China
Schnitzereien verziert. Der vierte Schatz eines Gelehrten ist handgefertigtes, weiches und saugfähiges Papier (zhi). Die Erfindung des Papiers ist schon für das Jahr 105 n. Chr. belegt, ohne dass die Seide als Malgrund völlig verdrängt worden wäre. Die „Vier Schätze des Gelehrtenzimmers“ hatten ihre Blüte in der Tang- (618–907 n. Chr.) und in der Song-Zeit (960–1279 n. Chr.), als auch die chinesische Literatur einen Höhepunkt erreichte.
Die Tätigkeiten der Gelehrten
Besonders ab dem 11. Jahrhundert n. Chr. standen die Künste im Zentrum des Interesses der Gelehrten. Als Angehörige der chinesischen Oberschicht, die von den Einkünften aus Grundbesitz lebten und in den Städten residierten, verbrachten sie ihre Zeit mit Malerei, Literatur, Dichtkunst, dem Sammeln von Büchern und Kunstgegenständen sowie der Gartenkunst. Eine wichtige Kunstform aus dem Gelehrtenzimmer ist die „Kunst der Schönschrift“ – die Kalligrafie. Erst nach jahrelangem Kopieren von Vorlagen berühmter Meister geht man dazu über, seinen eigenen Stil zu entwickeln
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Die Präsentation ist eine Kunst
Um die mit diesen Materialien entstandenen Kunstwerke aus Seide oder feinem Papier zu stabilisieren, zieht man sie auf größere Stücke stärkeren Papiers oder Seidenbrokat auf, die farblich abgestimmt sind und so auch Platz für Aufschriften bieten. Für diese „Montage“ entwickelte man in der Song-Zeit klassische Regeln, an denen sich die Künstler auch heute noch orientieren. Als klassische Bildformen haben sich in den letzten 1000 Jahren die Querrolle, die Hängerolle und das Albumblatt durchgesetzt. Alle drei Formen sind leicht, lassen sich einfach verstauen und transportieren, gleichzeitig ist der Umgang mit dieser Kunst grundsätzlich vom westlichen verschieden. In China hängt ein Gemälde nicht jahrelang als Dekoration an einer Wand, sondern man bewahrt sie säuberlich gerollt in Holzkästen auf und holt sie nur zu besonderen Gelegenheiten hervor, um sie mit kunstsinnigen Gästen zu betrachten.
Links unten sieht man den Tuschestein aus Nadelholzruß, Lampenöl und Gelatineleim. In Stangen gepresst und getrocknet bildet er zusammen mit Tierhaarpinsel, Papier und Reibestein die „vier Schätze des Gelehrtenzimmers“. Hier abgebildet ist ein erweitertes Set mit Siegel, Papierbeschwerer und Pinselhalter, alle Gegenstände aus kunstvoll geprägtem Metall
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(c) Interfoto, München
Die einzige Frau auf dem Kaiserthron
(690–705 n. Chr.)
Die Zeichnung eines unbekannten Künstlers zeigt die chinesische Kaiserin Wu Zetian im typisch safranfarbenen Seidengewand mit Kopfbedeckung, die nur chinesischen Kaisern vorbehalten war. Dass die Gesichtszüge einer jungen Frau zu sehen sind, begründet sich in der künstlerischen Freiheit. Wu Zetian war bereits 65 Jahre, als sie den chinesischen Thron bestieg. Sie wird neben dem chinesischen Volkshelden Yue Fei dargestellt, der jedoch erst rund 500 Jahre später lebte.
Eine selbstbewusste Konkubine
Wu Meiniang wurde 625 n. Chr. als Tochter einer Beamtenfamilie in Wenshui in der Provinz Shanxi geboren. Im Alter von 13 Jahren wurde sie die Konkubine des Kaisers Tang Taizong, dem zweiten Herrscher der Tang-Dynastie. Durch ihr charmantes Wesen zog sie schnell die Sympathien des Kaisers, und auch den Neid der anderen Konkubinen, auf sich. Als der Kaiser im Jahre 649 n. Chr. starb, wurde sie mit allen anderen Nebenfrauen ins Kloster verbannt. Der Thronfolger Gaozong holte sie jedoch wieder zurück an den Kaiserhof, da er bereits zu Lebzeiten seines Vaters an ihr interessiert war. Zurück am Kaiserhof konnte sich Wu Zetian durch Intrigen ihren Platz neben dem Kaiser sichern. Schließlich ließ er sich von seiner bisherigen „Ersten Frau“ scheiden und machte Wu Zetian im Jahre 655 n. Chr. zu seiner Hauptfrau. Sie brach mit der traditionellen passiven Rolle der Frau und engagierte sich aktiv in der Politik und den Regierungsgeschäften. Das Monarchenpaar regierte gemeinsam über das Land. Da der Gesundheitszustand des Kaisers jedoch angeschlagen war, hatte eigentlich Wu Zetian die Macht inne. Sie entließ ihr feindlich gesinnte Minister und setzte Vertraute an deren Positionen.
Kaiserin von China
Wie die Kaiser Taizong und Gaozong erwies sich auch Kaiserin Wu als Protektorin der Künste, der Dichter und der buddhistischen Lehren. Obwohl selbst Buddhistin, förderte sie den Konfuzianismus und den Daoismus. Sie unterstützte die Durchführung von Beamtenprüfungen als Gegengewicht zum
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