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Christmasland (German Edition)

Christmasland (German Edition)

Titel: Christmasland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Hill
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am Kreuz oben in der Apsis. Der Heiland sah aus, als würde er in seinem winzigen Lendentuch frieren, deshalb zündete Bing ein Streichholz an und kleidete ihn in einen Mantel aus Flammen. Die heilige Maria sah mit traurigem Blick von einem Deckengemälde auf diese neuerliche Demütigung ihres Sohnes herab. Bing drückte zwei Finger gegen das Mundstück seiner Maske und warf ihr einen Luftkuss zu.
    Er hätte keine Sekunde gezögert, selbst die Mutter des Heilands mit Gas zu betäuben und zu töten, wenn er dafür eine Chance erhielt, zusammen mit Mr. Manx das zehnte Kind zu holen.
    Außerdem, was der Heilige Geist mit der Möse von Mutter Maria angestellt hatte, das könnte Bing viel besser, wenn er sie drei Tage im Haus des Schlafes für sich allein hätte.

    * Auf der Rückseite stand: Bitte aufbewahren. Kann eine Weile dauern. 9.

Gunbarrel, Colorado
    D ie Kinder riefen nie an, wenn V ic gerade malte.
    Es sollte Monate dauern, bis sie das begriff, auch wenn es ihr unbewusst schon von Anfang an klar war. Wenn sie nicht malte und kreativ war, wurde sie stets von einem düsteren Unbehagen erfasst, so als würde sie unter einem Klavier stehen, das gerade von einem Kran angehoben wurde.
    Deshalb nahm sie jeden Auftrag an, den sie bekommen konnte, und verbrachte siebzig Stunden die Woche in der Werkstatt, wo sie Foreigner hörte und die Motorräder krimineller Rassisten neu lackierte.
    Sie malte Flammen und Pistolen, nackte Mädchen und Granaten, Südstaatenflaggen und Naziembleme, Jesus Christus und weiße Tiger, verrottende Ghule und noch mehr nackte Mädchen. Nicht dass sie sich für eine Künstlerin gehalten hätte. Das Malen sorgte dafür, dass die Anrufe aus dem Christmasland ausblieben, und spülte Geld in die Haushaltskasse. Alles andere war nebensächlich.
    Manchmal gab es jedoch Flauten. Dann schien es ihr, als hätte sie sämtliche Motorräder in den Rockies lackiert und es würde nie wieder ein neuer Auftrag reinkommen. Wenn das passierte – wenn sie länger als ein oder zwei Wochen nicht malen konnte –, dann wartete sie und bereitete sich innerlich darauf vor, dass das Telefon bald wieder klingeln würde.
    Bis es eines Tages tatsächlich geschah.
    Es war an einem Dienstagmorgen im September, fünf Jahre nachdem Manx im Gefängnis gelandet war. Lou war schon vor Morgengrauen losgefahren, um jemand aus einem Straßengraben zu ziehen, und hatte sie mit Wayne allein gelassen, der zum Frühstück Hotdogs wollte. Diese ganzen Jahre rochen nach dampfenden Würstchen und dampfender Babykacke.
    Wayne war vor dem Fernseher ruhiggestellt, und V ic drückte gerade Ketchup in billige Hotdog-Brötchen, als das Telefon klingelte.
    Sie betrachtete den Hörer. Es war noch zu früh für irgendwelche Anrufe, und sie wusste schon, wer es war, weil sie seit fast einem Monat nicht mehr gemalt hatte.
    V ic berührte den Hörer. Er war kalt.
    »Wayne«, sagte sie.
    Der Junge blickte auf, einen Finger im Mund. Die V orderseite seines X-Men-Shirts war vollgesabbert.
    »Hörst du das Telefon, Wayne?«, fragte sie.
    Einen Moment lang blickte er sie verständnislos an und schüttelte dann den Kopf.
    Es klingelte noch einmal.
    »Da«, sagte sie. »Hast du das gehört?«
    »Nein«, sagte er und schüttelte den Kopf.
    Er wandte sich wieder dem Fernseher zu.
    V ic nahm den Hörer ab.
    Ein Kind, nicht Brad McCauley, sondern ein Mädchen, sagte: »Wann kommt Papa ins Christmasland zurück? Was hast du mit Papa gemacht?«
    »Du bist nicht echt«, sagte V ic.
    Im Hintergrund hörte sie Kinderstimmen Weihnachtslieder singen.
    »Doch, das bin ich wohl«, sagte das Mädchen. Ein weißer Frostatem wehte durch die kleinen Löcher in der Hörmuschel des Telefons. »Wir sind genauso echt und wirklich wie das, was heute Morgen in New York passiert. Du solltest es dir anschauen. Es ist aufregend! Menschen springen in den Himmel! Es ist aufregend und lustig. Fast so lustig wie das Christmasland.«
    »Du existierst nicht wirklich«, flüsterte V ic noch einmal.
    »Du hast über Papa Lügen erzählt«, sagte das Mädchen. »Das war böse. Du bist eine schlechte Mutter. Wayne sollte zu uns kommen. Er könnte den ganzen Tag mit uns spielen. Wir könnten ihm das Scherenspiel beibringen.«
    V ic knallte den Hörer auf die Gabel. Dann hob sie ihn hoch und knallte ihn noch einmal nieder. Wayne sah mit weit aufgerissenen Augen zu ihr herüber.
    Sie wedelte beruhigend mit der Hand und wandte sich gleichzeitig ab, wobei sie sich große Mühe gab, nicht in

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