestern einen Hund aufgegriffen und ins Tierheim, Lugkstraße, gebracht zu haben. Dort weiß man davon nichts. Können Sie mir das bitte erklären?“
      „Augenblick, mäßigen Sie sich bitte. Worum geht es?“, fragte der Mann distanziert.
      „Entschuldigen Sie bitte, aber es ist wichtig! Und ich will Sie nicht aufhalten. Sie haben einen Fahrplan. Der Hund…“
      „Es hat sich an Bord kein Besitzer gemeldet. Er ist im Tierheim abgegeben worden. Wie Sie bereits feststellten. Und?“

    „Eben nicht! Er ist nicht da!“
      „Ich verstehe zwar Ihre Aufregung nicht, schließlich geht es nur um einen Hund. Aber das werden wir gleich haben.“ Er sah zur Uhr. „Wir müssen uns beeilen.
      Kollege Ackermann bitte sofort auf die Brücke!“, rief er in ein Mikrophon mit flexiblem Ständer. Und zu seinem erregten Besucher gewandt: „Augenblick!“
      Ein wenig außer Atem betrat ein junger Mann die Brücke.
      „Kollege Ackermann“, wurde er von seinem Vorgesetzten

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