Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
sich abrupt neben MaryAnn. »War dieser Arzt ungehörig dir gegenüber? Hat er dich ...?«
»Unsittlich berührt? Ja. Und er ist ein schleimiger kleiner Wurm mit einem charmanten Lächeln und einem hübschen Gesicht. Anscheinend haben einige Frauen seine Annäherungsversuche begeistert aufgenommen und Ja gesagt. Ich war nicht begeistert und habe auch keinen Hehl daraus gemacht. Er war der Meinung, dass mir Hypnose helfen würde, und empfahl mir, es damit zu versuchen. Was für ein Widerling!«
»Hast du ihn denn nicht angezeigt?«
MaryAnn senkte den Kopf. »Außer uns war niemand im Raum. Diese Art Anschuldigung gegen einen Arzt mit seinem Ruf und seinem Geld zu erheben ist riskant. Ich wollte meine Arbeit hier nicht gefährden. Ich bin einfach nie wieder zu ihm gegangen.«
»Ich frage mich, ob John Paul ihn schon mal konsultiert hat. Oder Martin. Und vor ihnen Blythe Madison.«
»Wenn Harry sein Cousin ist, wäre es doch ganz natürlich, dass er ihn bittet, sich seine Frau einmal anzuschauen, oder?«, überlegte MaryAnn laut.
Destiny neigte immer noch eher zu der Annahme, dass ein Vampir der Schuldige war. Die ganze Zeit waren ihre Überlegungen in diese Richtung gegangen. Die Legionen von Untoten mussten etwas damit zu tun haben. Wer es auch sein mochte - für Destiny war derjenige, der hinter diesen bizarren Charakterabweichungen steckte, jemand, der Menschen zum Vergnügen und völlig bewusst quälte und verletzte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein Mensch zu solchen Untaten fähig war. Dämonen waren Vampire, keine Menschen.
Nicolae war sofort bei ihr, Er spürte, dass ihre Überlegungen an den Fundamenten ihres Weltbildes rüttelten. Seine Arme hielten sie fest, sein Körper schirmte sie ab, sein Bewusstsein war mit ihrem verbunden. Nicolae, ihr Halt. Er war immer bei ihr. Sie konnte stets auf ihn zählen, trotz der Dunkelheit, die in seinem Inneren lauerte und die er fast sein ganzes Leben lang bekämpft hatte. Trotz des schlechten Blutes, das jetzt in seinen Adern floss, war Nicolae gut.
Nicolae. Sie hauchte seinen Namen in einem jähen Aufwallen von Liebe. Er gab ihr langsam ihr Leben zurück, Stück für Stück. Und die ganze Zeit war er bei ihr, um sie zu trösten und zu stärken. So war es schon immer gewesen.
»Destiny?« MaryAnns Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Wenn der Doktor etwas damit zu tun hat... wenn er wirklich irgendetwas Schlimmes mit Helena und John Paul, Martin und Tim und Vater Mulligan angestellt hat ... und die arme Blythe jetzt in einem Krankenhaus lebt und davon überzeugt ist, den Verstand verloren zu haben ... Ich hätte es verhindern können. Ich hätte ihn anzeigen müssen. Was ist, wenn ich ihn hätte aufhalten können?« Sie kauerte auf dem Boden und sah völlig verloren aus.
»Nein! Was denkst du denn da, MaryAnn?« Destiny zog ihre Freundin an sich und umarmte sie stürmisch. »Du solltest es besser wissen, statt so einen Unsinn zu reden. Wie kannst du für etwas verantwortlich sein, das sich irgendein Irrer einfallen lässt? Wir wissen nicht einmal, ob der Doktor irgendetwas mit diesen Vorfällen zu tun hat. Wir haben noch längst nicht alle Fakten beisammen, aber selbst wenn er mit einem Zauberstab wedelt und das ganze Viertel verhext, kannst du nichts dafür.«
»Du klingst genauso wie ich. Das ist in der Theorie alles gut und schön; wenn ich ihn angezeigt hätte, wäre er vielleicht nicht in der Lage gewesen, meine Freunde zu manipulieren.«
»Oder, was viel wahrscheinlicher ist, er hätte seine Tätigkeit in eine andere Gegend verlagert, wo niemand einen Unterschied bei den Leuten bemerkt hätte. Verstehst du, MaryAnn ? In diesem Viertel stehen sich die Leute so nahe, dass sie nicht ohne Weiteres akzeptieren, wenn jemand wie John Paul, der Helena so sehr hebt, auf einmal auf sie losgeht und sie zusammenschlägt. Sie dulden es nicht, dass Martin Vater Mulligan überfällt. Alle haben begonnen, einander zu beobachten, und versucht, eine Erklärung für diese Vorfälle zu finden.«
»Du musst herausfinden, wer dafür verantwortlich ist, und es beenden, hörst du?«, bat MaryAnn sie.
Destiny umarmte sie noch einmal. »Genau das habe ich vor.«
Kapitel 17
Nicolae wartete, lässig ans Geländer gelehnt, vor dem Büro auf sie. Destiny blieb stehen, um seine hochgewachsene, schlanke Gestalt anzuschauen. Eine leichte Brise bauschte sein langes, seidiges Haar, der Mond warf einen silbrigen Schimmer auf die Ecken und Kanten seines Gesichts und betonte
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