Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
während er schwerfällig näher kam. »Wo ist Helena? Ich brauche sie, MaryAnn. Gib sie mir zurück.«
Destiny drang in sein Bewusstsein ein. Es wurde von dem unerschütterlichen Entschluss beherrscht, an Helena heranzukommen. Er hatte keinen festen Plan, keine Vorstellung, was er tun würde, wenn er sie fand, nur das übermächtige Verlangen, bei ihr zu sein. Destiny konnte die Gewalt fühlen, die tief in seinem Innern verankert war, aber keinen Hinweis auf den Vampir.
»Helena ist gut aufgehoben. Das weißt du, John Paul. Du wolltest doch selbst, dass sie geht, erinnerst du dich noch? Du wolltest sie in Sicherheit wissen.« MaryAnn sprach entschlossen, aber trotzdem freundlich.
John Paul schüttelte energisch den Kopf. »Gib sie mir zurück.« Er schob einen schweren Polstersessel beiseite und trat näher. Noch immer schaute er Destiny nicht an; er schien nicht einmal zu bemerken, dass noch jemand im Raum war.
John Paul ging so dicht an ihr vorbei, dass seine Jacke Destinys Schulter streifte. Sie räusperte sich probeweise, um seine Aufmerksamkeit zu erregen, aber er War völlig auf MaryAnn fixiert.
»Ich habe dir Helena nicht weggenommen, John Paul. Sie braucht etwas Zeit für sich, um über alles nachzudenken. Weißt du nicht mehr, wie du mit ihr in dieses Büro gekommen bist? Ihr habt beide geweint. Du hast mich gebeten, mich um sie zu kümmern, und diese Bitte habe ich erfüllt.«
Ohne Vorwarnung ließ John Paul seine schwere Faust auf den Schreibtisch sausen und fegte Papiere und eine Lampe herunter. Die Lampe flog quer durchs Zimmer, prallte an die Wand und zerbrach. Winzige Glassplitter fielen wie Regentropfen auf den Teppich. John Pauls Aufmerksamkeit wurde sofort auf die glitzernden Scherben gelenkt.
»MaryAnn, geh bitte ganz langsam ins Nebenzimmer«, sagte Destiny leise. »Er steht unter einer Art Zwang, und irgendetwas an den Glasscherben scheint der Auslöser zu sein.« Sie konnte in ihm nichts anderes als das jähe Verlangen nach Gewalt entdecken, das Bedürfnis, alles und jeden in seiner Nähe zu packen und an die Wand zu schleudern, und dazu ein stetiges Rauschen in seinem Kopf. Das laute Geräusch war zunächst alles, was sie ausmachen konnte, als er nach ihr ausholte, doch Destiny wich seinen schwingenden Fäusten mit atemberaubender Geschwindigkeit aus und konzentrierte sich auf die Laute in seinem Bewusstsein.
John Paul hieb mit einer Faust in die Wand und riss ein großes Loch hinein. Feine Risse zogen sich vom Boden bis zur Decke und rund um die Öffnung herum.
MaryAnn stöhnte. »Reparaturen! O nein, Reparaturen sind so teuer!«
John Pauls Kopf fuhr herum, als er MaryAnns Stimme hörte; er zog die Augenbrauen zusammen und schwang erneut die Fäuste.
Destiny tippte auf seinen breiten Rücken, um ihn von MaryAnn abzulenken. »He, Freundchen, ich dachte, du wolltest mit mir tanzen. Ich bin der eifersüchtige Typ.«
Hör auf, deine Spielchen mit ihm zu treiben, Destiny. Wenn dieser Vollidiot noch einmal Hand an dich legt, reiße ich ihn in kleine Stücke. Ich finde das ganz und gar nicht amüsant, und ich mache keine Scherze.
Trotz Nicolaes grimmiger Stimme hätte Destiny beinahe gelacht. Armer Kerl! Ich will doch nicht eng mit ihm tanzen. Kein Grund zur Eifersucht! Sie duckte sich vor John Pauls Faust und schlüpfte aus seiner Reichweite, blieb aber nah genug, um ihn von ihrer Freundin abzulenken.
»Was soll ich tun? Soll ich die Polizei rufen?«, fragte MaryAnn nervös und fuhr erschrocken zusammen, als John Paul wieder versuchte, bei Destiny einen Treffer zu landen.
»Nein. Und sag jetzt nichts. Er soll sich nur auf mich konzentrieren.« Destiny war damit beschäftigt, den Kode in John Pauls Kopf zu entziffern. Für einen Mann von seiner Statur war er sehr schnell, aber sie war viel schneller und befürchtete nicht, von ihm getroffen zu werden. Das Lärmen in seinem Kopf war beinahe unerträglich: lautes Brüllen und Knurren, schrille Pfiffe und Schreie. Ein Summen wie von einem Bienenschwarm. Destiny trennte die Geräusche und filterte sie, während sie knapp außerhalb der Reichweite John Pauls durch das kleine Büro flitzte.
Irgendetwas hat diese Geräusche in seinen Kopf gesetzt, und es hat keine natürliche Ursache. Wie immer wandte sie sich an Nicolae.
Nicht etwas, sondern jemand. Er ist programmiert worden wie ein Zeitzünder. Wenn splitterndes Glas der Auslöser ist, was ist das Ziel? Welches Motiv steht hinter dieser Gewalttätigkeit?
Jetzt konnte sie es hören,
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