Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
Vom Netzwerk:
musste sich gegen die Waschmaschine lehnen, um nicht umzufallen.
    Manx zerrte erneut an der Tür, und der Stiel des Wischmopps schlug gegen den Rahmen.
    Dann hielt er inne. Als er wieder an der Tür rüttelte, tat er es sanft, tastend.
    V ic hörte ihn husten. Sie glaubte außerdem, das Wispern eines Kindes zu vernehmen. Ihre Beine zitterten so heftig, dass sie zu Boden gestürzt wäre, wenn sie die Waschmaschine losgelassen hätte.
    »Jetzt sitzt du in der Falle, du kleine Brandstifterin!«, rief Manx durch die Tür.
    » V erschwinden Sie!«, schrie V ic.
    »Es ist ziemlich dreist, in das Haus eines Mannes einzubrechen und ihm dann zu sagen, er solle verschwinden!«, sagte Manx, aber es klang nicht verärgert. »Wahrscheinlich hast du Angst rauszukommen. Wenn du schlau wärst, würdest du dich eher davor fürchten, dort drinnen zu bleiben!«
    » V erschwinden Sie!«, schrie sie noch einmal, weil ihr nichts anderes einfiel.
    Er hustete wieder. Unten am Türspalt sah sie ein rotes Flackern, neben den beiden Schatten von Charlie Manx’ Füßen. Erneut war ein Wispern zu hören.
    »Kind«, sagte er. »Wenn dieses Haus niederbrennt, kümmert mich das überhaupt nicht. Ich habe noch andere V erstecke. Dieses hier ist sowieso nicht mehr zu gebrauchen. Komm raus. Komm raus, oder du wirst dort drinnen ersticken, und niemand wird jemals deine verbrannten Überreste identifizieren können. Öffne die Tür. Ich werde dir nichts tun.«
    Sie lehnte sich gegen die Waschmaschine und hielt sich mit beiden Händen daran fest. Ihre Beine zitterten immer noch wie wild.
    »Schade«, sagte Manx. »Ein Mädchen wie dich hätte ich gern mal kennengelernt. Jemand, der selbst auf den Straßen der Gedanken unterwegs ist. Es gibt nur wenige von unserer Art. Wir sollten voneinander lernen. Aber wie du willst. Du wirst jetzt etwas von mir lernen, was dir sicher nicht gefallen wird. Ich würde mich gern noch länger mit dir unterhalten, aber hier drinnen wird es ein bisschen warm! Ehrlich gesagt mag ich es lieber kühler. Ich bin fast so etwas wie ein Weihnachtswichtel!« Und wieder lachte er wiehernd .
    Etwas fiel in der Küche zu Boden. Das Poltern war dermaßen laut, dass V ic aufschrie und beinahe auf die Waschmaschine gesprungen wäre. Der Aufprall erschütterte das ganze Haus und ließ die Fliesen unter ihren Füßen erzittern. Einen Moment lang fürchtete sie, der Fußboden könnte einbrechen.
    Aber dann begriff sie, was Manx getan hatte. Er hatte den alten, klobigen Kühlschrank umgerissen, sodass er nun quer vor der Tür lag.
    *
    V ic stand eine ganze Weile an die Waschmaschine gelehnt da und wartete darauf, dass ihre Beine aufhörten zu zittern.
    Anfangs glaubte sie nicht, dass Manx wirklich verschwunden war. Sie hatte das Gefühl, dass er nur darauf wartete, dass sie sich gegen die Tür warf und darum bettelte, herausgelassen zu werden.
    Sie konnte das Knistern und Knacken des Feuers hören. Die Tapete verbrannte zischend, als würde jemand Kiefernnadeln auf ein Lagerfeuer werfen.
    V ic legte das Ohr an die Tür, um zu lauschen. Aber als ihr Kopf die Metalltür berührte, zog sie ihn mit einem Aufschrei wieder zurück. Die Tür war heiß wie eine Bratpfanne auf der eingeschalteten Herdplatte.
    Durch den linken Türspalt kroch schmutziger brauner Rauch herein.
    V ic zog den Wischmopp aus dem Türgriff und warf ihn beiseite. Sie wollte der Tür einen Schubser geben, um zu sehen, wie weit sie sie zur anderen Seite öffnen konnte – doch sie ließ den Türgriff augenblicklich wieder los und sprang zurück. Das gebogene Metall war genauso heiß wie die Tür selbst. V ic schüttelte ihre schmerzende Hand.
    Kurz darauf atmete sie Rauch ein. Er stank so ekelerregend nach geschmolzenem Plastik, dass sie sich unwillkürlich zusammenkrümmte und einen heftigen Hustenanfall bekam.
    Sie drehte sich im Kreis. Selbst dafür war in der Speisekammer kaum genügend Platz.
    Regale mit Fertiggerichten. Ein Eimer. Eine Flasche mit Ammoniak und eine mit Bleichmittel. Ein Stahlschrank, der in die Wand eingebaut war. Die Waschmaschine und der Trockner. Keine Fenster und auch keine weitere Tür.
    Irgendetwas explodierte im Nachbarraum. V ic bemerkte, dass die Luft wie in einer Dampfsauna immer dunstiger wurde.
    Sie blickte nach oben und sah, dass sich die weiße Decke über dem Türrahmen langsam schwarz färbte.
    Im Inneren des Trockners entdeckte sie ein altes weißes Spannbetttuch. Sie nahm es heraus, zog es sich über Kopf und Schultern und wickelte es

Weitere Kostenlose Bücher