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Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis

Titel: Christopher Ross, Clarissa – Im Herzen die Wildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ross
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ihre Beine aus dem Bett schwingen konnte, hörte sie, wie Alex aufstand und barfuß zum Fenster ging. Er fluchte leise in sich hinein. »Sind Sie wach, Lady?«
    »Was glauben Sie denn?«, antwortete sie. »Bei dem Lärm kann man ja nicht schlafen. Das ist schon der zweite Blizzard, den ich bei Ihnen erlebe.«
    »Bin ich jetzt schon am Wetter schuld?« Er riss ein Streicholz und zündete die Lampe an. Als er den Docht hochdrehte, leuchtete warmes Licht bis zur Decke hinauf. »Was Besseres kann Ihnen doch gar nicht passieren. In so einem Blizzard hat niemand Lust, eine Diebin zu jagen. Nicht mal die Polizei.«
    »Sie kennen Frank Whittler nicht.«
    »Kaffee?«, fragte er. »Die Biskuits von vorgestern?«
    »Klingt verlockend«, spottete sie.
    Sie hörte zu, wie er die Kaffeekanne auf den Herd stellte und die Biskuits aus dem Schrank holte. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen. Jeder andere Mann hätte gewartet, bis sie angezogen war, und ihr diese Aufgabe überlassen, und sie hätte sich nicht einmal dagegen gewehrt. Ihr Vater wäre niemals auf die Idee gekommen, das Frühstück zuzubereiten. Selbst als ihre Mutter krank gewesen war, musste sie in die Küche gehen. Alex schien so daran gewöhnt zu sein, alles selbst zu machen, dass er gar nicht auf die Idee kam. Oder er traute ihr noch immer nicht zu, anständigen Kaffee zu kochen.
    Während der Kaffeeduft durch die Hütte zog, wusch sie sich in der Schüssel, die noch mit dem Wasser vom Abend gefüllt war, und zog sich an. Ihre Haare kämmte sie mehrmals kräftig durch. Sie fühlte sich weder besonders sauber noch anziehend oder gar verführerisch, und hielt diesen Zustand auch für sehr praktisch, wenn man mit einem Fallensteller allein in einer Blockhütte wohnte und ein kräftiger Schneesturm um das Haus tobte. Auch weniger rücksichtslose Gesellen als Frank Whittler wären bei so einer Gelegenheit schwach geworden und hätten sich ihr genähert. Es war schon erstaunlich, welche magische Wirkung gerötete Wangen, etwas Feuchtigkeit in den Augen, der Duft von Rosenwasser oder glänzende Haare auf einen Mann ausüben konnten. Alles Tricks, die Frauen einsetzten, wenn sie einen Mann umgarnen wollten, auch wenn sie es nur darauf anlegten, von ihm ausgeführt zu werden.
    Alex schlüpfte gerade in seinen Anorak, als sie den Wohnraum betrat. Er blickte sie ein wenig länger als gewöhnlich an, ließ aber nicht erkennen, was in seinem Kopf vor sich ging. »Ich will nur schnell raus und den Hunden was zu fressen geben«, sagte er. »Kümmern Sie sich inzwischen um die Biskuits. Die letzten, die ich aufwärmen wollte, waren schwarz, als ich sie rausnahm.«
    Noch während sie ihn verwundert anblickte, schnappte er sich den Eimer mit dem Futter und öffnete die Tür. Ein heftiger Windstoß fuhr in die Hütte und brachte eisige Kälte mit. Sie kniff die Augen zusammen, um sich gegen den Schneeschauer zu schützen, der wie sprudelnde Gischt gegen den Herd brandete, und atmete erleichtert auf, als sich die Tür hinter Alex schloss. Selbst in dem heulenden Wind hörte sie ihn fluchen, über den »verdammten Wind«, der auch mal »die Klappe halten« könnte, und seine Huskys, die ständig was zu fressen wollten.
    Die Biskuits waren bereits fertig. Sie nahm das Blech aus dem Backofen, ließ sie auf dem Herd abkühlen und stellte verwundert fest, dass er bereits den Tisch gedeckt hatte, so wie es ihrer Meinung nach nur ein verliebter Mann für eine Frau machte. Sie errötete schon wieder und war froh, dass Alex diesmal nicht in der Nähe war und es mit einer dummen Bemerkung herunterspielen konnte. Sie verteilte die Biskuits auf die Teller, schenkte Kaffee ein und setzte sich. Länger als ein paar Minuten würde er sicher nicht brauchen.
    Als er nach einer Viertelstunde noch immer nicht zurück war, begann sie, sich Sorgen zu machen. Sie hörte die Hunde jaulen und bellen, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie aufgeregt waren und Alex wahrscheinlich dabei war, das Futter auf ihre Näpfe zu verteilen, aber sie konnten genauso gut ein wildes Tier oder eine andere Gefahr gewittert haben. »Alex!«, rief sie, und dann noch einmal so laut, wie sie nur konnte: »Alex! Ist alles in Ordnung, Alex?«
    Als Antwort drang ein leises Stöhnen an ihre Ohren, so glaubte sie jedenfalls, denn so einen schwachen Laut hätte man in dem tobenden Sturm bestimmt nicht gehört. Sie stand so hastig auf, dass sie gegen den Tisch stieß und den Kaffee in ihren Bechern verschüttete. Kurz entschlossen

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