Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
Dampfschwaden wirbelten auf und breiteten sich rasch überall aus, als die Schwingen die Luft aufwühlten.
Die Flugsaurier hatten ungefähr die Größe eines Adlers, aber ihre Flügelspanne war kürzer als die des Vogels oder des ausgestorbenen Pteranodons. Von dem Vampir erschaffen, um die Kammer zu bewachen und Feinde abzuwehren, flogen die Fleischfresser auf Destiny zu und hackten mit ihren scharfen Schnäbeln nach ihr.
Sie war neben einem brodelnden Wasserbecken gelandet. Jetzt drückte sie sich eng an die Höhlenwand, da sie wusste, dass sie eine leichte Beute für die kreischenden Vögel wäre, wenn sie sich zu weit hinauswagte. Der Lärm war eine Folter für ihre Ohren, aber sie versuchte nicht, die Lautstärke mittels ihrer übernatürlichen Fähigkeiten zu reduzieren, da ihr nicht einmal das leiseste Geräusch in der Höhle entgehen durfte. Sie schlug einem Vogel so hart aufs Genick, dass er abstürzte, während sie mit einem Satz über den Teich sprang, um den Vampir zu erwischen, der vor ihr davonkroch.
Destiny landete auf beiden Füßen, aber irgendetwas trat sie ans linke Bein und stieß es unter ihr weg, sodass sie zur Seite taumelte. Im selben Moment änderte der Vampir seine Richtung und kam zu ihr zurück. Sein Gesicht war eine hasserfüllte Fratze, und sein fauliger Atem wehte sie an. In der Faust hielt er das blutige Messer, das er sich aus der Brust gezogen hatte.
Destiny wirbelte zu ihm herum und griff nach seinem Handgelenk. Er war verwundet und hatte viel Blut verloren, sodass sie davon ausgehen konnte, die Stärkere von beiden zu sein. Sie packte ihn und verdrehte seine Hand nach hinten. Indem sie sich duckte, um den Krallen auszuweichen, die nach ihrem Gesicht hieben, stieß sie das Messer ein zweites Mal in seine Brust.
Der Vampir brüllte vor Wut und zerrte an dem Messer. Destiny, die mit einem zweiten Angriff von hinten rechnete, fuhr blitzschnell herum. Eine riesige Echse stieg aus dem brodelnden Wasser. Von ihren gewaltigen Kiefern tropfte Speichel, und ihr langer Schwanz, der Destiny eben ans Bein gepeitscht war und sie zur Seite gestoßen hatte, schwang bedrohlich hin und her. Das Tier, das mit seinen krallenbewehrten Füßen und dem eigenartig schwankenden Gang an einen Komodo-Waran erinnerte, schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zu. Destiny blieb keine Zeit, dem Vampir das Herz aus der Brust zu reißen; sie musste sich in Luft auflösen und in Form winziger Moleküle durch die giftigen Schwaden treiben, um sich zu retten.
Der Dampf in der Kammer war dicht und schwer und schien eine eigene Art von Falle zu sein, die sie bisher nicht kannte. Er schien sich sofort um Destiny zu legen und sie wie ein ausgetrockneter Schwamm aufzusaugen. Panik stieg in ihr auf, gleichzeitig mit der jähen Erkenntnis, dass sie unbedacht gewesen war und jetzt in der Falle saß.
Nimm die Gestalt eines der Vögel an. Nicolaes magische Stimme war ruhig und beschwichtigend. Und sehr nah.
Destiny befolgte seinen Rat sofort, wobei sie das Bild des Vogels eher seinem Bewusstsein als ihrem eigenen entnahm.
Ihr war nicht klar, dass sie automatisch mit ihm in Verbindung getreten war und ihm ihre gefährliche Lage mitgeteilt hatte, indem sie ihm erlaubt hatte, die Höhle und die Falle durch ihre Augen zu »sehen«. Wie die anderen bizarren Raubvögel schlug auch sie hektisch mit den Flügeln und kreischte laut, ließ aber den Vampir unten am Boden keine Sekunde aus den Augen.
Zu ihrem Entsetzen nahm das riesige Reptil menschliche Gestalt an und wurde zu einem großen, dünnen Mann mit Hakennase und ergrauendem Haar. Nachlässig streckte er eine Hand nach dem anderen Vampir aus und half ihm auf die Beine. Nicolae, der geistig vollständig mit Destiny verschmolzen war, wurde ganz still. Vampire waren manchmal zusammen unterwegs, aber sie benutzten einander und waren jederzeit bereit, den anderen zu opfern. In all den langen Jahrhunderten seiner Kämpfe hatte Nicolae nie erlebt, dass ein Vampir einem anderen uneigennützig half.
»Kommen Sie, meine Liebe, ich bin diese kleine Scharade allmählich leid«, sagte der größere der beiden Vampire. Er klatschte in die Hände, und die Vögel fielen herab und versanken in den brodelnden Wasserbecken. »Vernon braucht Blut. Ich denke, Sie sollten ihm geben, was er benötigt. Schließlich sind Sie für seine missliche Lage verantwortlich.«
Destiny ließ sich auf den Boden gleiten und nahm dabei wieder ihre natürliche Gestalt an. »Wie ich sehe, ist es
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