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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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doch glauben, es ginge ihm gut, er käme allein mit der Situation zurecht und ließe sich von der endlosen Leere um ihn herum nicht beeindrucken.
    Eine Lampe ließ er brennen. Zuvor hatte er versucht, im Dunkeln zu sitzen, um Energie zu sparen. Doch er hatte erkannt, dass er den Verstand verlieren würde, wenn er nichts sehen konnte. Während er sich noch bemühte, den Tod von George zu verarbeiten, summte sein Commlink.
    »Wie sieht es aus?« Hutchs Stimme, klar und optimistisch. Beinahe. Als Schauspielerin war sie nicht gut genug, wirklich überzeugen zu können.
    »Mir geht es gut. Die Unterbringung hier ist erstklassig.« Außerhalb der Kuppelfenster herrschte pechschwarze Finsternis. Dunkler als alles, was er je erlebt hatte. »Ich muss immer wieder über George nachdenken.«
    »Ich auch.« Ihre Stimme versagte, und sie ließ sich einen Augenblick Zeit. »Ich hoffe, dass es ihm das wert war.«
    Die Verbitterung in ihrer Stimme war unüberhörbar. Sie klagte ihn an. Aber er ging nicht darauf ein. »Wäre er nicht an Bord gegangen, hätte er es nicht versucht, so hätte er den Rest seines Lebens damit zugebracht, diese Tatsache zu bedauern, Hutch.« Er überlegte, was er als Nächstes sagen sollte, zögerte kurz und fuhr fort: »Er ist gestorben, weil er getan hat, was er wirklich tun wollte. Mehr kann man sich vermutlich nicht wünschen.«
    »Ich hoffe es«, sagte sie. »Aber langsam werden die Leute, die sterben, weil sie tun, was sie wirklich tun wollen, ein bisschen zu zahlreich.«
    »Hutch, es tut mir Leid. Für ihn. Für dich. Für uns alle.«
    »Ich weiß.« Nun klang ihre Stimme milder.
    »Das Einzige, was mir nicht Leid tut, ist, dass ich diese Mission mitgemacht habe. Ich bin froh, dass ich all das erleben durfte.«
    »Eine Erfahrung für das Leben.«
    »Ja. Und es war schön, dich wiederzusehen.«
    »Danke, Tor.«
    Sie hatte Probleme, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. Priscilla Hutchins war am Ende doch gar kein so harter. Brocken. »Ich wünschte, die Dinge hätten sich anders entwickelt«, sagte Tor.
    »Ich auch«, entgegnete sie. »Ich muss Schluss machen. Muss mich um ein paar Dinge kümmern.«
    »Okay.«
    »Wenn du den Sprung hinter dir hast, wirst du knapp drei Tage im Hyperraum sein. Vorausgesetzt, sie benutzen die gleiche Technologie. Aber das weißt du ja alles.«
    »Ja, ich weiß Bescheid.«
    »Du wirst es dann leichter haben, ein bisschen herumzuwandern, weil du dich nicht mehr mit der Beschleunigung auseinander setzen musst. Aber wenn ihr am Ziel angekommen seid, solltest du mit dem einen oder anderen Manöver rechnen.«
    »Okay.«
    »Ich werde keinen Kontakt zu dir herstellen können, solange du dich im Sack aufhältst.«
    »Sack?«
    »Im Hyperraum«, erklärte sie ohne das geringste Zögern. »Wenn du auf der anderen Seite wieder herauskommst, könnte es noch eine Weile dauern, bis wir dich gefunden haben.«
    »Okay.«
    »Möglicherweise sogar ein paar Tage. Sonnensysteme sind im Allgemeinen ziemlich groß.«
    »Lass dir Zeit. Ich werde nicht weggehen.«
    »Du bist ein Schatz, Tor.« Und damit beendete sie die Verbindung.
    Du bist ein Schatz. Mehr schien er einfach nicht erreichen zu können.
     
    Er füllte seine Sauerstofftanks auf, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Unterwegs musste er gegen die Auswirkungen der Beschleunigung ankämpfen. Der Vorgang war ihm von den interstellaren Schiffen bekannt. Diese beschleunigten etwa 40 Minuten lang, ehe der zweite Satz Maschinen aktiv wurde, was man stets an dem Wimmern erkannte, das im ganzen Schiff zu hören war. Dieses Ding beschleunigte nun schon seit beinahe drei Stunden. Warum war es noch nicht gesprungen?
    Er ging einen Korridor hinunter, der ihm zuvor noch nicht aufgefallen war, machte sich aber nicht die Mühe, ihn mit einem Namen auszustatten. Nachdem er mehrere leere Räume gesehen hatte, fand er sich erneut in einem Hologramm wieder. Er stand an einem Strand. Helles Sonnenlicht fiel auf die Brandung. Aber alles war erstarrt. Anders als die Aufzeichnungen anderswo im Schiff war dieses hier ein Standbild.
    Die üblichen Zuschauerstühle, sechs pro Seite, waren jedoch vorhanden, und er ließ sich auf einem davon nieder.
    Eine entfernt humanoide Kreatur hockte im Sand. Sie trug keine Kleider, hielt aber ein aufgeschlagenes Buch in den langen, bronzefarbenen, dreigliedrigen Fingern. Ihre Augen schimmerten golden, und sie schien fasziniert von dem Buch. Vielleicht hatte sie gerade angefangen, etwas zu verstehen. Den springenden

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