Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chimären

Chimären

Titel: Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
Vom Netzwerk:
das Ausgangsmaterial, das ja dieses Mal aus der Zentrale stammt, irgendwie verdächtig. Es wird sich aufklären.“
      Hinter ihnen, aus Richtung Schleuse, entstand gedämpfter Tumult.
      Sie verhielten.
      Die Tür zum Sicherheitstrakt flog auf, der Tierarzt stolperte heraus, blieb aber sogleich mit dem Rücken an der Korridorwand und leicht abgespreizten Armen stehen. An ihm vorbei stürmte eine Anzahl großer Hunde.
      Auch Shirley und Onescu mussten behänd ausweichen, um die lautlose Meute vorüber stürzen zu lassen.
      „Halt, halt!“, schrie der Niederlassungsleiter. „Stehen bleiben, Lola!“
      Als die Tiere wie ein Spuk im Quergang verschwunden waren, flüsterte er betroffen und kreidebleich: „Das waren meine fünf Canismuten“ , und lauter und beschwörend: „… meine fünf Canismuten!“
      Shirley Lindsey stand sprachlos. Sie nickte nur schwach. Auch sie hatte Onescus Prachtexemplare erkannt.
      Onescu fasste sich. Er eilte zu dem noch immer verdattert an der Schleuse stehenden Tierarzt und schrie auf diesen gestikulierend in der Landessprache ein.
      Der antwortete kleinlaut, hilflos.
      Der Leiter griff sein Telefon, wählte, schrie auch dort hinein.
      Dann kam er müde auf Shirley zu. „Sie haben soeben das Haupttor passiert und waren nicht aufzuhalten.“
      „Melden Sie der Zentrale…“, stammelte Shirley. Noch hatte sie den Vorfall nicht völlig erfasst. Sie spürte Unheil, auch für sie.
      Ohne sich um sie zu kümmern, eilte Onescu davon, sie folgte ihm ins Sekretariat.
      „Eine Verbindung zur Zentrale, schnell“, raunzte er die Sekretärin an.
      Sie handelte sofort, hatte rasch Erfolg. Man sah es ihrem Chef an, dass er wie auf Kohlen stand. Das durch das Ohr der Frau gedämpfte Freizeichen durchhupte die Stille.
      „Geben Sie her!“ Onescu riss ihr den Hörer förmlich aus der Hand, horchte. „Wählen Sie noch mal!“.
      Hastig wiederholte die Frau den Wählvorgang. Aber auch das brachte keinen Erfolg.
      „Verdammt!“ Er blickte einen Augenblick ratlos.
      Shirley hatte bereits ihr Mobiltelefon in der Hand und drückte die Tasten. Dann stand auch sie ungeduldig horchend, die Blicke der beiden anderen im Raum auf sich gerichtet. Doch plötzlich hob sie den Daumen, anzeigend, dass sie Verbindung hatte. „Chef“, rief sie, „Lindsey hier. Wir haben ein Problem: Aus der Brasovschen Niederlassung sind soeben fünf Can…“, sie brach eingedenk der Geheimhaltungspflicht das Wort ab, „ausgebrochen.“ Anschließend lauschte sie nur noch. Den Raum erfüllte das unverständliche Geraune Lehmanns.
      Dann ließ Shirley Lindsey die Hand mit dem Telefon kraftlos sinken, sah den Niederlassungsleiter, dann dessen Sekretärin mit ausdruckslosem Gesicht an. Schließlich sagte sie, und sie blickte dabei auf die Platte des Schreibtisches: „Lehmann ist auf dem Weg ins Institut. Dort sind vor einer halben Stunde – alle geflohen. Ich brauche ein Auto nach Bukarest zum Flughafen. Er hat mich zurück beordert.“

    E in Nachmittag wie die meisten vorangegangenen, aber einer, an dem es die Sonne noch besonders gut meinte. Etliche Institutsangehörige hatten unter Nutzung der gleitenden Arbeitszeit ihre Wirkungsstätte bereits verlassen.
      Dr. Lehmann, der Chef, leitete außerhalb eine Routinesitzung der Geschäftsführer.
      Susan Remp saß lustlos an ihrem Schreibtisch, sortierte einige Briefe, bemerkte einen kleinen Riss in ihrem Fingernagel und begann, den Defekt hinwegzufeilen.
      Plötzlich, zehn Minuten vor dem regulären Feierabend, wurde die Tür zu ihrem Zimmer heftig aufgestoßen. Drei Schwarze vom DobermannStamm standen vor der zu Tode erschrockenen Susan Remp. Sie sprang auf, schlich dann mit aufgestützten Händen an die Stirnseite des Möbels und hetzte, trotz deren Belagerung, mit einem Satz zur Tür.
      Die drei rückten in der Öffnung zusammen, fletschten die Zähne und ließen ein bösartiges Knurren vernehmen, so dass an der Absicht, der Frau die Flucht unter allen Umständen zu verwehren, kein Zweifel bestehen konnte.
      „Setz dich!“, raunzte der Mittlere der drei Eindringlinge.
      Susan Remp fuhr abermals heftiger Schreck in die Glieder. Dass im Institut Merkwürdiges geschah, wussten oder ahnten zumindest die Mitarbeiter, erst recht sie. Sprechende Hunde allerdings hatte sie noch nicht erlebt. Überhaupt, wie sahen diese aus! Es waren Dobermänner, ohne Zweifel – aber ihre Köpfe! Sie verbreiterten sich

Weitere Kostenlose Bücher