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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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seines V aters, wobei er ganz kurz den alten Lou vermisste, der den tröstlichen Leibesumfang eines Bären gehabt hatte.
    »Tut mir leid«, flüsterte er, seine Stimme erstickt, fremdartig. Er strich sich mit der Zunge über den Gaumen, konnte seine verborgenen Zähne jedoch nicht mehr ertasten – und verspürte sofort eine solche Erleichterung, dass er sich an seinem V ater festhalten musste, um nicht umzufallen. »Tut mir leid, Papa. O Papa. Es tut mir so leid.« Jeder Atemzug wurde zu einem Schluchzen.
    »Was denn?«
    »Weiß nicht. Die Heulerei. Jetzt bist du voller Rotz.«
    »Für Tränen muss sich niemand entschuldigen, Großer.«
    »Mir ist übel.«
    »Ja. Ja, ich weiß. Schon gut. Weißt du, woran du leidest? Am Menschsein.«
    »Kann man daran sterben?«, wollte Wayne wissen.
    »Ja«, sagte Lou. »Das endet tödlich, immer.«
    Wayne nickte. »Okay. Dann ist ja gut, oder?«
    Hinter ihnen, weit weg, hörte Wayne Tabitha Hutters klare, ruhige Stimme, die nach Namen fragte und den Kindern erklärte, dass alles in Ordnung war und sie sich um sie kümmern würde. Als Wayne sich umdrehte, waren es etwa schon ein Dutzend Kinder, und die übrigen waren wahrscheinlich schon unterwegs, würden unter den Bäumen hervorkommen und das weiße Rauschen hinter sich lassen.
    Er hörte manche von ihnen schluchzen. Ein Mensch zu sein war offenbar ansteckend.
    »Papa«, sagte Wayne. »Wenn du nichts dagegen hast, lassen wir Weihnachten dieses Jahr ausfallen, ja?«
    »Wenn der Weihnachtsmann versucht, unseren Kamin runterzuklettern, dann verpass ich ihm einen Tritt in den Arsch«, sagte Lou. » V ersprochen.«
    Wayne lachte. Es klang mehr wie ein Schluchzen. Aber das war okay.
    Drüben auf der Landstraße näherte sich das wilde Aufheulen eines Motorrads. Im ersten Moment glaubte Wayne, es könnte seine Mutter sein. Schließlich waren die Kinder von den Toten zurückgekehrt, vielleicht war jetzt sie an der Reihe. Aber es war nur irgendein V errückter, der seine Harley spazieren fuhr. Sie raste mit einem ohrenbetäubenden Brüllen vorbei, Chrom blitzte in der Sonne. Es war Anfang Oktober, aber wenn man direkt in der Morgensonne stand, war es immer noch warm. Der Herbst war da, und der Winter würde folgen, aber vorerst war das Wetter noch schön genug für eine Spritztour.
    *
    begonnen am 4. Juli 2009
    beendet über die Ferien 2011
    Joe Hill, Exeter, New Hampshire

Danksagung
    DIE LISTE DER ARTIGEN
    Falls Ihnen dieses Buch Spaß gemacht hat, verdanken Sie das zu einem guten Teil meiner Lektorin Jennifer Brehl bei William Morrow, die mich auf die Geschichte in der Geschichte hingewiesen hat. Falls Sie enttäuscht waren, ist das ganz meine Schuld.
    Gabriel Rodríguez ist einer meiner Brüder. Ihm Liebe und Dank für die Illustrationen, die Freundschaft und seine V isionen. Wenn ich mich verirre, kann ich stets darauf vertrauen, dass Gabe mir eine Karte zeichnet.
    Im Sommer 2009 habe ich angefangen, an dieser Geschichte zu arbeiten, und zwar in der Garage meines Freundes Ken Schleicher. Ken hat an seiner 1978er Triumph Bonneville herumgebastelt und konnte ein zweites Paar Hände gebrauchen. Die wirklich tollen Abende weckten in mir den Wunsch, über Motorräder zu schreiben. Mein Dank gilt dem ganzen Schleicher-Klan, der mir sein Heim und seine Garage geöffnet hat.
    Die Arbeit an dieser Geschichte endete, nachdem meine Mutter sie gelesen und mir erklärt hatte, sie würde ihr gefallen, nur dass das Schlusskapitel so nicht stimmig sei. Sie hatte recht. Wie meistens. Ich habe die letzten fünfzehn Seiten rausgeworfen und etwas Besseres geschrieben. Tabitha King ist eine starke Kreative, und sie hat mir beigebracht, Wörter zu lieben, nach ihrer verborgenen Bedeutung zu suchen und auf ihre geheime Geschichte zu lauschen. Was noch viel wichtiger ist: Durch ihr Beispiel hat sie mich gelehrt, ein guter V ater zu sein: mehr zuzuhören als zu reden, aus lästigen Pflichten ein Spiel (oder eine Meditation) zu machen, dafür zu sorgen, dass die Kids ihre Fingernägel schneiden.
    Zwischen dem Anfang und dem Ende der Arbeit habe ich mit meinem V ater eine Spritztour mit dem Motorrad unternommen. Er fuhr mit seiner Harley, ich mit meiner Triumph. Er erklärte mir, mein Motorrad sei schon ganz okay, auch wenn sich der Motor wie eine Nähmaschine anhörte. Alle Harley-Fahrer sind Snobs. Es war eine unbeschwerte Zeit, wie ich ihm da auf abgelegenen Straßen hinterherfuhr, die Sonne auf den Schultern. V ermutlich folge ich schon mein ganzes Leben

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