Christine Feehan - Karpatianer 13 - Dunkler Ruf des Schicksals
versuchte, eine strenge Miene aufzusetzen. Das fröhliche Zwinkern in seinen Augen zerstörte seine Glaubwürdigkeit als Schauspieler jedoch.
»Na schön, ich denke, wir können Sie und Ihren Wein streichen, aber ich habe eine Frage«, sagte Destiny. »Erinnern Sie sich, ob an dem Abend, als Martin die Armenkasse an sich nahm, Glas zerbrochen ist? Bevor er gewalttätig wurde, meine ich.«
Vater Mulligan runzelte die Stirn. »Merkwürdig, dass du es erwähnst, mein Kind. Ich sprach mit Tim, und er erzählte mir, dass er Martin an jenem Abend eine Medizin gegeben hätte. Das Wasserglas fiel auf den Boden, als Martin es ihm zurückgab. Tim sagte, Martin hätte einfach die Scherben angestarrt, ihn aus dem Weg gestoßen und die Wohnung verlassen. Offensichtlich kam Martin direkt von ihrer Wohnung hierher.«
»War Martin jemals in der kleinen Klinik in der Nähe von MaryAnns Büro?«
»Ja. Es gibt da einen Arzt, der zweimal im Monat kommt. Er ist angeblich eine Koryphäe auf dem Gebiet der Schmerzbekämpfung. Martin hatte vor ein paar Jahren einen furchtbaren Unfall, bei dem er sich alle möglichen Knochen gebrochen und sich am Rücken verletzt hat. Er ging zu dem Arzt, um sich helfen zu lassen, und es schien auch etwas zu bringen. Aber Tim meinte, es sei zu einer Auseinandersetzung gekommen, und Martin wollte danach nicht mehr in die Klinik gehen. Ein Jammer, denn seine Schmerzen waren während der Behandlung unter Kontrolle.«
»Wissen Sie zufällig, worum es bei dieser Auseinandersetzung ging?«, fragte Destiny. Als sie sah, dass der Priester zögerte, fügte sie hinzu: »Ich würde nicht fragen, aber ich glaube, dieser Arzt könnte irgendetwas mit den Vorfällen zu tun haben. Je mehr Informationen ich habe, desto leichter wird es sein, die Sache aufzuklären.«
»Es war etwas Geschäftliches. Wie ihr wisst, planen Tim und Martin eine Wohnanlage für ältere Mitbürger. Sie versuchen, etwas wirklich Einmaliges daraus zu machen, komfortabel und sicher und trotzdem erschwinglich. Es geht dabei um sehr viel Geld. Der Doktor wollte für ein hohes Honorar eine Beratertätigkeit übernehmen. Martin hörte zufällig, wie er einen älteren Patienten behandelte, und fand seine Art grob und beleidigend. Ich habe von älteren Menschen etliche Klagen über seine Art der Behandlung gehört, und als Martin mich nach meiner Meinung fragte, sagte ich ihm, was mir einige meiner Gemeindemitglieder erzählt hatten.«
»Und bei seinem nächsten Termin teilte Martin dem Doktor vermutlich höflich mit, dass man auf seine Dienste verzichten würde«, schlussfolgerte Destiny nachdenklich.
»Ich möchte keinen falschen Eindruck vermitteln«, erklärte Vater Mulligan. »Der Doktor kann vielleicht nicht besonders gut mit älteren Menschen umgehen, aber anderen hat er wirklich sehr geholfen. Ich weiß, dass er regelmäßig die arme kleine Blythe Madison besucht. Ich sehe ihn immer gehen, wenn ich zu ihr komme.«
»Ist Blythe eine attraktive Frau?«, wollte Nicolae wissen.
»Außerordentlich attraktiv«, antwortete Vater Mulligan.
»Wie Helena«, stellte Destiny fest. »Ist Harry wirklich so verrückt nach seiner Frau, wie alle behaupten?«
»Absolut«, antwortete Vater Mulligan. »Er ist am Boden zerstört. Es vergeht kein einziger Tag, an dem er sie nicht im Krankenhaus besucht. Er hat sie gebeten, wieder zu ihm nach Hause zu kommen; doch er sagt, dass sie sich immer mehr von der Welt zurückzieht.«
»Vielleicht sollten wir ihm einen kurzen Besuch abstatten«, meinte Nicolae. Er hob eine Hand, als Vater Mulligan protestieren wollte. »Keine Sorge, er wird nicht einmal merken, dass wir da sind.«
»Danke, dass Sie sich um Sam kümmern, Vater Mulligan«, sagte Destiny. »Tut mir leid, dass ich ihn hier abliefern musste.«
»Das macht doch nichts. Nicolae hat dazu beigetragen, dass die Sozialarbeiter den Fall genauso sehen wie ich. Ich denke also, dass Sams Zukunft gesichert ist, nicht zuletzt dank eines Fonds, den Nicolae für ihn gegründet hat. Bei dem Ehepaar, das ihn aufnehmen will, handelt es sich um ganz wundervolle Menschen, und wir kommen mit dem Papierkram und den Behördengängen ganz zügig voran.«
Nicolae. Immer wieder lief alles auf ihn hinaus. Auf seine Fähigkeit, an alles zu denken, kein Detail zu vergessen. Aus irgendeinem Grund wurde Destiny auf einmal feuerrot und senkte den Kopf, um ihre Gedanken vor dem Priester zu verbergen. Doch es gab keine Möglichkeit, sie vor Nicolae zu verbergen.
Details sind wichtig,
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