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Chindi

Chindi

Titel: Chindi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack McDevitt
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Geschwätz ergehen, und am Ende der Reise erreicht man einen Ort, an dem die Luft schlecht ist und die Krokodile Furcht erregend sind.
    Melinda Tarn,
Das Leben unter Wilden, 2221
     
    Nach dem Abendessen erwischte Hutch in Atlanta einen Nahverkehrsflug und war kurz nach 1:00 Uhr morgens GMT, der Standardzeit auf allen Raumschiffen und -Stationen, auf dem Rad. Für sie herrschte allerdings noch immer früher Abend.
    Sie checkte ein, duschte und zog sich um. Sie entschied sich für ein Ensemble, das sie in D.C. gekauft hatte, goldfarbene Hose, weiße Bluse, goldene Aufschläge, Schnallen und Halstuch. Der Ausschnitt offenbarte gerade noch den Hauch einer weichen Rundung. In diesem Punkt musste sie ein wenig vorsichtig sein, denn viel mehr als einen Hauch hatte sie schlicht nicht zu bieten, aber sie war lange genug erwachsen und wusste genau, dass das Geheimnis viel reizvoller war als seine Offenbarung.
    Eigentlich hatte sie diese Kombination für Preach eingeplant. Ein anderes Mal. Nun aber betrachtete sie sich im Spiegel und lächelte. Selbstzufrieden.
    Wirklich nett. Sie war im mindesten Fall konkurrenzfähig. Zehn Minuten später betrat sie den Speisesaal im Margo’s auf dem A-Deck.
    Da das Rad Flüge von und zu allen Orten auf der Erde abfertigte, herrschte praktisch zu jeder Zeit Betrieb. Die Serviceeinrichtungen blieben rund um die Uhr geöffnet, und ein achtenswerter Teil des Personals stand stets bereit, um sich um die Reisenden zu kümmern. Oder um Souvenirs und überteuerten Schmuck zu verhökern.
    Im Margo’s ging es immer hoch her. Das Lokal war aufgeteilt in einen Frühstücksraum, einen Speisesaal, in dem warme Gerichte gereicht wurden, und eine ›Penthouse‹-Bar, die für die Unterhaltung der Gäste zuständig war, live und virtuell. Das Konzept gründete sich auf die Theorie, dass Menschen, die beim Frühstück saßen, neben sich keine Leute haben wollten, die gerade mit einem nächtlichen Saufgelage anfingen.
    Sie schlenderte durch die Massen, als sie ihren Namen hörte. »Captain Hutchins?«
    Ein salopp gekleideter Mann erhob sich mit einem schiefen Lächeln von einem der Tische, an dem er allein beim Essen gesessen hatte. »Hallo«, sagte er. »Ich bin Herman Culp, einer Ihrer Passagiere.«
    Hutch streckte die Hand aus. »Nett, Sie kennen zu lernen, Mr Culp. Wie haben Sie mich erkannt?«
    »Sie scheinen ziemlich bekannt zu sein«, erklärte er. »Diese Geschichte auf Deepsix im letzten Jahr… vermutlich bittet man Sie, wo Sie auch gehen und stehen, um ein Autogramm.«
    Er war von vollendeter Höflichkeit, und doch lag eine gewisse Grobschlächtigkeit in seiner Haltung. Er schien sich des Eindrucks, den er auf andere machte, bewusst zu sein, und er arbeitete ein bisschen zu hart an einem möglichst würdevollen Auftreten zu bewahren. Das führte letztlich dazu, dass er irgendwie gestelzt und langweilig wirkte, wie Hutch fand. Was er auch sagte, es wirkte einstudiert auf eine Weise, als könnte er sich doch nicht mehr an den genauen Text erinnern. »Ich bin ein Freund von George«, sagte er.
    Hutch hatte sich die Passagierliste noch gar nicht angesehen. »Sind Sie ein Mitglied der Gesellschaft Kontaktsuchender, Mr Culp?«, erkundigte sie sich, ehrlich bemüht, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie die Gesellschaft und ihre Ziele tatsächlich für ziemlich albern hielt.
    Aber er merkte es doch. Der Mann war scharfsichtiger, als er aussah. »Ich bin der Generalsekretär«, räumte er ein. »Und, bitte, nennen Sie mich Herman.«
    »Ah«, machte sie. »Da müssen Sie ziemlich viel zu tun haben, Herman.«
    Er nickte und sah sich zu einem der leeren Stühle um. »Kann ich Sie überreden, sich zu mir zu setzen, Captain?«
    Hutch lächelte. »Danke«, entgegnete sie. Sie aß nicht gern allein, aber Herman sah nicht gerade nach einem unterhaltsamen Tischpartner aus. Trotzdem nahm sie Platz, während sie im Stillen feststellte, dass die Mission schon jetzt nach einer arg langwierigen Geschichte roch.
    »Ich habe George bereits gesucht«, erzählte Herman.
    »Nun, ich bin ihm noch nicht begegnet«, antwortete Hutch.
    Das schien ihn ein wenig aus der Spur zu bringen. »So?« Dann verstummte er, offenbar auf der Suche nach einem Thema, das auf beiderseitiges Interesse stoßen dürfte. »Werden wir planmäßig aufbrechen?«, erkundigte er sich schließlich.
    »Soweit ich weiß, schon.« Der Kellner kam an ihren Tisch und nahm ihre Bestellung entgegen. Eine blaue Giraffe und ein Stück gebackenen Käse.
    »Ich

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