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Choral des Todes

Titel: Choral des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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dran.«
    »Sagt dir das nichts?«
    »Zero!«
    Er klimperte noch immer auf der Tastatur und rückte seine Brille zurecht:
    »Welche spirituelle Ausrichtung? Evangelisch? Synkretistisch? New Age? Orientalisch? Heilkundlich? Ufologisch? Alternativ?«
    »Eher christlich.«
    »Welcher Zweig? Katholiken? Protestanten? Apokalyptiker?«
    »Sie werden mit den Amish verglichen. Aber ihre Glaubenslehre scheint wirklich einzigartig zu sein.«
    »Das kenn ich schon. Sie haben alle ihre kleine Originalität. Üben sie eine Erwerbstätigkeit aus?«
    »In Chile betrieben sie Landwirtschaft und Bergbau. Vielleicht haben sie auf französischem Territorium einen dieser Erwerbszweige fortgeführt.«
    Dalhambro spielte noch immer auf der Tastatur und klickte dann auf »Absenden«. Der Computer surrte mehrere Sekunden lang.
    »Nichts.«
    »Sicher?«
    »Absolut. Mit deinen Informationen hätte das Programm etwas finden müssen. Ihr seid auf dem Holzweg, Jungs. Es gibt in Frankreich nichts, was auch nur annähernd zu euren Angaben passt.«
    Die Partner blieben stumm. Kasdan wusste, dass Volokine das Gleiche wie er dachte. Nach diesem Treffen hatten sie ihre Munition verschossen. Nur noch ein Weihnachten, das sie nichts anging. Und eine Erschöpfung, so schwer wie die Masse eines kalten Sterns.
    Sie standen auf. Dalhambro nestelte eine Schachtel Gitanes aus der Tasche seiner Jogginghose und bot sie seinen Gästen an, doch sie lehnten ab. Dann stieg er über die Geschenke hinweg, öffnete das große Fenster und zündete sich eine Zigarette an. Er streckte seinen rechten Arm nach draußen und fächelte kräftig mit der linken Hand, um den Rauch zu vertreiben.
    »Mein Riecher sagt mir, dass ihr auf der falschen Fährte seid. Wir sprechen hier über schwere Verbrechen – Morde, Gewalttaten, Gehirnwäsche. Es hätte mit Sicherheit Anzeigen gegeben. Eure Typen sind nicht in Frankreich.«
    »Kannst du trotzdem nachbohren?«, fragte Volokine. »Vielleicht haben sie ihren Namen gewechselt. Vielleicht haben sie sich einen ehrbaren Anstrich gegeben. Vielleicht sind sie unter dem Namen einer landwirtschaftlichen Genossenschaft oder einer Bergwerksgesellschaft verzeichnet …«
    »Mann«, sagte Dalhambro, während er seine Zigarette weiterhin nach draußen hielt, »das sind Sekten, keine genetisch veränderten Organismen.«
    »Du weißt, was ich meine.«
    Nach einigen Zügen nahm Dalhambro eine kleine Blechdose aus seiner Tasche, in der er seine Kippe ausdrückte. Er schloss die Dose wieder, steckte sie in die Tasche, griff hinter einem Vorhang nach einem Duftspray, versprühte ein paar Wölkchen im Wohnzimmer und schloss das Fenster. Madame Dalhambro schien nicht gerade ein Musterbeispiel der Toleranz zu sein.
    »Also, Kumpels«, sagte er schließlich, in die Hände klatschend, »ich will euch dann mal nicht länger stören, wie man so sagt. Meine Jungs werden in zwei Stunden aufwachen, und ich werde den Morgen damit verbringen, Spielsachen, von denen ich keine Ahnung habe, zusammenzubauen. Vorher würde ich ganz gern noch ein bisschen schlafen …«
    Der Russe ließ nicht locker:
    »Könntest du noch mal nachhaken?«
    »Mal sehen …«
    »Heute?«
    »Alles, was ich tun kann, ist, bei anderen europäischen Ländern nachzuhaken. Interpol hat eine Abteilung für Sekten. Ich werde ihr Programm konsultieren. Aber ich kann niemanden anrufen, nicht heute.«
    Dalhambro wollte sie zur Tür drängen, doch Volokine rührte sich nicht vom Fleck. Er schien am Boden festgewurzelt zu sein. Seine Beharrlichkeit hatte etwas Ergreifendes.
    »Hast du nie von satanistischen Sekten gehört, die Morde propagieren?«
    »Nein, nicht in Frankreich. Hier machen die Satanisten nur ihre harmlosen Spielchen. Und das gilt auch für andere Länder. Man muss schon zu Charles Manson in den USA zurückgehen. Oder nach Mexiko, wo die Sangria praktiziert wird. Oder auch nach Südafrika, wo noch immer Hexerei betrieben wird. Ein bisschen weit von uns weg, oder?«
    Dalhambro öffnete die Eingangstür und sagte, begleitet von einer unmissverständlichen Geste: »Schönen Abend noch.«
    Innerhalb weniger Sekunden waren sie draußen.
    Innerhalb weniger Sekunden waren sie im Nichts.

KAPITEL 55
    »Bist du deiner Sache sicher?«
    »Nein, ich will’s überprüfen.«
    Volokine hatte darauf bestanden, sich ans Steuer zu setzen. Sie fuhren über die Autobahn A86 in Richtung Porte de Gennevilliers. Der Russe krümmte sich über dem Lenkrad, als wollte er es verbiegen. Gleich nach ihrem Besuch

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