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Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition)

Titel: Chronik der dunklen Wälder - Schamanenfluch: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Tokoroth eine Narbe an der Hand zurückbehalten und eine zweite am Fuß, als sie mit drei Jahren auf eine Feuersteinscherbe getreten war. Fin-Kedinn war ebenfalls voller Narben, die von Jagdunfällen und Kämpfen aus seiner Jugend herrührten. Die große, wulstige Narbe auf seinem Oberschenkel hatte ihm ein Bär beigebracht.
    Verdrossen wühlte sich Torak noch tiefer unter das Laub. Denk nicht an die Raben. Denk an Fa und warum er dir nie etwas gesagt hat. Denk an deine Mutter, und warum sie dich zum Sippenlosen erklärt hat.
    Ein Windstoß ließ die Weiden leise ächzen. In der Ferne hörte Torak das unmelodische Röhren eines verlassenen Elches. Im Frühsommer war der Wald erfüllt von den verzagten Klagerufen der Jungtiere. Ihre Mütter, die nicht gleichzeitig ihre Jungen vom vergangenen Sommer und die neugeworfenen Kälber versorgen konnten, verstießen die Jährlinge von einem Tag auf den anderen und scheuchten sie mit wütenden Tritten davon. Ungefähr einen Mond lang trabten die jungen Elche ziellos durch den Wald und suchten Schutz bei jedem größeren Geschöpf, dem sie begegneten, bis sie schließlich einem Jäger zum Opfer fielen oder rechtzeitig lernten, für sich selbst zu sorgen.
    Ich will zu meiner Mutter , röhrte der junge Elch.
    Torak kniff die Augen zusammen.
    Er wusste so gut wie nichts von seiner Mutter, aber der Gedanke an sie hatte ihn stets getröstet, wie ein wärmender Kern, selbst in schwärzesten Tagen. Er hatte sie geliebt, ohne je darüber nachzudenken, und immer geglaubt, dass auch sie ihn geliebt hatte. Aber ihn zum Clanlosen erklären …
    Ihm war, als hätte sie ihn verlassen.
    Wohin soll ich gehen?, dachte er. Wo gehöre ich hin?
    Ein neuerlicher Windstoß rüttelte die Weiden und sie gaben ihm leise Antwort auf seine Frage. Du gehörst hierher. In den Wald.
    Während er ihnen lauschte, fiel er in Schlaf.

    Mit einem Ruck schreckte er wieder auf.
    Stimmen. Über ihm am Hang.
    Reglos lag er mit pochendem Herzen da.
    Bis ihm einfiel, dass er keine Stimmen vernehmen würde, wenn tatsächlich eine Jagd im Gange wäre.
    Beinahe lautlos krabbelte er ins Freie, schulterte Köcher und Bogen, deckte den nächtlichen Unterschlupf ab und verwischte seine Geruchsspuren mit einer zerquetschten Lauchknolle. Dann kroch er ins schützende Weidendickicht. Die Schatten wurden länger, doch der nächtliche Himmel war noch unbesternt. Er hatte nicht lange geschlafen.
    Die Stimmen näherten sich und verstummten etwa fünfzig Schritte über ihm. Durchs Geäst erkannte er einen Jagdtrupp des Natternclans, der denselben Elchwechsel eingeschlagen hatte wie Torak einige Stunden zuvor. Keine Hunde. Immerhin. Außerdem hatte er wohlweislich seine Spuren auf dem Wechsel verwischt. Oder etwa nicht?
    Der Trupp bestand nicht nur aus Angehörigen des Natternclans. Offenbar waren sie auf dem Wechsel einigen Raben begegnet. Er konnte die Stimmen von Thull, Sialott, Fin-Kedinn und Renn ausmachen.
    Es schmerzte ihn zutiefst, seine Freunde wie ein Fremder aus dem Gebüsch zu belauern, ohne dass er sich ihnen nähern durfte.
    Er beobachtete, wie die jungen Natternmänner ehrerbietig warteten, bis Fin-Kedinn das Wort ergriff, und sich stolz in die Brust warfen, als er anerkennend ihre hirschledernen Waffen musterte. Zwei Natternkinder beäugten Renn ganz schüchtern, die so tat, als merkte sie nichts, während sie ihren Bogen mit einer Handvoll zerstoßener Haselnüsse polierte.
    Ihre Stimmen drangen bis zu ihm. Sie sprachen über Aki.
    »Seine wilde Hundemeute hätte uns beinahe die Jagd verdorben!«, beschwerte sich einer der Natternmänner. »Wenn das so weitergeht…«
    »Seid unbesorgt«, erwiderte Fin-Kedinn. »Aki wird Torak nicht erwischen.«
    »Trotzdem verscheuchen die Hunde das Wild«, entgegnete der Natternmann. »Je schneller der Ausgestoßene aus dieser Gegend verschwindet, desto besser.«
    »Er ist bestimmt schon längst über alle Berge«, sagte Fin-Kedinn, dessen Stimme in der stillen Nacht weit trug. »Er wird gewiss nicht so dumm sein hierzubleiben, jetzt, da das große Sippentreffen kurz bevorsteht.«
    Das Sippentreffen . Torak hatte überhaupt nicht mehr an die Versammlung der Clans gedacht, die alle drei Sommer stattzufinden pflegte und die in diesem Sommer unten an der Mündung des Weißwasserflusses abgehalten wurde, keine zwei Tagesmärsche von seinem Versteck entfernt.
    Die Jäger verabschiedeten sich und zogen weiter, die Nattern in südlicher Richtung zu ihrem Lager am Breitwasser, die Raben

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