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Chimären

Chimären

Titel: Chimären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kröger
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senkte die Stimme, „neuerdings werden Hunde verstärkt für verschiedene Aufgaben in den Armeen eingesetzt, und unsere Züchtung ist dafür besonders geeignet. Kurz und gut, was soll ich sagen, im Forschungsneuland kommt das immer mal vor, die Ergebnisse sind besser, als wir dachten, die Sache ist uns ein wenig aus dem Ruder gelaufen, unsere Versuchstiere haben sich in gewisser Weise verselbstständigt, und das Ergebnis: Sie haben sich in der Festung etabliert und widersetzen sich, für uns noch nicht erklärlich, unserem Einfluss. Wir vermuten, dass zwei Schimpansen, die ebenfalls behandelt wurden und erstaunliche Gehirnleistungen vollbringen – bei Menschenaffen ohnehin verbreitet –, so eine Art Rädelsführer sind. Ich bitte Sie um Ihren Rat und Ihre Hilfe in zwei Richtungen: Räumen der Festung und um ein Gelände zur, sagen wir, zur Internierung dieser Tiere, bis wir sie wieder unter Kontrolle haben. Im Institut ist dafür wahrlich kein Platz. Sie müssen sich austoben. Den Auftrag können wir unter diesen Umständen selbstverständlich nicht als erledigt betrachten.“ Lehmann lehnte sich zurück, sah auf seine Gäste, die zunächst das Gehörte zu verdauen hatten.
      „Eine meiner Angestellten, eine Kassiererin, behauptet, diese, diese Hunde könnten sprechen“, bemerkte die Geschäftsführerin.
      Lehmann lachte auf. „Das ist natürlich Unsinn. Ich kann mir schon denken, dass der Schreck, den die Tiere auslösten, als sie plötzlich in einer solchen Masse…“
      „Wie viele sind das eigentlich?“, fragte der Polizeioberrat aufdringlich dazwischen. Er entblößte dabei eine Reihe gelbe, zum Teil schwarz umrandete Raucherzähne.
      Uwe Lehmann war der Mann vom ersten Augenblick an unsympathisch. „Knapp fünfzig“, antwortete er widerwillig.
      Der Frager verzog das Gesicht, nickte bedeutungsvoll und zündete sich eine Zigarette an, deren Rauch er ungeachtet der Anwesenden weit von sich blies.
      „… als sie plötzlich in einer solchen Masse auftauchten“, fuhr Lehmann fort, den angefangenen Satz vollendend, „und die Leute bedrohten, – wie gesagt, wahrscheinlich der Schreck die Phantasie beflügelte. Aber es wäre gut, Herr Bürgermeister, Frau Doktor Rabe, wenn Sie derartigen Gerüchten, wo auch immer, entgegenträten. Stellen Sie sich vor, die FOTO-Zeitung würde eine solche Geschichte aufgreifen.“
      „Sagen Sie mal – es kann doch nicht so schwer sein, eine solche Hundemeute unschädlich zu machen“, meldete sich abermals Matenstock zu Wort. „Ein paar Mann in Schutzanzügen, ein Hubschrauber, Maschinenwaffen…“ Er zuckte mit den Schultern und schnippte verächtlich die Asche von seiner Zigarette.
      „Töten kommt nicht in Frage“, widersprach der als Ministerberater Vorgestellte. „Es ist viel zu viel in die Tiere investiert. Und wenn ich Herrn Doktor Lehmann richtig verstanden habe, sind sie zur Räson zu bringen.“
      „Außerdem“, warf Lehmann ein, „haben sie Geiseln – vier von meinen Leuten.“
      „Das wird ja immer verrückter“, bemerkte die Geschäftsführerin. „Wenn man sich vorstellt, dass das Hunde sein sollen.“
      „Wieso vier?“, fragte der Bürgermeister überrascht. „Neulich sprachen Sie von einer.“
      „Es gab eine – eine Befreiungsaktion. Drei meiner Männer, darunter der Freund der Gefangenen. Das Vorhaben ist leider missglückt.“ Man sah Lehmann es an, dass er ungern über den Vorfall sprach.
      „Na ja, Laien“, warf der Oberrat überheblich ein. „Aber gut, gut“, fuhr er fort und hob besänftigend die Hand, „dann eben nicht annullieren. Aber man könnte sie nach der gleichen Vorgehensweise betäuben und einsammeln. Es gibt da heute hervorragende Mittel. Ich stelle mir das nicht so schwierig vor. Das in sich geschlossene, hochgelegene Territorium der Festung eignet sich bestens, niemand anders wird in Mitleidenschaft gezogen.“
      „Und die Leute, die sie in ihrer Gewalt haben?“, fragte der Bürgermeister.
      „Werden mit eingesammelt“, bekam er als flapsige Antwort.
      „Was ist mit einem separaten Areal?“, fragte Lehmann. „Am besten wäre es ja, wir beließen sie auf der Festung.“
      „Sind Sie…“, Doktor Rabe brauste auf.
      Der Bürgermeister legte ihr besänftigend die Hand auf den Arm. „Es ist nicht ernst gemeint.“ Und zu Lehmann gewandt: „Das kommt natürlich trotz Ihres gegenwärtigen sehr großzügigen – Kostenausgleichs überhaupt nicht in

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