Christmasland (German Edition)
würden sich gar nicht kennen.«
»Und wer hat deiner Meinung nach die Wahrheit gesagt?«, sagte Manx.
Die Frage traf Wayne unvorbereitet, und er musste einen Moment überlegen, ehe er antworten konnte. »Meine … Mutter.«
Manx schluckte den Speck hinunter und grinste. »Na siehst du. Das war doch gar nicht so schwer. Also gut. Deine Mutter wird sich sicher freuen, von dir zu hören.« Er beugte sich vor, um das Handy aus der Schublade zu nehmen, lehnte sich dann aber noch einmal zurück. »Ach so! Eine Kleinigkeit noch. Hat diese Maggie Leigh vielleicht eine Brücke erwähnt?«
Bei dieser Frage lief ein merkwürdiges Prickeln über Waynes Haut, und er dachte: Das darfst du ihm nicht verraten.
»Nein«, sagte er, ehe er Zeit hatte, darüber nachzudenken. Seine Stimme klang erstickt, so als wäre ihm ein Stück Toast im Hals stecken geblieben.
Manx sah ihn mit einem hinterhältigen Lächeln an. Dann setzte er einen Fuß aus dem Wagen und erhob sich. Zugleich schlug die Schublade mit dem Handy mit einem lauten Knall zu.
»Ich meine, ja! «, rief Wayne und packte Manx am Arm. Durch die plötzliche Bewegung fiel der Teller von seinem Schoß, und Rührei und Toast landeten auf dem Boden. »Ja, okay? Sie hat gesagt, Mama müsse erneut nach Ihnen suchen. Sie hat gefragt, ob sie immer noch ihre Brücke benutzen kann.«
Manx hielt inne und betrachtete belustigt Waynes Hand auf seinem Arm.
»Ich dachte, wir hätten vereinbart, dass du mir von Anfang an die Wahrheit sagst?«
»Das habe ich ja! Ich hatte es nur einen Moment lang vergessen. Bitte!«
»Du hast vergessen, mir die Wahrheit zu sagen?«
»Es tut mir leid!«
Manx wirkte nicht verärgert. Er sagte bloß: »Also gut. Es war lediglich ein kleiner Ausrutscher. V ielleicht kann ich dir ja trotzdem erlauben, einen Anruf zu machen. Aber ich werde dir noch eine Frage stellen, und ich möchte, dass du nachdenkst, bevor du antwortest. Und wenn du antwortest, will ich, dass du mir die absolute Wahrheit sagst. Hat Maggie Leigh etwas darüber gesagt, wie deine Mutter zu der Brücke gelangen würde? Hat sie vielleicht ein Fahrrad, ein Auto, ein Motorrad oder ein anderes Gefährt erwähnt?«
»Sie … sie hat nichts von einem Fahrrad erzählt. Wirklich nicht, ich schwöre es!« Manx hatte sich inzwischen aus Waynes Griff be freit. »Und von der Triumph hat sie, glaube ich, nichts gewusst.«
Manx zögerte. »Die Triumph?«
»Mamas Motorrad. Erinnern Sie sich? Die Maschine, die sie die Straße entlanggeschoben hat? Sie hat wochenlang daran gearbeitet, Tag und Nacht.«
Manx’ Blick wirkte kühl und nachdenklich. Sein Gesichtsausdruck wurde weicher. Er biss sich mit den Schneidezähnen auf die Unterlippe.
»Aha! Deine Mutter hat sich also ein neues Gefährt gebaut. Ich hatte schon so etwas geahnt, als ich sie mit dem Motorrad gesehen habe. Und diese Maggie Leigh – die besitzt wahrscheinlich auch ein eigenes Gefährt. Oder zumindest weiß sie über die Menschen Bescheid, die auf den anderen Straßen reisen. Ich hätte da noch ein paar Fragen, aber die sollte ich Ms. Leigh wahrscheinlich am besten selbst stellen.« Manx’ griff in seine Tasche, holte den Ausdruck des Zeitungsartikels über Nathan Demeter heraus und hielt ihn Wayne hin. Manx tippte auf den Briefkopf oben auf dem Zettel:
ÖFFENTLICHE BIBLIOTHEK
HIER, IOWA
»Hier werden wir uns anschauen!«, sagte Manx. »Zum Glück liegt es auf dem Weg!«
Waynes Atem ging schnell, als hätte er gerade einen Dauerlauf hinter sich. »Ich will meine Mutter anrufen!«
»Nein«, sagte Manx. »Wir hatten eine Abmachung. Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Mir klingeln noch die Ohren von der Lüge, die du mir auftischen wolltest. Tja, es tut mir leid, aber du musst wohl noch lernen, dass man mir so leicht nichts vormacht!«
»Nein!«, schrie Wayne. »Ich habe Ihnen doch alles erzählt, was Sie wissen wollten! Sie haben es versprochen! Sie haben gesagt, Sie würden mir noch eine Chance geben.«
»Ich habe gesagt, vielleicht würde ich dir trotzdem erlauben, einen Anruf zu machen, wenn du mir die Wahrheit über das Gefährt deiner Mutter erzählst. Aber du hast ja nichts darüber gewusst. Außerdem habe ich nicht gesagt, dass du den Anruf heute machen darfst. Wir werden bis morgen warten müssen. Und derweil hast du eine wichtige Lektion gelernt, Wayne: Lügen haben kurze Beine!«
Er schloss die Tür, und die V erriegelung sprang nach unten.
»Nein!«, schrie Wayne noch einmal, aber Manx hatte sich bereits
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